Elantris
mir antut, Sarene? Ich hätte niemals dieser sogenannten Fechterei zugestimmt, wenn ich geahnt hätte, dass es die Figur meiner Frau ruinieren würde.«
»Ruinieren?«, fragte Sarene überrascht.
»Ich komme aus Südarelon, Prinzessin.« Ahan nahm sich noch mehr Muscheln. »Bei uns gilt rund als schön. Nicht jeder will, dass Frauen wie verhungerte Schuljungen aussehen.« Als ihm bewusst wurde, dass er vielleicht zu weit gegangen war, hielt er inne. »Das war natürlich nicht böse gemeint.«
Sarene runzelte die Stirn. Ahan war im Grunde ein reizender Mann, aber er redete - und handelte - oft unüberlegt. Sie zögerte, da sie nicht recht wusste, wie sie angemessen reagieren sollte.
Der wunderbare Herzog Roial kam ihr zu Hilfe. »Tja, Ahan, wir müssen weiter. Ich habe einige Gäste zu begrüßen. Ach, übrigens, Ihr solltet Eurer Karawane vielleicht besser sagen, sie möge sich beeilen.«
Ahan blickte auf, als Roial und Sarene sich zum Gehen wandten. »Karawane?«, fragte er auf einmal sehr ernst. »Welche Karawane?«
»Na, die Karawane, die für Euch Sauermelonen von Duladel nach Svorden transportiert«, meinte der Herzog beiläufig. »Ich habe selbst vor einer Woche eine Schiffsladung losschicken lassen. Sie sollte morgen Vormittag eintreffen. Ich fürchte, Eure Karawane wird einen gesättigten Markt vorfinden, mein Freund. Mal ganz abgesehen davon, dass Eure Melonen ein wenig überreif sein werden.«
Ahan fluchte. Der Teller in seiner Hand senkte sich bedenklich, und unbemerkt fielen seine Schalentiere auf den Rasen. »Wie im Namen Domis habt Ihr das geschafft?«
»Ach, habt Ihr das gar nicht gewusst?«, fragte Roial. »Ich war der Geschäftspartner des jungen Lukel bei seinem Unternehmen. Ich habe sämtliche Früchte von seiner Schiffsladung letzte Woche erhalten, die noch nicht reif waren. Sie sollten bei ihrer Ankunft in Svorden schön reif sein.«
Ahan schüttelte den Kopf und stieß ein tiefes Lachen aus. »Ihr habt mich wieder drangekriegt, Roial. Aber wartet nur ab! Eines Tages werde ich Euch endlich übertrumpfen, und Ihr werdet so überrascht sein, dass Euch eine Woche lang das Maul offen stehen bleibt!«
»Darauf freue ich mich schon«, sagte Roial, und sie ließen die Serviertische hinter sich.
Sarene lachte in sich hinein. Hinter ihnen konnte man hören, wie Seaden ihren Mann ausschalt. »Ihr seid tatsächlich so ein guter Geschäftsmann, wie es immer heißt, nicht wahr?«
Bescheiden streckte Roial die Hände von sich. Dann sagte er: »Ja. Ganz genau so gut.«
Sarene lachte.
»Allerdings«, fügte Roial hinzu, »stellt mich Euer junger Cousin noch in den Schatten. Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wie es ihm gelungen ist, diese Lieferung Sauermelonen geheim zu halten. Meine duladenischen Spione sind eigentlich dazu da, mich von derlei Dingen zu unterrichten. Ich habe mich nur an dem Geschäft beteiligen können, weil Lukel sich wegen der Finanzierung an mich gewandt hat.«
»Dann ist es ja gut, dass er nicht stattdessen zu Ahan gegangen ist.«
»In der Tat«, stimmte Roial ihr zu. »Ich würde nichts anderes mehr zu hören bekommen, wenn er es getan hätte. Ahan versucht nun schon seit zwanzig Jahren, mir ein Schnippchen zu schlagen. Eines Tages wird er erkennen, dass ich mich nur so brillant gebe, um ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen, und dann wird das Leben nicht mehr halb so unterhaltsam sein.«
Sie gingen weiter, unterhielten sich mit Gästen und genossen die Zeit in Roials wunderbaren Gartenanlagen. Die Beete mit den blühenden Frühjahrsblumen waren geschickt mit Fackeln, Laternen und sogar Kerzen ausgeleuchtet. Am
beeindruckendsten waren die Kreuzholzbäume, deren Äste mit ihren rosafarbenen und weißen Blüten von Laternen angestrahlt wurden, die von oben bis unten an den Stämmen befestigt waren. Sarene hatte so viel Spaß, dass sie beinahe jegliches Zeitgefühl verloren hätte. Erst Ashes plötzliches Erscheinen rief ihr den wahren Zweck des Abends in Erinnerung.
»Mylady!«, rief Ashe. »Der König verlässt das Fest.«
»Bist du sicher?«, fragte sie und wandte den Blick rasch von den Kreuzholzblüten.
»Ja, Mylady«, sagte Ashe. »Er ist heimlichtuerisch fort, indem er behauptet hat, austreten zu müssen. Stattdessen hat er jedoch seine Kutsche gerufen.«
»Entschuldigt mich, Euer Gnaden«, meinte Sarene kurz angebunden zu Roial. »Ich muss los.«
»Sarene?«, fragte Roial überrascht, als Sarene sich auf den Weg zum Haus zurück machte. Dann rief er eindringlicher: »Sarene! Ihr
Weitere Kostenlose Bücher