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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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sind!«
    Thamandor verengte die Augen, schirmte sie mit der Hand gegen die gleißende Sonne. Die Furche in der Mitte seiner Stirn wurde dabei noch tiefer. »Das Schiff versucht zum Festland zu gelangen – aber irgendetwas hindert es daran!«
    »Was sollte das denn sein?«, spottete Ygolas.
    »Der Wind!«, murmelte Thamandor befremdet. »Er scheint immer in die Richtung zu drehen, in die das Schiff zu segeln versucht.«
    »Dann muss Magie im Spiel sein!«, lautete Lirandils Schlussfolgerung. Der Fährtensucher deutete mit der Rechten nach oben. »So blau, wie dieser Himmel ist, dürfte dort unten nur ein laues Lüftchen wehen.«
    Immer mehr Elben fanden mit ihrem Blick das einsame Elbenschiff, das verzweifelt versuchte, weiter Richtung Südosten vorzudringen, auf jenen Kontinent zu, den Lirandil das »Zwischenland« genannt hatte. Ein Name, der, wie Prinz Sandrilas fand, passend war.
    Die Besatzung des Elbenschiffs kämpfte noch eine Zeitlang gegen die Elemente an, ehe sich der Kapitän schließlich entschloss aufzugeben und abzudrehen. Sofort zeigte sich der Wind um einiges freundlicher. Das Elbenschiff näherte sich wieder der Insel und unternahm keinen weiteren Versuch, deren engeren Kreis zu verlassen, innerhalb dessen es durch geheimnisvolle Mächte gefangenen gehalten wurde.
    »Das sieht mir tatsächlich nach Magie aus!«, musste auch Lirandil zugestehen. »Eine Magie, die stark genug ist, ein Elbenschiff zum Abdrehen zu zwingen. Offenbar lässt sie uns keine andere Wahl, als ins Nebelmeer zurückzukehren oder hier auf dieser Insel des Schreckens zu bleiben.«
    »Sodass wir entweder Opfer der Affenartigen werden oder des Nachtjägers«, brummte Siranodir mit den zwei Schwertern. Er schüttelte entschieden den Kopf. »Das darf nicht sein!«
    Das Schiff verschwand schließlich hinter einer Gruppe von schroffen Felsen, die sich in Küstennähe der Insel erhoben.
    Prinz Sandrilas linke Hand legte sich mit einer Geste der Entschlossenheit um den Schwertgriff seiner Düsterklinge. »Geben wir uns nicht länger den Träumereien über ein zukünftiges Elbenreich hin, sondern tun wir, was hier zu erledigen ist!«
    »Das dürfte nicht ganz einfach werden«, sagte Thamandor der Waffenmeister.
    »Wer hat gesagt, ein einfacher Weg wäre der Weg der Elben?«, versetzte Prinz Sandrilas ungewohnt schroff. Er dachte an Hyrandil, Bolandors Sohn, und an König Keandir, Branagorn und die anderen Vermissten. Er machte sich wenig Hoffnung, dass sie noch lebten, aber das sollte ihn nicht daran hindern, dennoch alles zu versuchen. Und wenn er dafür durch steinerne Wände gehen musste, dachte der einäugige Prinz grimmig; es musste einfach irgendwo einen Zugang ins Berginnere geben. Es musste!
    Der Ausdruck von wilder, fast barbarischer Entschlossenheit, der auf einmal in des Prinzen Antlitz trat, erschrak Merandil den Hornbläser zutiefst. Er wechselte einen kurzen Blick mit Lirandil und erkannte, dass nicht nur er diesen Ausdruck bemerkt hatte und er auch nicht der Einzige war, den dieser Ausdruck erschreckte.
    Sandrilas trat mit weiten Schritten zurück in den tunnelartigen Stollen. Er war überzeugt, dass irgendwo in den Wänden ein Mechanismus verborgen sein musste, irgendeine technische Vorrichtung, die in der Lage war, große Steinquader zur Seite zu schieben, hinter denen sich Geheimgänge verbargen.
    »Folgt mir, Waffenmeister Thamandor!«, rief er. »Wir müssen irgendetwas übersehen haben! Ihr seid doch ein ausgewiesener Experte auf dem Gebiet raffinierter Mechanismen. Vielleicht könnt Ihr entdecken, wie es die Äfflinge schaffen, sich im Berg zu verbergen.«
    Thamandors Antwort war ein Schulterzucken, aber er ging zu Sandrilas.
    »Versucht Euch in die Lage dieser Äfflinge zu versetzen«, forderte ihn der Prinz auf.
    »Das ist mir unmöglich«, behauptete der Waffenmeister. »Ich bin ein denkendes Wesen.«
    »Ich brauche nicht Euren Spott, sondern Euren Sachverstand, Waffenmeister«, tadelte Prinz Sandrilas mürrisch.
    Thamandor deutete eine Verneigung an. »Es tut mir sehr leid, mein Prinz. Meine Bemerkung war nicht gegen Euch gerichtet.«
    Prinz Sandrilas reagierte darauf gar nicht mehr. Die Blicke seiner scharfen Augen tasteten im Halbdunkel des Stollens die steinernen Wände ab.
    Er suchte einen verborgenen Mechanismus, eine bisher unentdeckt gebliebene Möglichkeit, ins Innere des Berges einzudringen.
    Vielleicht verschleierte Magie diesen Mechanismus oder den Zugang vor ihren Augen, ging es ihm durch den Kopf.

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