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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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und er sackte zu Boden.

    *

    Sonnenstrahlen waren es, die Edro aufweckten.
    Seine Hände spürten den kalten Stein einer Hauswand. Etwas taumelnd und benommen stand Edro auf.
    Er befand sich tatsächlich in einer Stadt. Stimmengewirr war zu hören. Dies musste Dyrakyse sein!
    Edro überquerte die breite, staubige Straße und kehrte in einer Taverne ein. Wann hatte er das letztemal etwas gegessen? Es kam ihm so vor, als sei seine letzte Mahlzeit schon vor hundert Jahren gewesen.
    Aber er musste sparsam sein. Zwar mangelte es ihm zur Zeit nicht am Geld, denn er hatte bevor er nach Nirot gekommen war, einige Monate lang in Triwland auf einer Farm gearbeitet, aber wer wusste schon, wozu er sein Geld noch brauchen würde?
    Darakyse war keine schöne Stadt. Ihre Straßen und Gebäude waren staubig und schmutzig.
    Der Hafen verdiente es kaum, als solcher bezeichnet zu werden. Einige halbvermoderte Holzstege und ein paar an Pfählen festgebundene Boote - das war alles.
    Größere Schiffe gab es hier nicht. Allenfalls kamen solche mal aus Nirot, aber sie blieben nie lange hier.
    Diese Stadt bot auch wirklich keinen Grund, für einen längeren Aufenthalt.
    Edro ging zu einem weitgereisten Kaufmann, um sich nach dem weiteren Weg zu erkundigen.
    Gabad`doh war sein Name und er verstand sogar einige Brocken der hier fast unbekannten Westsprache.
    Allerdings gab er seine Auskünfte nicht umsonst. Edro musste ihm ein Goldstück geben.
    "Ich kenne mich ein wenig im Norden aus, Fremdling", fing Gabad`doh an. Seine Augen waren listig, vielleicht sogar etwas hinterhältig und verschlagen. Aber Augen, wie sie Gabad'doh besaß, gab es in Städten wie Darakyse zu tausenden.
    "Ich habe schon in den Bergen am Trezu-See gejagt und im fernen Chtongu meine Waren verkauft. Am Uytrirran bin ich noch nicht gewesen, aber so viel kann ich Euch sagen: Der einzige Weg in den Norden ist der San. Der Dschungel zu seinen Ufern ist mörderisch und es gibt nur wenige, die es wagen können, ihn zu betreten."
    "Mit anderen Worten: Ich brauche ein Boot", stellte Edro sachlich fest. Gabad`doh nickte zustimmend.
    "Genauso ist es."
    "Aber die, welche ich am Hafen sah, taugten nicht einmal für einen Vergnügungsausflug. Eine lange Reise würden sie auf keinen Fall durchstehen!"
    "Oh, unterschätzt die darakysischen Boote nicht", lächelte Gabad`doh. Viel mehr war von dem Kaufmann nicht zu erfahren.
    Edro wandte sich zum Hafen, um sich nochmals die Boote dort anzusehen.
    Er kaufte schließlich eines von ihnen und brach noch an diesem Tag auf.
    Edros Boot war nur ein kleines Kanu. Aber es reichte für ihn und seine Vorräte vollauf aus.
    Ruhig schob er das kleine Gefährt mit dem Paddel vorwärts. Als er so ganz allein auf dem großen Fluss war, fühlte er sich plötzlich einsam. Es war so, als wäre seine Seele in einen schrecklichen, kalten Abgrund gestürzt.
    Er hatte eine Frau gehabt, die er liebte.
    Er hatte Gefährten gehabt.
    Und wer war daran schuld, dass er dies alles verloren hatte? Es war Ychkr!
    Wieder glomm wilde, unbeherrschte Wut in Edro auf. Aber Ychkr konnte er nun nichts mehr antun. Er hatte ihn bereits getötet.
    Seine Paddelschläge wurden zunehmend wütender, verbissener. War es nicht eine Ironie?
    Ein Gott war es gewesen, der ihn dazu gebracht hatte, die Frau zu erschlagen, die er liebte! Ein Gott war es gewesen, der ihn von seinen Gefährten getrennt hatte!
    Und nun reiste er viele tausend Meilen, um den Berg zu erreichen, auf dem die Götter wohnen, um von ihnen Hilfe zu erbitten! Ein humorloses, irres Lachen entfuhr seinem Mund.
    Die Welt, in der er lebte, war zynisch.
    Er wusste, dass er diese Nacht nicht würde schlafen können und daher paddelte er weiter. Immer weiter, weiter, weiter...
    Bisweilen kam er sich wie eine Maschine vor, die ewig einen bestimmten Vorgang wiederholte, selbst aber gar nicht wusste, was sie tat.
    Die Nacht war düster und unheimlich. Aber trotz allem mochte Edro die Finsternis der Nacht lieber, als das grelle Licht des Tages.
    Die Dunkelheit war der natürliche, der Urzustand der Schöpfung.
    Nicht die Helligkeit. Nicht das grelle, verzehrende Feuer.
    Aber die Nächte dieser Gegend waren kalt und Edro zog sich seinen Mantel enger um die Schultern.
    Am nächsten Morgen befand er sich schon in einem Gebiet, in dem der San nicht mehr an beiden Ufern von Dschungel umgeben war. Es war ein anderer, nördlicherer Wald, der jetzt die Ufer des San bedeckte. Es war kaum Unterholz da und nur wenig Gestrüpp. Ja, er sah

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