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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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nichts mehr. Nichts, was er noch zu finden vermochte. Er war sicherlich bereits in Eldrana. Und vielleicht hatte eine so reine Seele ja sogar die Möglichkeit, in die Sphäre der Namenlosen Götter aufzusteigen …
    Magolas löste seine Fingerspitzen von der Schläfe des Noriers und zog seine Hand zurück. Der Assassine stand schwankend da. Seine Gesichtsfarbe war fast völlig verschwunden; bleich wie die hellen Wände des Sonnentempels von Aratania wirkte er. Er berührte kurz mit der Hand die Stirn und blinzelte. Die Finsternis war aus seinen Augen verschwunden. Ein Ruck durchlief ihn. »Was war mit mir, o Sohn der Sonne?«
    »Nichts, was es lohnte, es dir zu erklären«, erwiderte Magolas, und seine Stimme hatte den Klang von klirrendem Eis.
    Der Norier riss plötzlich die Augen auf, dass man den Eindruck haben konnte, es mit einem Wahnsinnigen zu tun zu haben. Mit einer ruckartigen Bewegung griff er zum Gürtel und zog einen der beiden Wurfdolche hervor, die zur üblichen Bewaffnung von Mitgliedern des Assassinen-Ordens gehörten. Er riss die Waffe aus ihrem Futteral, das mit dem Symbol des Sonnengottes kunstvoll bestickt war, und rammte sich die Klinge in den Leib.
    Röchelnd sank er zu Boden, von wo er einen verständnislosen, fragenden Blick zu seinem Herrn und König emporsandte. »Warum nur …?«, seufzte er. Der Blick seiner Augen brach, noch ehe sein Körper vollends in sich zusammensackte. Reglos lag er auf dem kalten Marmorboden des Audienzsaals, und sein Blut bildete eine Lache, die sich immer noch mehr ausbreitete.
    Magolas sah auf ihn hinab. »Weil niemand erfahren soll, dass Magolas, der Großkönig der Rhagar, seinen eigenen Bruder umbringen ließ. Es darf keine Überlieferung und keine Erinnerung daran geben.«
    Dann rief er die Wächter wieder herein und deutete auf den Norier. »Ein Attentäter, der es auf mein Leben abgesehen hatte.«
    »So sind sie bereits in den Reihen der Garde zu finden?«, fragte der Kommandant der Wächtertruppe, die im und um den Audienzsaal herum den Dienst versah. Die Hauptaufgabe dieser Männer war natürlich, den König und seine Familie zu schützen. Dass es ein Attentäter angeblich geschafft hatte, bis ins innerste Zentrum der Macht vorzudringen, beschämte jeden Einzelnen dieser Soldaten.
    Sie fassten den toten Norier bei Armen und Beinen und schleiften ihn hinaus. Anschließend kam jemand aus der umfangreichen Dienerschaft, um das Blut vom Boden aufzuwischen.

    Magolas fand Larana in einem Atrium inmitten des Palastes. Dort gab es einen Teich mit bunten Fischen, und vor der Gemahlin des Großkönigs spannte sich ein etwa vier Schritt langer und einen Schritt breiter Wandteppich, an dem Larana gerade knüpfte. Diese Kunst hatten sich die Aratanier vor langer Zeit bei den Elben abgeschaut, auch wenn die Rhagar auch auf diesem Gebiet niemals deren Niveau erreicht hatte. Aber natürlich konnten die Werke der Menschen auch nicht von der filigranen Feinheit sein, als wenn ein Elb über Jahrhunderte hinweg an einem einzigen Wandteppich arbeitete; dabei entstanden häufig wahre Kunstwerke, die groß angelegten Gemälden glichen und zum Anlass genommen wurden, bei Hofe in Elbenhaven in Erinnerung an die glorreiche Vergangenheit zu schwelgen.
    »Magolas!«, entfuhr es Larana, als sie ihres Gatten gewahr wurde, und eine sanfte Röte überzog ihr feingeschnittenes Gesicht.
    Die Züge des Großkönigs waren sehr ernst. »Ich verzeihe Euch, dass Ihr ihn gerufen habt«, sagte er.
    Es war das erste Mal in ihrer schon weit über ein Menschenalter andauernden Ehe, dass Magolas seine Gemahlin in der Höflichkeitsform ansprach, wie es unter elbischen Paaren durchaus üblich war. Magolas hatte sich in dieser Hinsucht nie an der Ehe seiner Eltern orientiert, sondern war den Sitten der Rhagar gefolgt; zumindest sprachlich herrschte unter menschlichen Paaren ein hohes Maß an Vertraulichkeit.
    Larana wusste sofort, dass Magolas damit ein Zeichen setzen wollte. Es waren sehr ernste Worte, die er sprach. Und er sprach sie in erster Linie als Großkönig – nicht als Gemahl.
    »Mein Bruder Andir, dessen Gedankeneinflüsterungen möglicherweise großen Einfluss auf Euch ausübten, lebt nicht mehr«, erklärte er. »So wir er Euch auch nicht antworten können, solltet Ihr ihn erneut rufen wollen.«
    Larana erbleichte. »Ich habe Euren Bruder nicht gerufen!«
    »Streitet es nicht ab. Ich weiß es. Und Ihr könnt von Glück sagen, dass nur ich es weiß. Was glaubt Ihr wohl, würde Xaror tun,

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