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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Wort meines Wyrns ab. Du hast drei Monate, um dem Volk von Arelon deine Prophezeiungen kundzutun. Nach Ablauf dieser Frist werden die heiligen Soldaten aus Fjorden wie Raubtiere auf der Jagd über das Land herfallen und denjenigen, die nicht auf meine Worte hören, ihr unwürdiges Leben entreißen. Nur drei Monate werden vergehen, bevor alle, die sich meinem Reich entgegenstellen, der Zerstörung anheimfallen.
Die Zeit meiner Auferstehung naht, mein Sohn. Sei beherzt und sei emsig.
Worte Jaddeths, des Herrn aller Schöpfung, durch seinen Diener
Wyrn Wulfden den Vierten, Kaiser von Fjorden, Prophet des ShuI Hueth, Herrscher über Jaddeths Heiliges Reich und Regent über alle Schöpfung.
Die Zeit war endlich gekommen. Nur zwei Nationen leisteten noch Widerstand. Fjorden war wieder zu seinem alten Ruhm aufgestiegen, einem Ruhm, den es vor Hunderten von Jahren eingebüßt hatte, als das Erste Reich zusammengebrochen war. Wieder einmal waren Arelon und Teod die einzigen beiden Königreiche, die sich der fjordellischen Herrschaft widersetzten. Diesmal würde Fjorden, mit der Kraft von Jaddeths heiligem Ruf in seinem Rücken, den Sieg davontragen. Und sobald die gesamte Menschheit unter des Wyrns Herrschaft vereint war, konnte Jaddeth von seinem Thron unter der Erde emporsteigen und in aller Herrlichkeit regieren.
Und Hrathen wäre dies dann zu verdanken. Die Bekehrung von Arelon und Teod war seine dringliche Pflicht. Ihm blieben drei Monate, um die religiöse Haltung einer ganzen Kultur zu ändern. Es war eine gewaltige Aufgabe, doch es war lebenswichtig, dass es ihm gelang. Wenn nicht, würden Fjordens Armeen jedes Lebewesen in Arelon vernichten, und Teod würde bald folgen. Die beiden Länder waren zwar durch das Meer voneinander getrennt, hatten jedoch Rasse, Religion und Eigensinn gemeinsam.
Die Leute mochten sich noch nicht darüber im Klaren sein, aber Hrathen war das Einzige, was zwischen ihnen und der vollständigen Vernichtung stand. Sie hatten sich Jaddeth und dessen auserwähltem Volk schon viel zu lange widersetzt.
Hrathen war ihre letzte Chance.
Eines Tages würden sie ihn ihren Erlöser nennen.
Kapitel 4

Die Frau schrie, bis die Erschöpfung sie übermannte; sie rief um Hilfe, um Gnade, nach Domi. Sie hieb auf das breite Tor ein, und ihre Fingernägel hinterließen Spuren in der Schmutzschicht. Schließlich glitt sie kraftlos zu Boden, ihr Leib gelegentlich von Schluchzern erschüttert. Der Anblick ihrer Qualen erinnerte Raoden an seine eigenen Schmerzen - das heftige Stechen in seinem Zeh, den Verlust seines Lebens draußen.
    »Viel länger werden sie nicht warten«, flüsterte Galladon, der Raoden fest am Arm gepackt hatte, um ihn zurückzuhalten.
Schließlich erhob sich die Frau auf wackeligen Beinen. Sie sah benommen aus und schien kaum zu wissen, wo sie sich befand. Dann tat sie einen einzigen, unsicheren Schritt nach links, wobei sie sich mit der Hand an der Mauer abstützte, als spende sie ihr Trost, als sei die Mauer eine Verbindung zur Außenwelt anstatt der Barriere, die sie von ihr trennte.
»Das war's«, meinte Galladon.
»Einfach so?«, fragte Raoden.
Galladon nickte. »Sie hat gut gewählt, oder besser gesagt, so gut es eben geht. Sieh nur!«
Schatten regten sich in einer Gasse, die sich genau an der gegenüberliegenden Seite des Platzes befand. Raoden und Galladon beobachteten das Ganze von einem der vielen baufälligen
Steinbauten aus, die den großen Platz am Stadttor von Elantris säumten. Aus den Schatten schälte sich eine Gruppe Männer, die sich der Frau mit energischen, kontrollierten Schritten näherten und sie umzingelten. Einer streckte die Hand aus und nahm ihr den Korb mit den Opfergaben ab. Die Frau hatte keine Kraft mehr, um Widerstand zu leisten; sie brach einfach erneut zusammen. Galladons Finger gruben sich in Raodens Schulter, als es diesen unwillkürlich vorwärts zog, weil er nach draußen stürmen und den Dieben die Stirn bieten wollte.
»Keine gute Idee. Kolo?«, flüsterte Galladon. »Heb dir deinen Mut für dich selbst auf. Wenn dir ein geprellter Zeh schon beinahe den Garaus gemacht hat, dann stell dir bloß einmal vor, wie es sich anfühlen muss, einen Schlag von einem dieser Knüppel auf deinen tapferen kleinen Kopf abzubekommen.«
Raoden nickte und entspannte sich wieder. Die Frau war ausgeraubt worden, doch es sah nicht so aus, als schwebe sie weiterhin in Gefahr. Dennoch tat es weh, sie zu beobachten, sie war kein junges Mädchen mehr, sondern wies die kräftige

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