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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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fand, auf den er sich setzen konnte.
Er saß in der Nähe des steinernen Kamins, während er den versammelten Adel mit fest
zusammengebissenen Zähnen musterte. Wie zu erwarten gewesen war, hatte Telrii auf einmal alle
Hände voll zu tun. Jeder Adelige, Grundbesitzer und ehrgeizige Kaufmann in der Stadt wollte dem neuen
König seine Aufwartung machen. Dutzende saßen in dem Vorzimmer, viele ohne festen Termin. Sie
verbargen ihre Ungeduld nur schlecht, doch kein Einziger war mutig genug, seinem Ärger über diese
Behandlung hörbar Luft zu machen.
Die Unannehmlichkeiten der anderen waren nicht von Bedeutung. Unerträglich war nur, dass Hrathen
ebenfalls zu der Gruppe gehörte. Der Pöbel angeblicher Adeliger war ein schmeichlerischer, träger
Haufen. Hrathen hingegen hatte die Macht des Wyrns und Jaddeths Reich in seinem Rücken - eben die
Macht, der Telrii den Reichtum verdankte, der ihn auf den Thron gebracht hatte.
Und dennoch war Hrathen gezwungen zu warten. Es war äußerst ärgerlich, es war unhöflich, und es
war unglaublich. Doch Hrathen blieb nichts anderes übrig, als es zu ertragen. Auch wenn die Macht des
Wyrns ihn stützte, verfügte er doch über keine Truppen, keine Gewalt, um Telrii zu etwas zu zwingen. Er
konnte den Mann nicht öffentlich anprangern. Obwohl Hrathen verärgert war, verboten ihm seine
scharfen politischen Instinkte, etwas Derartiges zu tun. Es hatte ihn einige Anstrengung gekostet, einem
potenziellen Sympathisanten auf den Thron zu verhelfen, und nur ein Narr würde sich eine solche
Gelegenheit aufgrund des eigenen verletzten Stolzes zunichte machen lassen. Hrathen würde warten
und kurze Zeit den Mangel an Respekt hinnehmen, um schließlich an sein eigentliches Ziel zu gelangen. Ein Bediensteter betrat das Zimmer. Er trug feinste Seide, die übertriebene Livree Telriis persönlicher
Lakaien. Die Anwesenden hoben die Köpfe. Etliche Männer standen auf und strichen sich die Kleidung
glatt.
»Gyorn Hrathen«, verkündete der Bedienstete.
Die Adeligen sackten in sich zusammen. Hrathen erhob sich und glitt an ihnen vorbei, ohne ihnen
auch nur die geringste Beachtung zu schenken. Es wurde aber auch höchste Zeit!
Telrii erwartete ihn im angrenzenden neuen Audienzsaal. Hrathen blieb in der Nähe der Tür stehen
und betrachtete den Raum mit Missfallen. Früher war dies Iadons Arbeitszimmer gewesen und hatte zu
der Zeit die effiziente Tüchtigkeit eines Geschäftsmannes ausgestrahlt. Alles war ordentlich an seinem
Platz gewesen, das Mobiliar bequem, aber nicht üppig.
Unter Telrii war das anders. Bedienstete standen seitlich an den Wänden, neben sich Servierwagen
angehäuft mit exotischen Früchten, die bei den Kaufleuten des Areloner Mark tes erstanden worden
sein mussten. Telrii räkelte sich auf einem gewaltigen Berg aus Kissen und Seide, ein
freundliches Lächeln auf dem Gesicht mit dem purpurnen Feuermal. Läufer bedeckten
den Boden, und die Gobelins an den Wänden überlappten einander.
Die Männer, mit denen zu arbeiten ich gezwungen bin ..., ging es Hrathen mit einem
innerlichen Seufzen durch den Kopf. Iadon war wenigstens geschäftstüchtig und
nüchtern gewesen.
»Ach, Hrathen«, sagte Telrii lächelnd. »Willkommen.«
»Euer Majestät«, sagte Hrathen, der sich seine Abscheu nicht anmerken ließ. »Ich
hatte gehofft, wir könnten uns unter vier Augen unterhalten.«
Telrii seufzte. »Na schön«, sagte er und gab seinen Bediensteten einen Wink, sich
zurückzuziehen. Sie gingen und schlossen die Türen hinter sich.
»Also«, meinte Telrii, »warum seid Ihr hier? Wollt Ihr wissen, welche Zollgebühren für
Eure Kaufleute anfallen, wenn sie ihre Waren auf dem Areloner Markt verkaufen
wollen?«
Hrathen runzelte die Stirn. »Ich habe wichtigere Angelegenheiten zu bedenken, Euer
Majestät. Ihr übrigens auch. Ich bin wegen Eures Treueversprechens hier.« »Treueversprechen, Hrathen?«, fragte Telrii träge. »Ich habe nichts versprochen.« Und so fing das Spielchen an. »Ihr müsst zum derethischen Glauben übertreten«,
sagte Hrathen. »So lautet unsere Abmachung.«
»Ich habe keiner derartigen Abmachung zugestimmt, Hrathen«, sagte Telrii. »Ihr habt
mir Gelder angeboten. Ich habe sie angenommen. Für Eure Unterstützung bin ich Euch
dankbar, ganz wie ich es Euch gesagt habe.«
»Ich werde nicht mit Euch feilschen, Kaufmann«, sagte Hrathen, der sich fragte, wie
viel Geld Telrii von ihm verlangen würde, um sich doch wieder an ihre Abmachung zu
erinnern. » Ich bin kein Speichellecker,

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