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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Marashe und Saolin, Ihr bleibt hier. Ich möchte nicht, dass die anderen aufwachen und wir alle weg sind.«
»Aber ...«, setzte Saolin an, doch er stockte. Er wusste, was ein ausdrücklicher Befehl war.
Es war eine helle Nacht. Der Mond hing voll am Himmel, und sie brauchten die Laterne fast nicht. Raoden trug den alten Elantrier behutsam. Offensichtlich hatte der Mann nicht mehr die Kraft, den Arm zu heben und in eine Richtung zu deuten. Deshalb musste Raoden an jeder Abzweigung stehen bleiben und in den Augen des alten Mannes nach einem Zeichen forschen, dass sie abbiegen sollten.
Es ging nur langsam voran, und so war es beinahe schon Morgen, als sie ein zerfallenes Gebäude am äußersten Rand von Elantris erreichten. Das Bauwerk unterschied sich im Grunde nicht von den umstehenden, wies jedoch ein Dach auf, das größtenteils intakt war.
»Hast du eine Ahnung, was das ist?«, fragte Raoden.
Galladon dachte einen Augenblick nach und kramte in seiner Erinnerung. »Ich glaube schon, Sule. Es ist so eine Art Versammlungshaus der Elantrier gewesen. Mein Vater ist gelegentlich hierher gegangen. Allerdings durfte ich ihn nie begleiten.«
Karata bedachte Galladon im Laufe seiner Erklärung mit einem überraschten Blick, doch sie sparte sich ihre Frage für ein anderes Mal auf. Raoden trug den alten Elantrier in das leer stehende Gebäude. Es war kahl und nichtssagend. Raoden betrachtete das Antlitz des Mannes eingehend. Der Alte sah zu Boden.
Galladon ging in die Knie und wischte suchend den Schmutz vom Boden. »Hier ist ein Aon.«
»Welches?«
»Rao, glaube ich.«
Raoden runzelte die Stirn. Die Bedeutung des Aons Rao war einfach: Es bedeutete »Lebensgeist« oder »geistige Kraft«. Doch in dem Buch über AonDor war es nur selten erwähnt, und es wurde nie erläutert, welche magische Wirkung das Aon hervorrufen sollte.
»Drück es«, schlug Raoden vor.
»Versuch ich doch schon, Sule«, sagte Galladon ächzend. »Ich glaube nicht, dass es ...« Der Dula brach ab, sobald sich ein Teil des Bodens absenkte. Er stieß einen Schrei aus und kroch hastig zurück, als sich der gewaltige steinerne Block knirschend in die Tiefe bewegte. Karata räusperte sich und deutete auf ein Aon an der Wand, das sie gedrückt hatte. Das Aon Tae. Das uralte Zeichen mit der Bedeutung »öffnen«.
»Hier sind Treppenstufen, Sule«, sagte Galladon, der den Kopf über das Loch gebeugt hatte. Er kletterte hinab, gefolgt von Karata mit der Laterne. Nachdem Raoden ihnen den alten Hoed hinuntergereicht hatte, folgte er ihnen.
»Raffinierter Mechanismus«, stellte Galladon mit einem Blick auf die Reihe von Zahnrädern fest, die den gewaltigen Steinblock nach unten befördert hatten. »Mareshe wäre spätestens jetzt völlig aus dem Häuschen. Kolo?«
»Ich finde diese Wände viel interessanter.« Raoden starrte die schönen Wandgemälde an. Der Raum war rechteckig und niedrig, nicht einmal zweieinhalb Meter hoch. Doch er war wunderbar verziert mit Wandgemälden und doppelreihigen, mit Skulpturen geschmückten Pfeilern. »Haltet die Laterne hoch.«
Die Wände waren mit weißhaarigen Gestalten mit silberner Haut bedeckt. Die zweidimensionalen Figuren widmeten sich verschiedenen Aktivitäten. Manche knieten vor gewaltigen Aonen. Andere gingen gesenkten Hauptes in Reihen nebeneinander her. Sämtliche Gestalten hatten etwas Förmliches an sich.
»Dies ist ein heiliger Ort«, sagte Raoden. »Eine Art Schrein.«
»Eine elantrische Religion?«, fragte Karata.
»Irgendetwas müssen sie gehabt haben«, meinte Raoden. »Vielleicht waren sie von ihrer eigenen Göttlichkeit nicht so überzeugt wie der Rest von Arelon.« Er warf Galladon einen fragenden Blick zu.
»Mein Vater hat nie über Religion gesprochen«, sagte der Dula. »Aber die Elantrier hatten viele Geheimnisse, selbst vor ihren Familien.«
»Dort drüben!« Karata deutete auf die Rückwand des rechteckigen Raumes, an der nur ein einziges Wandgemälde prangte. Es stellte ein großes ovales Gebilde dar, das wie ein Spiegel aussah. Ein Elantrier stand mit ausgestreckten Armen dem Oval zugewandt da, die Augen geschlossen. Er schien auf die blaue Scheibe zuzufliegen. Der Rest der Wand war schwarz, bis auf eine große weiße Kugel auf der anderen Seite des Ovals.
»See.« Die Stimme des alten Elantriers klang leise, aber bestimmt.
»Es ist von der Seite gemalt«, erkannte Karata. »Seht doch, er fällt in einen See.«
Raoden nickte. Der Elantrier auf dem Bild flog nicht, sondern fiel. Das Oval war die

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