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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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dir fallen, ihnen zu folgen.«
Mürrisch führte das Seon sie die Straße entlang, die bald an einem dreckigen Torbogen voller Pilzflechten endete. Sarene schritt entschlossenen Schrittes vorwärts, ohne darauf zu achten, dass der Schlamm ihr Kleid ruinieren würde.
Das Mondlicht schien nur bis zur ersten Abzweigung. Einen Augenblick stand Sarene in der erdrückenden, nasskalten Schwärze und wurde jäh von der Erkenntnis gepackt, dass nicht einmal sie töricht genug gewesen wäre, das verwirrende Labyrinth ohne jegliche Führung zu betreten. Glücklicherweise hatte Ashe ihr die Behauptung jedoch abgenommen. Allerdings überlegte Sarene, ob sie nun beleidigt sein sollte, weil er ihr ein derartiges Ausmaß an arroganter Dummheit zutraute.
Ashe leuchtete ein wenig heller. Der Abwasserkanal war eine hohle Röhre, ein Überbleibsel aus der Zeit, als die elantrische Magie noch jedes Haus in Kae mit laufendem Wasser versorgt hatte. Jetzt benutzte man die Kanalisation für Abfälle und Exkremente. In regelmäßigen Abständen wurde der Aredel umgeleitet, um den Dreck fortzuspülen - was jedoch offensichtlich schon lange nicht mehr gemacht worden war, denn die nasse Schicht am Boden des Ganges ging ihr bis zu den Knöcheln. Sie dachte lieber erst gar nicht darüber nach, woraus der schmutzige Schlamm bestehen musste, aber der beißende Gestank lieferte einen penetranten Hinweis.
Sämtliche Tunnel sahen für Sarene gleich aus. Eines beruhigte sie jedoch: der Orientierungssinn des Seons. Man konnte sich in Ashes Begleitung unmöglich verlaufen. Seonen wussten immer, wo sie sich befanden, und fanden zielsicher jeden Ort wieder, an dem sie je gewesen waren.
Ashe flog voran. Er schwebte knapp über der Dreckschicht.
»Mylady, dürfte ich erfahren, weshalb Ihr so sicher wart, dass sich der König von Roials Fest davonschleichen würde?«
»Das kannst du dir doch bestimmt selbst zusammenreimen«, schalt sie ihn.
»Seid versichert, dass ich das bereits versucht habe, Mylady.«
»Nun, welchen Wochentag haben wir?«
»MaeDal?«, erwiderte das Seon, während es sie um eine Ecke führte.
»Richtig. Und was passiert jede Woche am MaeDal?«
Ashe antwortete nicht sofort. »Euer Vater spielt ShinDa mit Lord Eoden?«, fragte er ungewöhnlich entnervt. Die Ereignisse des Abends, besonders Sarenes Streitlust, schienen langsam sogar Ashes eindrucksvolle Geduld zu erschöpfen.
»Nein«, sagte Sarene. »Jede Woche am MaeDal um elf dringen Geräusche aus dem Geheimgang, der durch die Mauer an meinem Zimmer verläuft - dem Gang, der zu den Gemächern des Königs führt.«
Das Seon gab einen Laut des Verstehens von sich.
»Ab und an habe ich auch Geräusche in anderen Nächten vernommen«, erklärte Sarene. »Aber MaeDal war der einzige Tag, an dem es regelmäßig passiert ist.«
»Also habt Ihr Roial heute Abend ein Fest veranstalten lassen in der Erwartung, der König würde sich an seinen Zeitplan halten«, sagte das Seon.
»Genau«, sagte Sarene, die sich Mühe gab, in dem Schlamm nicht auszurutschen. »Und ich musste sichergehen, dass das Fest lange dauert und die Gäste mindestens bis Mitternacht bleiben. Die Mondfinsternis hat da einen passenden Vorwand abgegeben. Der König musste auf dem Fest erscheinen, das hat ihm allein schon sein Stolz geboten. Allerdings muss der wöchentliche Termin wichtig sein, denn er ist das Risiko eingegangen, vorzeitig von dem Fest zu verschwinden, um ihn einzuhalten.«
»Mylady, die Sache will mir gar nicht gefallen«, sagte Ashe. »Was kann der König um Mitternacht in der Kanalisation treiben?«
»Genau das will ich herausfinden«, sagte Sarene und wischte ein Spinnennetz beiseite. Ein einziger Gedanke trieb sie durch Schlamm und Dunkelheit - eine Möglichkeit, die sie sich kaum selbst einzugestehen wagte: Vielleicht war Prinz Raoden noch am Leben. Vielleicht hatte Iadon ihn nicht in den Kerker geworfen, sondern ließ ihn in der Kanalisation gefangen halten. Möglicherweise war Sarene doch keine Witwe!
Vor ihnen erklang ein Geräusch. »Stell dein Licht schwächer, Ashe«, sagte sie. »Ich glaube, ich kann Stimmen hören.«
Er tat, wie ihm geheißen, sodass er kaum mehr zu sehen war. Kurz vor ihnen befand sich eine Kreuzung, und in dem Tunnel ganz rechts flackerte Fackelschein. Langsam näherte sich Sarene der Ecke, um in den Gang zu lugen. Unglücklicherweise hatte sie nicht bemerkt, dass sich der Boden vor der Kreuzung leicht neigte. Sie rutschte aus und ruderte verzweifelt mit den Armen durch die Luft, um

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