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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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drehte sich
blitzschnell um und hob die Klinge, um erneut zuzustoßen, aber Kaloo war auf einem
Knie, die Syre mit der Spitze in die weiche Erde gerammt. Er hielt Sarene eine
leuchtend gelbe Blume entgegen.
»Ach, Mylady«, sagte er mit theatralischer Stimme. »Ihr seid meinem Geheimnis auf
die Schliche gekommen: Ich habe noch nie gegen eine schöne Frau kämpfen können.
Mein Herz schmilzt, meine Knie zittern, und mein Schwert gehorcht mir nicht.« Er
beugte das Haupt und hielt ihr die Blume entgegen. Die versammelte Frauenschar
hinter ihm seufzte träumerisch.
Unsicher ließ Sarene ihren Degen sinken. Wo hatte er die Blume her? Mit einem
Seufzen nahm sie die Gabe entgegen. Sie wussten beide, dass seine Entschuldigung
lediglich eine schlaue Masche war, weil er sich nicht öffentlich blamieren wollte, aber
Sarene musste ihm widerwillig Respekt für seine Raffiniertheit zollen. Er hatte es nicht
nur vermieden, sich zum Narren machen zu lassen, sondern hatte gleichzeitig die
Frauen mit seinem höfischen Sinn für Romantik beeindruckt.
Sarene musterte den Mann forschend auf der Suche nach einer Verletzung. Sie war
sich sicher gewesen, ihr Degen habe ihm bei seinem Sprung aus dem Brunnen einen
Kratzer im Gesicht verpasst. Aber es gab nicht das geringste Anzeichen eines Treffers.
Verunsichert blickte sie auf die Spitze ihrer Syre hinab. Es befand sich kein Blut daran.
Sie musste ihn wohl doch verfehlt haben.
Die Frauen beklatschten die Vorführung und drängten dann den duladenischen
Stutzer, mit zurück zu dem Pavillon zu kommen. Bereits zum Gehen gewandt, sah
Kaloo zu Sarene zurück und lächelte. Es war nicht das dümmliche, geckenhafte
Grinsen von vorhin, sondern ein wissendes, verschlagenes Lächeln. Ein Lächeln, das
ihr aus irgendeinem Grund überaus vertraut vorkam. Er vollführte eine seiner
lächerlichen Verbeugungen und ließ sich dann fortführen.
Kapitel 51 Die Zelte des Marktes waren ein buntes Farbengemisch inmitten der Stadt. Hrathen ging über den Markt und registrierte unzufrieden die unverkauften Waren und leeren Straßen. Zahlreiche Kaufleute stammten aus dem Osten, und es hatte sie viel Geld gekostet, ihre Fracht für den Frühjahrsmarkt nach Arelon zu verschiffen. Wenn es ihnen nicht gelang, ihre Waren zu verkaufen, bedeutete das finanzielle Verluste, von denen sie sich vielleicht niemals erholen würden.
    Die meisten Kaufleute, die die dunkle Gesichtsfarbe der Fjordeller aufwiesen, beugten respektvoll den Kopf, als er an ihnen vorüberging. Hrathen war so lange fort gewesen - erst in Duladel, dann in Arelon -, dass er beinahe vergessen hatte, wie es sich anfühlte, wenn einem die gebührende Achtung gezollt wurde. Noch während die Kaufleute den Kopf neigten, konnte Hrathen etwas in ihren Augen erkennen. Eine gewisse Angespanntheit. Ihre Vorbereitungen für diesen Markt reichten Monate zurück, die Waren und die Überfahrt hatten sie lange vor König Iadons Tod bezahlt. Trotz der Umwälzungen hatten sie keine andere Wahl gehabt, als doch noch zu versuchen, so viel wie möglich zu verkaufen.
    Hrathens Umhang bauschte sich auf seinem Rundgang durch den Markt in seinem Rücken, seine Rüstung klirrte bei jedem Schritt beruhigend. Er legte eine Siegesgewissheit an den Tag, die er nicht empfand, um wenigstens den Kaufleuten ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln. Die Dinge standen nicht gut, gar nicht gut. Zwar hatte er den Wyrn eilig per Seon kontaktiert, aber es war zu spät gewesen. Telriis Botschaft war bereits eingetroffen. Glücklicherweise hatte sich der Wyrn über Telriis anmaßendes Verhalten lediglich leicht verärgert gezeigt.
    Die Zeit drängte. Der Wyrn hatte angedeutet, nur wenig Geduld für Narren übrig zu haben, und er würde - natürlich - niemals einen Ausländer zum Gyorn ernennen. Hrathens folgende Treffen mit Telrii waren allerdings nicht gut verlaufen. Obwohl der König ein wenig einsichtiger zu sein schien als an dem Tag, an dem er Hrathen hinausgeworfen hatte, wehrte er jeglichen Vorschlag einer finanziellen Entschädigung ab. Dass er so lange mit dem Glaubensübertritt wartete, sandte die falschen Signale an das restliche Arelon aus.
    Der leere Markt war der schönste Beweis für die Verwirrung, die unter dem arelischen Adel herrschte. Auf einmal war sich niemand sicher, ob es besser sei, offen mit dem derethischen Glauben zu sympathisieren oder nicht - also hielten sich alle versteckt. Bälle und Feste fanden so gut wie gar nicht mehr statt, und die Männer besuchten die

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