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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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meine eigenen Haare aufgelesen hat«, sagte sie und steckte
die Perücke weg, bis sich Gelegenheit fände, sie richtig aufzusetzen.
»Wir haben nicht unbedingt mit deiner Rückkehr rechnen können, Cousine«, sagte Lukel und fischte
nach den letzten Fleischstücken in dem Topf. »Wahrscheinlich waren die immer noch an deinem
Schleier, als wir ihn verbrannt haben.«
»Verbrannt?«
»Ein arelischer Brauch, Ene«, erklärte Kiin. »Wenn jemand nach Elantris gebracht wird, verbrennen
wir seine Habseligkeiten.«
»Alles?«, fragte Sarene matt.
»Ich fürchte ja«, antwortete Kiin verlegen.
Sarene schloss die Augen und atmete langsam aus. »Egal«, sagte sie und ließ den Blick durch die
Runde schweifen. »Wo ist Ahan?«
»In Telriis Palast«, sagte Roial.
Sarene legte die Stirn in Falten. »Was treibt er dort?«
Kiin zuckte mit den Schultern. »Wir fanden, wir sollten zumindest einen von uns schicken, der dem
neuen König seine Aufwartung macht. Wir werden zwangsläufig mit ihm zu tun haben, also sollten wir
besser herausfinden, inwieweit wir mit seiner Zusammenarbeit rechnen können.«
Sarene beäugte ihre Gefährten. Trotz der offensichtlichen Wiedersehensfreude der anderen konnte
sie spüren, dass etwas in der Luft lag. Niedergeschlagenheit. Sie hatten sich so sehr abgemüht, Telrii
vom Thron fernzuhalten, und es war ihnen misslungen. Insgeheim empfand Sarene gar nicht so anders,
auch wenn sie es sich selbst kaum einzugestehen wagte. Ihr war übel zumute. Sie wusste selbst nicht,
was sie tun sollte. Alles war so durcheinander. Glücklicherweise konnte sie sich von ihrem Pflichtgefühl
leiten lassen. Lebensgeist hatte recht: Arelon befand sich in großer Gefahr. An die Dinge, die Hrathen
über ihren Vater gesagt hatte, wollte sie erst gar nicht denken. Sie wusste nur, dass sie Arelon
beschützen musste, komme, was wolle. Um Elantris' willen.
»Ihr sprecht, als gäbe es nichts, was wir gegen Telriis Thronanspruch tun könnten«, sagte Sarene in
die Stille hinein.
»Was sollen wir denn tun?«, fragte Lukel. »Telrii ist gekrönt, und er hat die Unterstützung des Adels.« »Und die des Wyrns«, gab Sarene zu bedenken. »Es war eine gute Idee, Ahan zu schicken, aber ich
bezweifle sehr, dass Telriis Herrschaft von Milde geprägt sein wird; weder uns noch Arelon gegenüber.
Mylords, eigentlich hätte Raoden König werden sollen, und ich bin seine Gemahlin. Ich fühle mich für sein
Volk verantwortlich. Es hat unter Iadon gelitten. Sollte Telrii dieses Königreich an den Wyrn ausliefern,
wird aus Arelon eine weitere fjordellische Provinz werden.«
»Worauf wollt Ihr hinaus, Sarene?«, fragte Shuden.
»Dass wir etwas gegen Telrii unternehmen müssen, ganz egal was.«
Schweigen legte sich über die Tafel. Schließlich erhob Roial das Wort: »Das ist etwas ganz anderes
als alles, was wir bisher getan haben, Sarene. Wir haben uns gegen Iadon zur Wehr gesetzt, aber wir
hatten nicht die Absicht, ihn zu stürzen. Wenn wir etwas direkt gegen Telrii unternehmen, werden wir zu
Verrätern an der Krone.«
»Verräter an der Krone, aber nicht am Volk«, sagte Sarene. »In Teod respektieren wir den König, weil
er uns beschützt. Es ist ein Tauschgeschäft, eine formelle Abmachung. Iadon hat keinen Finger zum
Schutze Arelons gekrümmt. Er hat kein Heer aufgebaut, um Fjorden fernzuhalten, er hat keinen
Gesetzesapparat entworfen, um sicherzustellen, dass seinen Untertanen Gerechtigkeit widerfährt, und er
hat nichts zum spirituellen Wohlergehen des Landes beigetragen. Meine Instinkte warnen mich, dass
Telrii noch schlimmer sein wird.«
Roial seufzte. »Ich weiß nicht recht, Sarene. Iadon hat die Elantrier gestürzt, um an die Macht zu
kommen, und nun schlagt Ihr vor, dass wir ebenfalls einen Staatsstreich anzetteln sollen. Wie viel von all
dem kann ein Land verkraften, bevor es auseinander bricht?«
»Wie viele von Hrathens Intrigen kann es Eurer Meinung nach verkraften?«, fragte Sarene spitz. Die versammelten Lords warfen einander Blicke zu. »Lasst uns darüber schlafen«, bat Shuden. »Ihr
sprecht schwierige Dinge an, auf die man sich nicht einlassen sollte, ohne sorgfältig darüber nachgedacht
zu haben.«
»Einverstanden«, meinte Sarene. Sie freute sich selbst auf die Nachtruhe. Zum ersten Mal seit fast
einer Woche würde sie nachts nicht frieren.
Die Lords nickten und erhoben sich, um ihrer Wege zu gehen. Roial blieb kurz zurück. »Es sieht aus,
als bestünde kein Grund mehr für unsere Vermählung, nicht wahr, Sarene?«
»Richtig,

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