Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
Vom Netzwerk:
ein Gebet an Domi und setzte sich anschließend sprachlos in den Stuhl
ihr gegenüber.
»Ich kann ohne Übertreibung sagen, dass ich noch niemals eine Frau so viel habe essen sehen«,
stellte Herzog Roial anerkennend fest. In seinen Augen war immer noch eine Spur ungläubigen
Erstaunens, als er sie ansah.
»Sie ist eine teoische Riesin«, sagte Lukel. »Ich halte es für ungerecht, Vergleiche zwischen Sarene
und normalen Frauen anzustellen.«
»Wenn ich nicht so sehr mit Essen beschäftig wäre, würde ich das nicht einfach so hinnehmen«, sagte
Sarene und drohte den Männern mit der Gabel. Ihr war gar nicht bewusst gewesen, wie unglaublich
hungrig sie gewesen war, bis sie Kiins Küche betreten hatte, in der immer noch die Düfte vergangener
Bankette wie köstlicher Nebel in der Luft hingen. Erst jetzt wusste sie allmählich zu schätzen, wie nützlich
es war, einen in der ganzen Welt herumgekommenen Koch zum Onkel zu haben.
Kiin kam mit einem Topf voll leicht köchelnden Fleischs mit Gemüse in einer roten Soße herein. »Das
ist jindoesisches RaiDomo Mai. Der Name bedeutet >Fleisch mit feuriger Haut<. Du kannst von Glück
sagen, dass ich die richtigen Zutaten da hatte, denn die Ernte des jindoesischen RaiDelpfeffers letztes
Jahr war alles andere als üppig, und ...« Seine Stimme verlor sich, als Sarene anfing, sich Fleisch auf
den Teller zu laden. »Das ist dir völlig egal, nicht wahr?«, fragte er seufzend. »Ich hätte das Essen in
Abwaschwasser kochen können, und du würdest es nicht einmal bemerken.«
»Ich versteh schon, Onkel«, sagte Sarene. »Du leidest um deiner Kunst willen.«
Kiin setzte sich und betrachtete die leeren Servierplatten, die auf dem Tisch verteilt standen. »Tja, du
hast ohne Zweifel den Appetit deiner Familie geerbt.«
»Sie ist ein großes Mädchen«, sagte Lukel. »So ein Körper braucht viel Brennstoff, um funktionieren
zu können.«
Sarene schoss ihm zwischen zwei Bissen einen Blick zu.
»Wird sie wenigstens langsamer?«, fragte Kiin. »Mir gehen allmählich die Vorräte aus.« »Ich glaube tatsächlich, dass das jetzt reichen sollte«, sagte Sarene. »Ihr wisst ja nicht, wie es dort
drinnen gewesen ist, meine Herren. Ich habe die Zeit zwar richtig genossen, aber viel Nahrung hat es
nicht gegeben.«
»Es überrascht mich, dass es überhaupt etwas gegeben hat«, sagte Lukel. »Elantrier essen gern.« »Aber sie müssen nicht wirklich essen«, sagte Kiin. »Deshalb können sie es sich leisten, Vorräte
anzulegen.«
Sarene aß weiter, ohne zu ihrem Onkel oder ihrem Cousin aufzublicken. Insgeheim stutzte sie aber.
Woher wussten sie so gut über Elantrier Bescheid?
»Wie auch immer die Lage dort sein mag, Prinzessin«, sagte Roial, »wir danken Domi für Eure
sichere Rückkehr.«
»Das ist alles gar nicht so wundersam, wie es den Anschein hat, Roial«, meinte Sarene. »Hat jemand
von Euch mitgezählt, wie viele Tage Hrathen in Elantris verbracht hat?«
»Vier oder fünf«, sagte Lukel nach kurzem Überlegen.
»Ich würde jede Wette eingehen, dass es fünf Tage gewesen sind, ganz genauso viel Zeit, wie in
meinem Fall verstrichen ist, als ich in die Stadt geworfen und anschließend >geheilt< worden bin.« Roial nickte. »Der Gyorn hatte seine Hände im Spiel. Habt Ihr schon mit Eurem Vater gesprochen?« Sarenes Magen verkrampfte sich. »Nein. Das mache ich ... bald.«
Es klopfte an der Tür, und kurz darauf trat Eondel ein, der Shuden bei sich hatte. Der junge Jindo war
mit Torena auf einem Ausritt gewesen. Der Baron verzog das Gesicht zu einem untypisch breiten
Grinsen. »Wir hätten wissen müssen, dass Ihr zurückkommen würdet, Sarene. Wenn es jemandem
gelingt, in die Hölle geschickt zu werden und unversehrt zurückzukehren, dann Euch!« »Nicht wirklich unversehrt«, sagte Sarene, die mit der Hand ihre kahle Kopfhaut betastete. »Habt Ihr
etwas auftreiben können?«
»Hier, Mylady«, sagte Eondel und hielt ihr eine blonde Kurzhaarperücke entgegen. »Das ist die beste,
die ich finden konnte. Die meisten anderen haben sich so dick angefühlt, ich hätte schwören können,
dass sie aus Pferdehaar waren.«
Sarene musterte die Perücke kritisch. Das Haar würde ihr gerade einmal bis zu den Schultern reichen.
Aber das war immer noch besser als eine Glatze. In ihren Augen waren ihre Haare der größte Verlust,
den sie im Zuge ihres Exils hatte hinnehmen müssen. Es würde Jahre dauern, bis sie wieder auf eine
angemessene Länge gewachsen waren.
»Es ist wirklich zu schade, dass niemand

Weitere Kostenlose Bücher