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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Es kam ihn so vor, als wären er, Luun und Nav die einzigen Körper in dieser Welt, die sich in einem halbwegs ruhigen Zustand befanden. „Was ist los?“, fragte er nochmals, als er von niemanden eine Antwort erhielt.
    „Wir befinden uns auf einer Reise“, erklärte Luun sachlich.
    „Aber, ich habe nicht das Gefühl, mich zu bewegen“, rief Mergun verwirrt.
    Aber niemand antwortete ihm. Weder Nav noch Luun. Dann breitete sich ein Geräusch aus, erst ganz leise und verhalten, schließlich immer lauter und schriller. Es war ein fremdartiger Laut, aber Mergun empfand ihn nicht als unangenehm. Die Dinge um ihn herum bewegten sich immer rasender und schneller. Oder waren es vielleicht gar nicht die Dinge, die sich bewegten, sondern er selbst?
    Mergun war sich nicht sicher.
    Um ihn herum war vollkommenes Chaos. Aber dann ließ das seltsame Geräusch auf einmal nach und hörte schließlich gänzlich auf zu existieren. Alles schien ruhiger zu werden, die Bewegung verschwand.
    „Wir sind am Ziel“, erklärte Nav. Vor ihnen befand sich eine seltsame Steintafel, in die fremdartige Runen eingemeißelt waren. Aber waren es wirklich Runen? Vielleicht hatten hier auch nur Kinder mit Hammer und Meißel gespielt.
    „Diese Tafel wollte ich Euch zeigen“, erklärte Nav. „Sie ist den Wesen dieser Welt heilig.“
    „Was ist der Grund für ihre Heiligkeit?“, sprudelte es spontan aus Mergun heraus. Und Nav erklärte es ihn.
    „Dies ist der einzige Gegenstand dieser Welt, der ebenso gut aus der Eurigen stammen könnte, Mergun. Seht nur genau hin! Diese Tafel verändert ihre Form nicht. Sie tut es jetzt nicht und sie wird es auch in Zukunft niemals tun. Sie ist das Einzige, das beständig ist.“
    Mergun seufzte. „Ich denke, ich beginne zu verstehen.“
    „Diese Tafel ist für uns deshalb so heilig, weil sie für uns das Symbol der Unbeständigkeit ist, der Grundlage allen Seins in dieser Welt.“
    „Ist das nicht paradox? Etwas Beständiges als Symbol für das Unbeständige?“
    „Für uns nicht, Mergun. Seht: Für uns ist das Unbeständige selbst das einzig Beständige.“
    Mergun starrte abermals auf die Runen und wieder fragte er sich, ob es tatsächlich Runen waren. Es schienen eher sinnlose Linien zu sein, zu einen Chaos vereinigt.
    „Was bedeuten die Runen auf der Tafel, Nav?“
    „Sie bedeuten nichts. Sie symbolisieren das ewige Chaos, das die Unbeständigkeit verursacht“, gab das formlose Wesen bereitwillig Auskunft. Mergun wechselte einen etwas ratlosen und verwirrten Blick mit Luun und starrte dann wieder auf die Steintafel.
    „Kommt“, sagte Nav. „Ich zeige Euch noch mehr von dieser Welt, Mergun!“
    Und wieder begannen sie auf jene eigentümliche Art und Weise zu reisen. Alles drehte sich, alles versank in grenzenlosen Chaos und ein schrilles Geräusch war da und erfüllte den Raum. Aber das alles hörte sehr bald auf. Sie schienen am Ziel zu sein.
    Vor ihnen befand sich ein düsterer Schlund. „Wisst Ihr, was das ist?“, fragte Nav.
    „Nein“, sagte Mergun.
    „Es ist der Eingang zu einen Tunnel. Dieser Tunnel hat genau wie die Steinplatte für uns eine große Bedeutung.“
    „Ist auch der Tunnel ein heiliges Symbol?“
    „Nein, dies ist kein Symbol. Jedes Wesen dieser Welt geht einmal in seinem Leben in diesen Tunnel und kehrt nicht wieder zurück, denn er lässt sich nur in eine Richtung passieren. Und was dahinter liegt, das weiß niemand von uns. Vielleicht eine andere Welt - aber das ist bloße Spekulation. Für einen Bewohner dieser Welt ist es ein Zeichen von Reife, durch diesen Tunnel gelassen zu werden.“
    „Seltsame Rituale gibt es in dieser Welt, Nav - und mir scheint, sie sind ebenso bedeutungslos, wie die Riten meiner eigenen Welt“, sagte Mergun.
    „Ich verzeihe Euch, Mergun, wenn Ihr so sprecht, denn Ihr versteht diese Welt nicht richtig und redet deshalb solchen Unsinn.“
    „Es mag schon sein, dass ich nicht alles verstehe. Dennoch fasziniert mich diese Welt.“
    Der Zustand des Schwebens, in dem Mergun sich noch immer befand, wirkte nun überhaupt nicht mehr bedrohlich auf ihn. Die Angst, in eine bodenlose Tiefe zu stürzen, beherrschte ihn nicht mehr, ja, sie schien sogar gänzlich verschwunden.
    „Wir müssen jetzt zurück“, hörte der Gott jetzt Luun sagen. Mergun wandte sich verwundert zu seinen geheimnisvollen Mentor um.
    „Zurück?“
    „Ja“
    „Aber, warum?“
    „Wir dürfen nicht länger hier verweilen, sonst nimmt uns diese Welt gefangen und wir werden

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