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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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»Man könnte meinen, dass Ihr nach solch einem drastischen Rückgang Eurer Mitgliederzahl zusätzliche Unterstützung zu schätzen wüsstet, Mylord - egal wie fremd, oder wie weiblich, diese Unterstützung sein mag.«
Bei ihren Worten legte sich Schweigen über die Tafel, und zehn Augen musterten sie durch den Dampf, der von Kiins zahlreichen Meisterwerken emporstieg. Unter dem ablehnenden Blick der anderen wuchs Sarenes innere Anspannung. Diese Männer wussten, wie schnell ein einziger Fehler das Ende ihrer Häuser bedeuten konnte. Man beschäftigte sich in einem Land, in dem die Erinnerung an soziale Umwälzungen allen noch frisch im Gedächtnis war, nicht leichtfertig mit Dingen, die nach Hochverrat schmeckten.
Schließlich lachte Herzog Roial, dessen schmale Gestalt keinen großen Resonanzkörper bot. »Ich habe es doch gewusst!«, verkündete er. »Meine Liebe, kein Mensch kann so dumm sein, wie Ihr Euch gestellt habt - nicht einmal die Königin selbst ist derart hohlköpfig.«
Sarene überspielte ihre Nervosität mit einem Lächeln. »Ich denke, Ihr täuscht Euch, was Königin Eshen betrifft, Euer Gnaden. Sie ist einfach ... energiegeladen.«
Ahan schnaubte verächtlich. »Wenn Ihr es so nennen wollt.« Da niemand sonst bereit schien anzufangen, zuckte er mit den Schultern und lud sich den Teller voll. Roial hingegen folgte nicht dem Beispiel seines Rivalen. Die Heiterkeit hatte seine Besorgnis nicht verdrängt. Er faltete die Hände und betrachtete Sarene mit erfahrenem Blick.
»Ihr mögt eine gute Schauspielerin sein, meine Liebe«, sagte Roial, während Ahan nach einem Brotkorb griff, der vor dem Herzog stand, »aber ich sehe keinerlei Grund, weshalb Ihr an diesem Abendessen teilnehmen solltet. Ohne Euer eigenes Verschulden seid Ihr jung und unerfahren. Es wird sehr gefährlich sein, die Dinge mit anzuhören, die heute Abend besprochen werden; noch gefährlicher wird es sein, sich daran zu erinnern. Ein überflüssiges Ohrenpaar - egal wie hübsch der Kopf sein mag, an dem es sich befindet - ist uns keine Hilfe.«
Sarene verengte die Augen und versuchte zu entscheiden, ob der Herzog sie provozieren wollte oder nicht. Sie hatte noch nicht viele Männer getroffen, die so schwer zu durchschauen waren wie Roial. »Ihr werdet feststellen, dass ich alles andere als unerfahren bin, Mylord. In Teod schirmen wir die Frauen nicht hinter einem Vorhang aus Webarbeiten und Stickereien ab. Ich habe jahrelang als Diplomatin gearbeitet.«
»Richtig«, meinte Roial, »aber Ihr seid wohl kaum mit der heiklen politischen Lage hier in Arelon vertraut.«
Sarene zog eine Augenbraue empor. »Ich habe schon des Öfteren festgestellt, Mylord, dass eine frische, vorurteilslose Meinung bei jeder Diskussion eine unschätzbare Hilfe sein kann.«
»Seid nicht närrisch, Mädchen«, gab der immer noch nervöse Edan von sich, während er sich von den Speisen nahm. »Ich werde doch nicht meine Sicherheit aufs Spiel setzen, damit Ihr aus Eurem Rollenmuster ausbrechen könnt!«
Sarene lagen ein Dutzend bissiger Retourkutschen auf der Zunge. Doch noch während sie überlegte, welche die schlagfertigste war, mischte sich eine neue Stimme in die Diskussion.
»Ich flehe Euch an, Mylords«, sagte der junge Jindo Shuden. Seine Worte waren sehr leise gesprochen, waren jedoch trotzdem deutlich zu vernehmen. »Beantwortet mir eine Frage. Ist >Mädchen< die angemessene Anrede für eine Frau, die eventuell unsere Königin geworden wäre, wenn sich die Dinge ein wenig anders entwickelt hätten?«
Aller Gabeln hielten mitten auf dem Weg zum Mund inne, und erneut richtete sich die Aufmerksamkeit sämtlicher Anwesenden auf Sarene. Diesmal waren die Blick jedoch ein wenig anerkennender. Kiin nickte, und Lukel schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln.
»Ich warne Euch, Mylords«, fuhr Shuden fort, »schließt sie aus oder nehmt sie auf, aber begegnet ihr nicht respektlos. Ihr arelischer Titel ist weder stärker noch schwächer als unsere eigenen. Wenn wir einen Titel nicht ernst nehmen, müssen wir das mit allen tun.«
Sarene errötete innerlich und tadelte sich selbst. Sie hatte ihren wertvollsten Pluspunkt übersehen - ihre Heirat mit Raoden. Sie war ihr ganzes Leben über eine teoische Prinzessin gewesen, und diese Stellung hatte den Grundstein dessen dargestellt, wer sie war. Leider war das Bild, das sie von sich selbst hatte, längst überholt. Sie war nicht mehr nur Sarene, die Tochter des Königs von Teod; obendrein war sie Sarene, die Gattin des

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