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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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an seiner Seite war groß und breit, wie
die meisten Dulas von niederem Stand. Sarene hatte keinen von beiden je zuvor
gesehen.
»Was ist hier los?«, wollte sie wissen.
»Er heißt Kaloo, Mylady«, erklärte Ashe, der über ihr schwebte. »Er ist vor ein paar
Minuten eingetroffen. Anscheinend gehört er zu den wenigen duladenischen
Republikanern, die dem Massaker letztes Jahr entkommen sind. Bis vor Kurzem hat er
sich in Südarelon versteckt gehalten. Da ist ihm zu Ohren gekommen, dass König Iadon
nach einem Mann Ausschau gehalten hat, der Baron Edans Besitztum übernehmen
könnte.«
Sarene runzelte die Stirn. Etwas an dem Mann störte sie. Auf einmal brachen die
Frauen auf eine seiner Bemerkungen hin in Gelächter aus und kicherten, als sei der
Dula von alters her ein geschätztes Mitglied des Hofes. Als das Lachen sich schließlich
wieder legte, hatte der Dula Sarene bemerkt.
»Ach«, sagte Kaloo und machte eine übertrieben tiefe Verbeugung. »Das muss
Prinzessin Sarene sein. Man sagt, Ihr seid die schönste Frau in ganz Opelon.« »Ihr solltet nicht alles glauben, was man Euch erzählt, Mylord«, erwiderte Sarene
langsam.
»Nein«, pflichtete er ihr bei und blickte ihr in die Augen. »Nur das, was stimmt.« Gegen ihren Willen errötete Sarene leicht. Sie mochte Männer nicht, die sie dazu
bringen konnten! »Ich furchte, Ihr habt uns ein wenig überrumpelt, Mylord«, sagte
Sarene, die Augen zu Schlitzen verengt. »Wir haben sehr anstrengende Übungen
absolviert und sind nicht in der Lage, Euch zu empfangen, wie es sich für richtige
Damen gehört.«
»Ich bitte vielmals um Entschuldigung für mein jähes Eintreffen, Eure Hoheit«, sagte
Kaloo. Trotz der höflichen Worte schien es ihn nicht zu stören, eine offensichtlich
private Versammlung unterbrochen zu haben. »Bei meiner Ankunft in dieser glorreichen
Stadt habe ich zuerst meine Aufwartung bei Hofe gemacht, wo man mir jedoch mitteilte,
dass ich mindestens eine Woche warten müsse, um den König persönlich zu sehen. Ich
habe meinen Namen auf die Listen setzen lassen und mich dann von meinem Kutscher
durch Eure bezaubernde Stadt fahren lassen. Von dem berühmten Herzog Roial hatte ich bereits gehört, und so entschloss ich mich, ihm einen Besuch abzustatten. Wie
überrascht war ich, all diese zauberhaften Grazien in seinem Garten anzutreffen!« Sarene stieß ein Schnauben aus, aber ihre Entgegnung wurde durch Herzog Roials
Ankunft unterbrochen. Anscheinend war der alte Mann endlich darauf aufmerksam
geworden, dass ein reisender Dula auf seinem Anwesen aufgetaucht war. Als der
Herzog näher kam, vollführte Kaloo erneut eine seiner törichten Verbeugungen und fuhr
mit seinem großen Schlapphut vor sich durch die Luft. Dann pries er den Herzog und
erklärte Roial, welche Ehre es sei, die Bekanntschaft eines derart erlauchten Mannes
zu machen.
»Er gefällt mir nicht«, raunte Sarene Ashe zu.
»Natürlich nicht, Mylady«, sagte Ashe. »Ihr habt Euch noch nie sonderlich gut mit
duladenischen Aristokraten verstanden.«
»Es ist nicht nur das«, meinte Sarene beharrlich. »Etwas an ihm wirkt unecht. Er hat
keinen Akzent.«
»Die meisten Bürger der Republik haben ziemlich fließend Aonisch gesprochen,
besonders wenn sie in der Nähe der Grenze lebten. Mir sind schon etliche Dulas ohne
den geringsten Akzent untergekommen.«
Sarene runzelte nur die Stirn. Während sie dem Mann bei seinem Theater zusah,
kam ihr in den Sinn, was es war. Kaloo war zu stereotyp. Er vereinte alles in sich, was
ein duladenischer Adeliger angeblich besaß: törichte Überheblichkeit, einen prunkvollen
Kleidungsstil und übertriebene Manieren und außerdem eine offensichtliche
Unbekümmertheit in so gut wie allen Belangen. Dieser Kaloo war im Grunde ein
wandelndes Klischee, das es eigentlich gar nicht geben dürfte, ein lebendes Exempel
des sprichwörtlichen duladenischen Adelsmannes.
Kaloo stellte sich abermals vor und erzählte dann von Neuem, noch dramatischer,
wie es ihn zu Roials Villa verschlagen hatte. Roial ließ alles mit einem Lächeln über sich
ergehen. Der Herzog hatte schon häufig Geschäfte mit den Dulas gemacht und wusste
wohl, dass ein Lächeln und ein gelegentliches Nicken die beste Vorgehensweise war. Eine der Frauen reichte Kaloo einen Becher. Er lächelte ihr zum Dank zu und leerte
den Wein in einem Zug, ohne sich in seiner Erzählung unterbrechen zu lassen, die er
sogleich wieder wild gestikulierend unterstrich. Dulas redeten nicht nur mit dem Mund,
sondern benutzten

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