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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Grunde nicht verändert. Obgleich ihre Männer ihr einen Teil ihrer Beute abgeliefert haben mussten, wäre man angesichts ihres Geschreis niemals darauf gekommen. »Bringt mir Essen!«, heulte sie. Ihre Stimme war schon lange, bevor man die Bank betrat, zu vernehmen. »Ich will Essen!«
Raoden führte seinen kleinen Trupp in die Bank. Shaors übrig gebliebene Gefolgsleute folgten ihnen. Sie kamen langsam näher und warteten auf den unvermeidlichen Befehl ihrer Göttin, die Eindringlinge umzubringen.
Raoden war schneller. Er nickte den anderen zu, und jeder ließ seinen Sack fallen. Getreide ergoss sich über den unebenen Boden der Bank, vermischte sich mit der schleimigen Schmutzschicht und fiel in Ritzen und Spalten. Hinter ihnen ertönte Geheul, und Raoden winkte seine Leute beiseite, als Shaors Männer sich auf das Getreide stürzten.
»Bringt sie um!«, schrie Shaor, doch zu spät. Ihre Gefolgsleute waren längst damit beschäftigt, sich das Essen in den Mund zu stecken.
Raoden und die anderen verließen den Ort wieder genauso einfach, wie sie gekommen waren.
Der Erste kam nur wenige Stunden später nach Neu-Elantris. Raoden stand neben dem großen Feuer, das sie auf einem der höheren Gebäude entfacht hatten. Die Flammen verzehrten einen guten Teil ihrer kostbaren Holzabfälle, und Galladon war von Anfang an dagegen gewesen. Raoden hörte nicht auf seine Einwände. Shaors Männer brauchten das Feuer, um die Verbindung herstellen zu können - den geistigen Sprung zu tun, der sie wieder zur Vernunft bringen würde.
Der erste Barbar schälte sich aus der abendlichen Dunkelheit. Er bewegte sich verstohlen, seine Körperhaltung war nervös und hatte etwas Tierisches an sich. Im Arm hielt er einen zerrissenen Sack, in dem sich ein paar Hand voll Getreidekörner befanden.
Raoden bedeutete seinen Kriegern, sich zurückzuziehen. »Was wollt Ihr?«, fragte er den Barbaren.
Der Mann starrte ihn sprachlos an.
»Ich weiß, dass Ihr mich versteht«, sagte Raoden. »Ihr könnt noch nicht lange hier drin sein, höchstens ein halbes Jahr. Das ist nicht lange genug, um das Sprechen zu verlernen, auch wenn Ihr Euch selbst am liebsten einreden würdet, dass es so ist.«
Der Mann hielt ihm den Sack entgegen. Seine Hände glänz ten schleimig.
»Was?«, meinte Raoden beharrlich.
»Kochen«, brachte der Mann schließlich hervor.
Das Korn, das sie Shaors Männern hingeworfen hatten, war Saatgut gewesen, das über den Winter hart geworden war und im Frühjahr ausgesät werden sollte. Auch wenn Shaors Männer es gewiss versucht hatten, hatten sie es bestimmt nur unter Schmerzen zerkauen und schlucken können.
Raoden hatte gehofft, die Männer würden sich auf diese Weise irgendwo in den Tiefen ihres brach liegenden Geistes daran erinnern, dass sie einst Menschen gewesen waren. Er hatte gehofft, sie würden sich an die Zivilisation und die Möglichkeit des Kochens erinnern. Er hatte gehofft, sie würden sich ihrem Menschsein stellen.
Kapitel 32
    »Ich werde Euer Essen nicht für Euch kochen«, sagte Raoden. »Aber Ihr könnt es von mir aus selbst tun.«
Du trägst also doch wieder Schwarz, meine Liebe?«, fragte Herzog Roial, als er ihr in die Kutsche half.
Sarene blickte auf ihr Kleid hinab. Es war keines, das Eshen ihr geschickt hatte, sondern eines, das sie sich von Shuden von einem seiner Karawanenzüge durch Duladel hatte mitbringen lassen. Es war nicht so weit wie die derzeitige Mode in Arelon, sondern lag eng an ihrem Körper an. Der weiche Samtstoff war mit winzigen silbernen Mustern bestickt, und es wies ein kurzes Cape auf, das ihre Schultern und Oberarme bedeckte und einen Umhang überflüssig machte.
»Es ist eigentlich blau, Euer Gnaden«, sagte sie. »Ich trage niemals Schwarz.«
»Aha.« Der bejahrte Mann trug einen weißen Anzug mit einer Weste in sattem Kastanienbraun. Die Kleidung passte gut zu seinem sorgfältig frisierten weißen Haar.
Der Kutscher schloss die Tür und kletterte auf den Bock. Einen Augenblick später befanden sie sich auf dem Weg zu dem Ball.
Sarene starrte auf die dunklen Straßen von Kae hinaus. Ihr war melancholisch zumute. Natürlich konnte sie sich nicht weigern, den Ball zu besuchen; schließlich hatte Roial auf ihren Vorschlag hin zugestimmt, ihn zu veranstalten. Doch diese Pläne hatte sie vor einer Woche geschmiedet, vor den Er eignissen in Elantris. Die letzten drei Tage hatte sie ganz mit Nachdenken zugebracht. Sie hatte versucht, ihre Gefühle in den Griff zu bekommen und ihre Pläne neu

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