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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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viel«, sagte Karata vom Ende des Pfades herab. »Hier oben geht es nicht mehr weiter.«
Raoden nickte und legte das kurze Stück rasch zurück. Auf dem Kamm über dem Plateau stieß er wieder zu Karata.
»See«, flüsterte der Mann erschöpft und zufrieden.
Raoden runzelte die Stirn. Der sogenannte See war kaum drei Meter tief. Eigentlich war es mehr ein Tümpel. Das Wasser war kristallblau, und Raoden konnte keinen Zu- oder Abfluss erkennen.
»Was nun?«, wollte Galladon wissen.
»Wir tauchen ihn hinein«, mutmaßte Raoden. Er kniete sich hin und ließ den Elantrier in den Tümpel gleiten. Der Mann trieb kurz in dem saphirnen Wasser und gab dann einen seligen Seufzer von sich. Das Geräusch rief eine tiefe Sehnsucht in Raoden wach, das wilde Verlangen, sowohl seine körperlichen als auch seine geistigen Schmerzen abzuschütteln. Das Gesicht des alten Elantriers schien sich ein wenig zu glätten. Seine Augen wurden wieder lebendig.
Diese Augen blickten Raoden einen Moment lang an, und ihm glänzte Dankbarkeit entgegen. Dann löste sich der Mann auf.
»Zur Doloken!«, fluchte Galladon, als der alte Elantrier wie Zucker in einer Tasse Adolistee dahin schmolz. Kaum eine Sekunde später war der Mann verschwunden. Keine Spur blieb übrig von Fleisch, Knochen oder Blut.
»Seid lieber vorsichtig, mein Prinz«, warnte Karata.
Raoden blickte hinab und sah, wie nahe er dem Rand des Tümpels war. Die Schmerzen schrien in seinem Innern. Er zitterte am ganzen Leib, als wisse sein Körper, wie nahe er der Erlösung war. Er musste sich nur fallen lassen ...
Raoden stand auf. Er stolperte ein wenig, als er sich von dem lockenden Tümpel zurückzog. Er war noch nicht so weit. Er würde so lange nicht so weit sein, bis die Schmerzen ihn vollständig beherrschten. Solange er noch einen Funken Willenskraft übrig hatte, würde er weiterkämpfen.
Er legte Galladon eine Hand auf die Schulter. »Wenn ich zu einem Hoed geworden bin, dann bring mich hierher. Lass mich nicht unter Schmerzen dahinvegetieren.«
»Du bist neu in Elantris, Sule«, meinte Galladon spöttisch. »Du wirst noch jahrelang durchhalten.«
Die Schmerzen wüteten in Raoden und ließen seine Knie zittern. »Versprich es mir nur, mein Freund. Schwör mir, dass du mich hierher bringen wirst.«
»Ich schwöre es, Raoden«, sagte Galladon feierlich. Sein Blick war besorgt.
Raoden nickte. »Kommt, wir haben einen langen Weg zurück in die Stadt vor uns.«
    Kapitel 26
Das Tor schlug donnernd zu, als Sarenes Karren zurück nach Kae rollte. »Du bist dir
sicher, dass er der Anführer ist?«, fragte sie.
Ashe bewegte sich ein wenig auf und ab. »Ihr hattet recht, Mylady. Meine
Informationen über die Bandenanführer waren längst überholt. Sie nennen diesen
Neuankömmling Lord Lebensgeist. Er ist erst neulich aufgestiegen. Die meisten Leute hatten vor einem guten Monat noch nie etwas von ihm gehört, auch wenn ein Mann behauptet, Lord Lebensgeist und Shaor seien ein und dieselbe Person. Die Berichte stimmen darin überein, dass er sowohl Karata als auch Aanden besiegt hat. Anscheinend ist es bei der zweiten Auseinandersetzung zu einer gewaltigen Schlacht gekommen.«
    »Dann handelt es sich bei den Leuten, mit denen ich mich treffe, um Hochstapler.« Sarene tippte sich mit dem Finger an die Wange. Sie fuhr hinten auf dem Karren mit, auch wenn dies kaum eine angemessene Transportmöglichkeit für eine Prinzessin war. Keiner der Adeligen hatte ihr an diesem Tag angeboten, in seiner Kutsche mitzufahren. Eigentlich hatte sie Shuden bitten wollen, sie mitzunehmen, aber der war bereits verschwunden. Die junge Torena war Sarene zuvorgekommen.
    »Anscheinend, Mylady. Erzürnt Euch das?« Ashe stellte die Frage vorsichtig. Er hatte es mehr als deutlich gemacht, dass er ihre Sorge um Lebensgeist für eine unnötige Ablenkung hielt.
    »Nein, nicht wirklich. Man muss bei allem politischen Handeln mit einem gewissen Maß an List rechnen.« Das sagte sie jedenfalls. Politische Notwendigkeit hin oder her, sie wollte, dass Lebensgeist ihr gegenüber ehrlich war. Sie hatte sogar begonnen, ihm zu vertrauen, und das bereitete ihr Sorgen.
    Aus irgendeinem Grund schien er sie zu seiner Vertrauten machen zu wollen. In Gegenwart der anderen war er heiter und fröhlich, aber kein Mann konnte so einseitig optimistisch sein. Wenn er sich mit Sarene allein unterhielt, war er ehrlicher. Sie konnte den Schmerz in seinen Augen sehen, unausgesprochene Trauer und Sorgen. Kriegsherr oder nicht, diesem Mann lag

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