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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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nicht völlig das Gleichgewicht zu verlieren. Dennoch rutschte sie den Gang hinab und blieb erst unten angekommen stehen.
Nun befand sie sich in der Mitte der nächsten Tunnelkreuzung. Langsam hob Sarene den Blick.
König Iadon, der sie ebenfalls anstarrte, wirkte genauso verblüfft, wie sie sich fühlte.
»Gnädiger Domi«, flüsterte Sarene. Der König stand ihr zugewandt hinter einem Altar, ein mit roten Schlieren besudeltes Messer erhoben. Er war vollkommen nackt. Seine Brust war blutverschmiert. Auf dem Altar lagen die Überreste einer
Frau, die man an den Altar gebunden und ausgeweidet hatte. Sie war vom Hals bis zum Unterleib aufgeschlitzt.
Iadon fiel das Messer aus der Hand. Auf dem schlammigen Boden schlug es mit einem gedämpften Geräusch auf. Erst da bemerkte Sarene ein Dutzend Gestalten in seinem Rücken, die schwarze Gewänder mit aufgestickten duladenischen Runen trugen. Jede von ihnen trug einen langen Dolch. Etliche kamen auf sie zugestürzt.
Sarene schwankte zwischen dem Verlangen ihres Körpers, sich zu übergeben, und dem Drängen ihres Geistes, dass sie schreien sollte.
Der Schrei gewann.
Sie stolperte rückwärts, rutschte erneut aus und plumpste in den Schlamm. Die Gestalten eilten auf sie zu. Sie trugen Kapuzen über den Gesichtern und starrten sie begierig an. Sarene versuchte verzweifelt und immer noch schreiend in dem Dreck wieder auf die Beine zu kommen. Beinahe hätte sie die Schritte nicht gehört, die von rechts kamen.
Dann war Eondel da.
Das Schwert des betagten Generals funkelte in dem Dämmerlicht und durchtrennte sauber einen Arm, der nach Sarenes Knöchel griff. Andere Gestalten kamen hinter ihm den Gang entlang, Männer in der Uniform von Eondels Privatarmee. Ein in Rot gekleideter Mann war ebenfalls dort: Dilaf, der derethische Priester. Er beteiligte sich nicht an dem Kampf, sondern stand abseits und beobachtete das Geschehen fasziniert.
Völlig verblüfft versuchte Sarene erneut aufzustehen, doch sie rutschte nur ein weiteres Mal in dem Schlamm aus. Eine Hand packte sie am Arm und half ihr auf. In Roials faltigem Gesicht war ein erleichtertes Lächeln zu sehen, als er Sarene auf die Beine zog.
»Das nächste Mal verratet Ihr mir vielleicht besser, was Ihr vorhabt, Prinzessin«, schlug er vor.
»Du hast ihm Bescheid gegeben!« Sarene warf Ashe einen anklagenden Blick zu.
»Natürlich habe ich das, Mylady«, erwiderte das Seon und pulsierte leicht, um seiner Bemerkung mehr Nachdruck zu verleihen. Sie saß mit Ashe und Lukel in Roials Arbeitszimmer. Sarene trug ein Gewand, das der Herzog von einem seiner Dienstmädchen ausgeliehen hatte. Es war natürlich zu kurz, aber immer noch besser als ein Samtkleid voller Schlamm.
»Wann?«, wollte Sarene wissen. Sie lehnte sich auf Roials tiefem Plüschsofa zurück und wickelte sich in eine Decke. Der Herzog hatte angeordnet, dass man ihr ein Bad einließ, und ihre Haare waren immer noch nass und kalt in der Nachtluft.
»Er hat Opa gerufen, sobald Ihr meine Auffahrt verlassen hattet«, erklärte Roial, der mit drei dampfenden Tassen das Zimmer betrat. Nachdem er ihr und Lukel je eine Tasse gereicht hatte, nahm er ebenfalls Platz.
»So bald schon?«, fragte Sarene überrascht.
»Ich habe gewusst, dass Ihr niemals umkehren würdet, egal, was ich sagen sollte«, meinte Ashe.
»Du kennst mich zu gut«, murmelte sie und nahm einen Schluck von ihrem Getränk. Es war fjordellischer Garha, was gut war, denn sie konnte es sich noch nicht leisten einzuschlafen.
»In dem Punkt bekenne ich mich gern schuldig, Mylady«, sagte Ashe.
»Warum hast du dann überhaupt versucht mich aufzuhalten, bevor du mich in die Kloake geführt hast?«, fragte sie.
»Ich habe Zeit geschunden, Mylady«, erläuterte Ashe. »Der
Herzog bestand darauf, Euch selbst nachzukommen, und seine Gruppe bewegte sich nur langsam.«
»Ich mag langsam sein, aber ich wollte mir auf keinen Fall entgehen lassen, was immer Ihr ausgeheckt hattet, Sarene«, sagte Roial. »Man sagt, mit dem Alter kommt die Weisheit. Bei mir hat sich aber lediglich eine unerträgliche Portion Neugierde eingestellt.«
»Und Eondels Soldaten?«, fragte Sarene.
»Sind bereits auf dem Fest gewesen«, sagte Lukel. Ihr Cousin hatte darauf bestanden, eingeweiht zu werden, nachdem er gesehen hatte, wie Sarene völlig verdreckt in Roials Haus geschlichen war. »Ich habe ein paar von ihnen gesehen, wie sie sich unter die Gäste mischten.«
»Ich hatte Eondels Offiziere eingeladen«, erklärte Roial. »Oder zumindest das

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