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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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hätte, einen weiteren Überfall abzuwehren.
    Jetzt war der Mond beinahe wieder vollständig zu sehen. Hrathen starrte mit neuer Entschlusskraft gen Himmel. Viel leicht fehlte es ihm an Inbrunst, aber er besaß überdurch schnittlich viel Entschlossenheit. Hrathen leckte sich über die nun weinbenetzten Lippen und fing erneut zu beten an. Er würde weitermachen wie bisher und sein Bestes geben, um in Lord Jaddeths Reich zu dienen.
    Mehr konnte Gott nicht von ihm erwarten.
Kapitel 34
Raoden hatte sich getäuscht, was Shaors Männer betraf. Ein paar kamen in jener Nacht zu ihm, um ihr Essen zu kochen. Das Licht des Bewusstseins schien schwach in ihren Augen. Bei den Übrigen, der Mehrzahl von Shaors Gefolgsleuten, war dem nicht so.
    Sie kamen aus einem anderen Grund zu ihm.
Er sah, wie einige von ihnen einen gewaltigen Steinblock auf Mareshes Schlitten zogen. Sie besaßen keinen Verstand mehr. Irgendwie war ihre Fähigkeit zu rationalem
    Denken verkümmert, als sie sich ihrem tierischen Wahnsinn hingegeben hatten. Während manche sich - wenn auch nur teilweise - erholten, schien für den Rest jede Hilfe zu spät zu kommen. Sie hatten nicht die Verbindung zwischen Flammen und Kochen hergestellt, sondern hatten bloß stundenlang dagestanden und hatten vor Wut und Verwirrung geheult, weil sie die Getreidekörner nicht verschlingen konnten.
    Nein, diese Männer waren nicht in seine Falle getappt. Aber sie waren dennoch gekommen, denn Raoden hatte ihre Göttin entthront.
Er hatte Shaors Revier betreten und war heil entkommen. Er hatte Macht über Nahrung. Er konnte sie für den einen ungenießbar machen, für den Nächsten jedoch saftig. Seine Soldaten hatten Shaors Bande immer wieder besiegt. Ihr einfach gestrickter, degenerierter Verstand sagte ihnen, dass es nur eins zu tun gab, wenn man einen Gott vor sich hatte, der mächtiger als der eigene war: konvertieren.
Sie kamen am Morgen nach seinem Versuch, ihre Intelligenz wiederzuerwecken. Er war die kurze Verteidigungsmauer um Neu-Elantris abgeschritten und hatte sie sich durch eine der Hauptverkehrsstraßen der Stadt stehlen sehen. Er hatte Alarm geschlagen, weil er dachte, sie hätten sich letzten Endes doch für einen aufeinander abgestimmten Angriff entschieden.
Doch Shaors Männer waren nicht gekommen, um zu kämpfen. Sie waren gekommen, um ihm ein Geschenk zu überbringen: den Kopf ihrer letzten Gottheit. Oder zumindest ihre Haare. Der Anführer der Barbaren hatte Raoden die goldene Perücke zu Füßen geworfen. Ihre Strähnen waren von dunklem, trägem elantrischem Blut befleckt.
Obwohl seine Leute gründlich suchten, fanden sie Shaors Leiche nie.
Während das Haar ihrer gefallenen Göttin vor den Barbaren im Schmutz lag, hatten sie die Häupter in demütigem Gebet zu Boden geneigt. Von nun an taten sie alles, was Raoden ihnen sagte. Im Gegenzug belohnte er sie mit kleinen Nahrungshappen, genau wie man es mit seinem Lieblingshaustier machen würde.
Er fand es beunruhigend, Menschen wie Tiere zu behandeln. Deshalb unternahm er weitere Versuche, ihren Verstand wiederherzustellen, aber nach nur zwei Tagen war ihm klar, dass alle Hoffnung vergeblich war. Diese Männer hatten ihren Intellekt aufgegeben, und egal, ob die psychologischen Umstände oder das Dor schuld daran waren, er würde nie mehr zurückkehren.
Sie benahmen sich bemerkenswert gut, ja sogar gefügig. Die Schmerzen schienen ihnen nichts auszumachen, und sie erfüllten jegliche Aufgabe, gleichgültig wie niedrig oder mühsam. Wenn Raoden ihnen auftrug, gegen ein Gebäude zu drücken, bis es umfiel, konnte er Tage später zurückkehren, und sie standen immer noch an der gleichen Mauer, die Handflächen gegen den widerspenstigen Stein gepresst. Doch trotz ihres offensichtlichen Gehorsams traute Raoden ihnen nicht. Sie hatten Saolin ermordet. Sie hatten sogar ihre ehemalige Herrin getötet. Sie waren nur ruhig, weil ihr Gott es derzeit von ihnen verlangte.
»Kayana«, erklärte Galladon und trat zu ihm.
»Viel ist nicht übrig, was?«, stimmte Karata ihm zu.
Kayana war Galladons Bezeichnung für die Barbaren. Es bedeutete »die Verrückten«.
»Arme Seelen«, flüsterte Raoden.
Galladon nickte. »Du hast nach uns geschickt, Sule?«
»Ja. Kommt mit.«
Dank der gestiegenen Zahl an Arbeitskräften in Gestalt der Kayana hatten Mareshe und seine Hilfskräfte es geschafft, einige steinerne Möbelstücke wiederherzustellen, sodass bei den bereits dahinschwindenden Holzvorräten gespart werden konnte. Raodens neuer

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