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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Sprache des Ostens stand dort eingemeißelt geschrieben: BLEIBE STEHEN, STERBLICHER WANDERER, DER DU DICH HIERHER VERIRRT HAST, UND NEIGE DEIN HAUPT! DENN DIESER BERG IST DER UYTRIRRAN, DER BERG, AUF DEM DIE GÖTTER WOHNEN. WAGE ES NICHT, IHN ZU BESTEIGEN! DIE RACHE DER GÖTTER WÜRDE FURCHTBAR SEIN. KNIEE DICH NIEDER UND BETE SIE AN! DANN ERFÜLLST DU DEN WILLEN DERER, DIE DIESEN BERG BEWOHNEN!
    Die Worte ließen Edro erschauern. Wie war diese Warnung zu verstehen? War sie nur dort angebracht worden, um die Sterblichen zu ängstigen und um sie daran zu hindern, der Berg der Götter zu besteigen?
    Hatten die Götter diese Zeilen geschrieben, weil sie keine Lust hatten, dem Geschwätz der Sterblichen zu lauschen?
    Edro sah zum schneebedeckten Gipfel des Uytrirran auf. Dort oben sollten sich die Götter befinden!
    Würden sie ihn überhaupt hören, wenn er sich vor diesem Altar beugte und betete?
    Edros Hand ging zum Schwertgriff.
    Im Umgang mit Göttern war vor allem Vorsicht geboten, das hatte er deutlich genug erfahren - und auch dafür bezahlt.
    Oh, nein, noch einmal würde er nicht den gleichen Fehler machen und einen Gott anbeten!
    Anbetung bedeutete Unfreiheit und Abhängigkeit.
    Nein, er würde sich vor diesem Altar nicht beugen und zu den Göttern beten! Er würde ihren Berg besteigen, um ihnen gegenüberzutreten.
    Er rückte sich sein Bündel zurecht und ging an der in Stein gemeißelten Inschrift vorbei.
    Dann kletterte er einen schmalen, steinigen und steilen Pfad empor. Er wusste nicht, wohin dieser führte. Er sah nur, dass er nach oben ging.
    Immer kälter wurde es und manchmal setzten sogar heftige Schneegestöber ein.
    Nirgends waren noch Tiere zu sehen. Irgendwie schienen sie diesen Berg zu meiden.
    Spürten sie das Unheil, das von diesem Ort ausging?
    Immer wenn Edro zu Gipfel spähte und einen Moment lang im Klettern innehielt, packte ihn kalter Schauder.
    Sein Weg wurde immer gefährlicher und schmaler.
    Oft musste er Felswände überwinden, die ebenso steil wie die Wände eines Hauses waren.
    Des Nachts fand er immer nur schwer Brennholz für sein Feuer, denn in dieser Gegend gab es nur noch sehr vereinzelt Bäume und Büsche. Schön früh am Morgen weckte ihn jedesmals die beißende Kälte und der unbarmherzige Wind auf.
    Bald kam er in Höhen, wo absolut kein Pflanzenwuchs mehr existierte. Die Kälte tötete alles.
    Oft steckte Edro jetzt bis zu den Hüften im Schnee und nicht selten sah er gefährliche, todbringende Schneelawinen hinab ins Tal stürzen. Sie besaßen eine Gewalt, die sich selbst der Vorstellungskraft der Götter entziehen musste!
    Aber Edro ging weiter. Irgendwo hier oben mussten die Götter dieser Welt hausen! Irgendwo hier oben vollbrachten sie ihr düsteres, menschenfeindliches Werk.

    *

    Und dann erreichte er schließlich den schneebedeckten und von weißen Nebeln umgebenen Gipfel des Uytrirran.
    Aber nirgends waren die Götter zu sehen.
    Der Wind, der ihn weiter unten so gepeinigt hatte, blies hier oben nicht.
    Etwas enttäuscht blickte er auf den Weg hinab, den er gekommen war.
    Er sah seine eigenen Spuren im Schnee. Und Nebelschwaden.
    "Götter, wo seid Ihr?", rief er aus. "Wo seid Ihr?" Hatte man ihn am Ende betrogen? Existierten hier oben überhaupt keine Götter?
    "Kommt hervor, Ihr Götter, wenn es euch gibt!", schrie der Dakorier dann. Er war nahe daran, zu resignieren, da hörte er plötzlich Stimmen.
    Es waren seltsame Stimmen. Auf jeden Fall nicht die Stimmen von Menschen, das spürte Edro sofort.
    Diese Stimmen waren zänkisch und gemein, hinterhältig und überheblich. Es hätten die Stimmen von sich streitenden Kindern sein können. Und Edro lauschte den Geistern, die da sprachen: "Ein Mensch!"
    "Ein Sterblicher!"
    "Wie kommt er hier her?"
    "Was will er hier?"
    "Er könnte gefährlich sein!"
    Edro blickte in den Nebel. Aber er konnte niemanden erkennen. Auch konnte er unmöglich bestimmen, aus welcher Richtung die Stimmen kamen.
    "Wer seid Ihr?", rief Edro herausfordernd.
    "Für wen hältst du uns?", antwortete ihm eine dieser Stimmen mit einer Gegenfrage.
    Nun traten einige Gestalten aus dem Nebel. Sie kamen von überall her. Tiermenschen waren unter ihnen, aber auch Wesen, die sich in keiner Weise von gewöhnlichen Sterblichen unterschieden.
    Der Dakorier fühlte sich an einen seiner Träume erinnert.
    "Seid Ihr Götter?", fragte er.
    "Hältst du uns für Götter?"
    Edro überlegte einen Moment lang. Wer sollte außer den Göttern hier auf diesem einsamen

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