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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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entsprichst der Vorstellung unseres Vater von einem Prinzen.«
    »Wirklich? Er hält die Zauberstäbe des Augenlose in den Gewölben unter der Burg von Elbenhaven verschlossen, weil er fürchtet, dass ich der Faszination der dunklen Kräfte erliegen könnte, die in ihnen schlummern. Und während ich die Dunkelheit der Seele mit ihm teile, musst du ihm wie das Sinnbild der Reinheit und Rechtschaffenheit erscheinen. Mit deiner Magie hast du entscheidend dazu beigetragen, dieses Reich zu errichten. Ich weiß nicht, ob du dich in deiner Einschätzung darüber, wen unser Vaters von uns beiden bevorzugt, nicht vielleicht irrst.«
    »Ich beklage mich nicht über mangelnde Wertschätzung Seitens unseres Vaters«, widersprach Andir. »Dass ist nicht der Grund, aus dem ich Burg Elbenhaven verlasse. Vielmehr möchte ich mich dem Gewinn von Erkenntnis widmen und meine magischen Fähigkeiten vervollkommnen. Es gibt so vieles, dessen Existenz ich kaum erahne und worüber ich mehr wisse möchte. Die Möglichkeiten des Geistes sind um so vieles größer, als ich bisher dachte. Davon abgesehen ist unser Vater inzwischen längst wieder im Vollbesitz seiner Kräfte. Ich glaube nicht, dass er in den nächsten zwei oder drei Jahrtausenden des Regierens müde wird. Dazu ist ihm dieses Reich, das er mit seinem Willen geschaffen hat, viel zu wichtig. Es ist ein Teil von ihm, und ich könnte mir gut vorstellen, dass er noch eine Ewigkeit König bleibt.«
    »Es sei denn, irgendein Rhagar-Barbar erschlägt ihn im Kampf«, gab Magolas zu bedenken. »Nach der Schlacht an der Aratanischen Mauer hing sein Leben an einem seidenen Faden, und der nächste Krieg dämmert bereits herauf; Prinz Sandrilas bereitet das Elbenheer schon seit Jahrzehnten darauf vor.«
    »Falls man mich ruft, um die Aratanische Mauer mit magischen Mitteln zu erneuern, werde ich mich nicht verweigern«, erklärte Andir.
    »Und die Thronfolge?«
    »Die Wahl wird auf dich fallen, Magolas«, war Andir überzeugt. »Oder kannst du dir einen vergeistigten Magier und Schriftgelehrten wie mich wirklich als König vorstellen, der in einem hundert Jahre dauernden Streit zwischen dem Stadthalter von Nord-Elbiana und dem Rat von Elbanor zu vermitteln weiß, weil er sich bestens in den Feinheiten des lokalen Provinzsteuerrechts auskennt? Ich bin kein Mann des Schwerts, der das Reich zusammenhalten könnte, das ist mir inzwischen durchaus bewusst. Davon abgesehen habe ich wenig Neigung, die Jahrhunderte damit zuzubringen, auf den Tod oder die Herrschaftsunlust meines Vaters zu warten, nur um jederzeit zur Verfügung zu stehen, sein Erbe anzutreten.«
    »So bist du ihm in dieser Hinsicht doch recht ähnlich«, murmelte Magolas.
    »In welcher Hinsicht?«
    »In dem Bestreben, das eigene Schicksal zu schaffen, das sich eigenständig entwickelt.«
    »Niemandes Schicksal entwickelt sich unabhängig von dem der anderen«, widersprach Andir.
    Magolas zuckte daraufhin nur mit den Schultern und wandte sich zum Gehen. Doch dann drehte er sich noch einmal zu Andir herum. »Zwischen uns wird es nie wieder so sein wie früher, nicht wahr?«
    »Nein.«
    »Vielleicht zwang uns letztlich die Tatsache dazu, dass wir uns so ähnlich sind, so völlig verschiedene Wege zu gehen.«
    »Das ist gut möglich.«
    »Verabschiede dich von mir, bevor du gehst«, verlangte Magolas.
    »Ich möchte zuvor das Wissen der vielen Bücher, die in meiner Bibliothek stehen, auf Kristalle bannen, die ich mitnehmen kann«, erklärte Andir. »Voraussichtlich werde ich dazu noch bis Ende des nächsten Jahres brauchen. Bis dahin bin ich noch hier.«

    Während Magolas vom Westturm hinabstieg und dann den inneren Burghof betrat, gingen ihm viele Gedanken durch den Kopf. Andir hatte also beschlossen, die Burg zu verlassen, und so stellte sich Magolas die Frage, ob nicht auch er eines Tages Herr seines eigenen Schicksals werden und Elbenhaven den Rücken kehren musste.
    Er ging gemessenen Schrittes über den inneren Burghof. Überall traf man Vorbereitungen für das Ankunftsfest. Eine junge Elbin warf ihm einen Blick zu. Es war ein recht langer Blick, doch als er kurz stehen blieb und ihr das Gesicht zuwandte, senkte sie verschämt die Augen. Sie hieß Sarámwen und war die Elbiana-geborene Tochter von Siranodir mit den zwei Schwertern, einem treuen seegeborenen Gefolgsmann König Keandirs.
    Magolas wusste, dass Sarámwen ihm zärtliche Gefühle entgegenbrachte, doch sein Interesse an der jungen Elbin hielt sich in Grenzen. Immer

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