Elantris
Dummheit; dies war der Mann, der erst tags zuvor seinen Illusionszauber zerstört hatte. Irgendwie hatte Dilaf die Macht, die Wirkung von Aonen aufzuheben. Raoden sprang zurück, aber das Schwert stieß schneller zu. Die Spitze traf Raoden nicht an der Brust, sondern an der Hand.
Raoden schrie auf, als sich das Schwert in seine rechte Handfläche bohrte. Er hielt die verletzte Hand mit der Linken, aber die Bewegung ließ die Wunde an seinem Unterarm erneut heftig schmerzen. Beide Hände waren nun untauglich gemacht. Er konnte keine Aonen mehr zeichnen. Dilafs nächste Attacke bestand aus einem lässigen Tritt, und Raodens Rippen, die bereits angeknackst waren, brachen noch weiter. Er stieß einen Schrei aus und fiel auf die Knie.
Dilaf lachte und berührte Raodens Wange mit seiner Schwertspitze. »Die Skazen haben also recht. Elantrier sind nicht unzerstörbar.«
Raoden antwortete nicht.
»Ich werde doch noch siegen, Elantrier!« Dilaf klang außer sich vor Raserei. »Sobald die Schiffe des Wyrns die teoische Kriegsflotte besiegt haben, werde ich meine Truppen sammeln und gegen Elantris marschieren.«
»Niemand besiegt die teoische Kriegsflotte, Priester«, unterbrach ihn eine Frauenstimme. Eine Klinge blitzte auf und schoss auf Dilafs Kopf zu.
Der Priester jaulte auf und schaffte es gerade noch, Sarenes Angriff mit seinem eigenen Schwert abzuwehren. Sie hatte ein Schwert gefunden und ließ es so schnell in einem Muster durch die Luft peitschen, dass Raoden ihr kaum mit den Augen folgen konnte. Er lächelte, als er Dilafs Überraschung bemerkte, denn er konnte sich noch gut entsinnen, mit welcher Leichtigkeit die Prinzessin ihn selbst besiegt hatte. Sarenes Waffe war breiter als eine Syre, aber sie ging dennoch außerordentlich geschickt damit um.
Dilaf war jedoch kein gewöhnlicher Mann. Die Knochenmuster unter seiner Haut fingen zu leuchten an, als er Sarenes
Angriff abwehrte, und er bewegte sich noch schneller als zuvor. Schon bald stellte Sarene ihre Ausfälle ein und war beinahe augenblicklich gezwungen, sich defensiv zurückzuziehen. Das Gefecht endete, als Dilafs Schwert sich in ihre Schulter bohrte. Sarenes Waffe fiel klirrend auf das Kopfsteinpflaster, und sie strauchelte und sackte neben Raoden zusammen.
»Es tut mir leid«, flüsterte sie.
Raoden schüttelte den Kopf. Niemand konnte erwarten, einen Schwertkampf gegen jemanden wie Dilaf zu gewinnen.
»Und meine Rache nimmt ihren Lauf«, flüsterte Dilaf leidenschaftlich und hob das Schwert. »Du kannst aufhören zu schreien, meine Liebste.«
Raoden packte Sarene beschützend mit einer blutenden Hand. Dann hielt er inne. Hinter Dilaf bewegte sich etwas. Eine Gestalt in den Schatten der Gasse.
Mit einem Stirnrunzeln drehte Dilaf sich um und folgte Raodens Blick. Eine Gestalt torkelte aus dem Dunkeln und hielt sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die Seite. Es war ein großer Mann mit breiter Brust, dunklem Haar und entschlossenen Augen. Obwohl der Mann seine Rüstung nicht mehr anhatte, erkannte Raoden ihn. Der Gyorn Hrathen.
Merkwürdigerweise schien Dilaf sich nicht über den Anblick seines Gefährten zu freuen. Der Mönch aus Dakhor wirbelte herum und hob mit zornig funkelnden Augen das Schwert. Er sprang vor, schrie etwas auf Fjordellisch und ließ sein Schwert auf den offensichtlich geschwächten Gyorn niedersausen.
Hrathen blieb stehen. Dann streckte er blitzschnell den Arm aus seinem Umhang hervor. Dilafs Schwert traf Hrathens Unterarm.
Und richtete nichts aus.
Sarene stieß neben Raoden ein Keuchen aus. »Er ist einer von ihnen!«, entfuhr es ihr leise.
Es stimmte. Dilafs Waffe kratzte Hrathens Arm entlang, schob den Stoff zurück und entblößte die Haut darunter. Der Arm war nicht der eines normalen Mannes. Er wies verschlungene Muster unter der Haut auf, die Knochenwülste, die das Kennzeichen eines Mönches aus Dakhor waren.
Offensichtlich traf diese Offenbarung Dilaf ebenfalls überraschend. Der Mönch stand verblüfft da, während Hrathens Hand vorschnellte und Dilaf am Hals packte.
Dilaf fing zu fluchen an und wand sich in Hrathens Griff. Der Gyorn richtete sich jedoch noch weiter auf und packte stärker zu. Unter seinem Umhang hatte Hrathen einen nackten Oberkörper, und Raoden konnte erkennen, dass seine Haut dort keine Muster aus Dakhor aufwies. Aus einer Wunde an der Seite quoll frisches Blut hervor. Nur die Knochen in seinem Arm hatten die eigenartigen verschlungenen Muster. Warum die nur teilweise vollzogene Verwandlung?
Hrathen stand zu
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