Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
Vom Netzwerk:
vergessen habt. Dann wird sich Euch eine andere Möglichkeit eröffnen, dem Reich zu dienen.«
»Sehr wohl, Mylord.«
Hrathens Griff wurde fester. »Begreift dies, bevor Ihr abreist, Arteth. Meine Ankunft ist ein größerer Segen, als Ihr wissen könnt. Jaddeths Wirken ist Euch nicht in seiner Gesamtheit einsichtig. Maßt Euch nicht an, die Absichten unseres Gottes durchschauen zu wollen.« Er hielt inne und erwog seinen nächsten Schritt. Seine Entscheidung war rasch gefällt: Dieser Mann war immer noch von Wert. Hrathen bot sich die einmalige Gelegenheit, auf einen Schlag einen Großteil der arelischen Verirrung wiedergutzumachen, die Fjons Seele befallen hatte. »Seht dort auf dem Tisch, Arteth. Lest die Schriftrolle.«
Fjon blickte zu dem Schreibtisch hinüber, und seine Augen landen die Rolle, die darauflag. Hrathen ließ die Schulter des Mannes los und gestattete ihm, um den Schreibtisch zu gehen und das Schreiben zu lesen.
»Das ist das offizielle Siegel des Wyrns persönlich!«, sagte Fjon und griff nach der Schriftrolle.
»Nicht nur das Siegel, Arteth«, sagte Hrathen. »Es ist auch seine Unterschrift. Das Dokument, das Ihr in Händen haltet, ist von Seiner Heiligkeit höchstpersönlich verfasst worden. Es ist nicht einfach nur ein Brief, es ist heilige Schrift.«
Fjon riss die Augen auf, und seine Finger begannen zu zittern. »Vom Wyrn höchstpersönlich?« Als ihm schließlich vollkommen bewusst wurde, was er da in seinen unwürdigen Händen hielt, ließ er das Pergament mit einem leisen Stöhnen auf den Schreibtisch fallen. Doch sein Blick war unverwandt auf den Brief gerichtet. Gebannt verschlang er die Worte, als sei er ein verhungernder Mann, dem man ein Bratenstück vorgesetzt hatte. Nur wenige Leute erhielten je die Gelegenheit, Worte zu lesen, die Jaddeths Prophet und Heiliger Kaiser niedergeschrieben hatte.
Hrathen gewährte dem Priester Zeit, die Schriftrolle zu lesen, wieder zu lesen und noch einmal zu lesen. Als Fjon endlich den Blick hob, spiegelte sich Verständnis - und Dankbarkeit - in seinen Zügen. Der Mann war nicht dumm. Er wusste, was die Befehle ihm abverlangt hätten, wenn er weiter für Kae verantwortlich gewesen wäre.
»Danke«, murmelte Fjon.
Hrathen nickte huldvoll. »Hättet Ihr es tun können? Hättet Ihr des Wyrns Befehle befolgen können?«
Fjon schüttelte den Kopf, den Blick erneut auf das Pergament gerichtet. »Nein, Euer Gnaden. Ich hätte nicht ... ich hätte mein Amt nicht ausüben - hätte noch nicht einmal denken können -, solange das da auf meinem Gewissen lastet. Ich beneide Euch nicht um Eure Stellung, Mylord. Nicht mehr.«
»Kehrt mit meinem Segen nach Fjorden zurück, Bruder«, sagte Hrathen und zog einen kleinen Briefumschlag aus einer Tasche, die auf dem Tisch lag. »Gebt dies hier den dortigen Priestern. Es ist ein Brief von mir, in dem steht, dass Ihr Eure Versetzung mit der Bereitwilligkeit angenommen habt, die sich für einen Diener Jaddeths geziemt. Sie werden dafür sorgen, dass Ihr einem Kloster zugewiesen werdet. Vielleicht wird man Euch eines Tages wieder erlauben, einer Kapelle vorzustehen - einer, die sich innerhalb der Grenzen Fjordens befindet.«
»Sehr wohl, Mylord. Danke, Mylord.«
Fjon entfernte sich und schloss die Tür hinter sich. Hrathen trat an seinen Schreibtisch und zog aus der Tasche mit seinen Briefen einen anderen Umschlag, der genau wie derjenige aussah, den er Fjon gegeben hatte. Einen Moment lang hielt er ihn in der Hand, dann entzündete er ihn über einer der Kerzen auf dem Schreibtisch. Die Worte, die darin geschrieben standen und Arteth Fjon als Verräter und Abtrünnigen verurteilten, würde nie jemand lesen. Und der arme, liebenswürdige Arteth würde niemals wissen, in welch großer Gefahr er geschwebt hatte.
»Mit Eurer Erlaubnis, Mylord Gyorn«, sagte der sich verneigende Priester, ein unbedeutender Dorven, der über zehn Jahre lang unter Fjon gedient hatte. Hrathen gab dem Mann mit einem Wink zu verstehen, dass er sich zurückziehen dürfe. Die Tür schloss sich leise, nachdem der Priester das Zimmer rückwärts verlassen hatte.
Fjon hatte bei seinen Untergebenen ernsthaften Schaden angerichtet. Selbst eine kleine Schwäche konnte im Laufe von zwei Jahrzehnten große Makel heraufbeschwören, und Fjons Probleme waren alles andere als klein gewesen. Der Mann war so nachsichtig gewesen, dass es geradezu an Ungeheuerlichkeit grenzte. Er hatte eine Kapelle ohne jegliche Ordnung geleitet und sich der arelischen Kultur gebeugt,

Weitere Kostenlose Bücher