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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Vielleicht war das, was er sah, nicht mehr war als ein Trugbild. Also berührte er mit den Fingerspitzen den kalten Stein.
    Die allgemeine Anspannung machte sich bei allen Elben des Trupps bemerkbar, bei dem einen stärker, bei dem anderen weniger. Selbst der erfahrene Lirandil war davon befallen, wie Sandrilas zu seiner Überraschung feststellte.
    Offenbar waren sie alle solche Belastungen nicht mehr gewohnt. Zu lange waren sie der eintönigen, zeitlosen Langeweile des Nebelmeers ausgesetzt gewesen. Wenn sie sich wirklich an der Küste des Festlandes behaupten wollten, dachte Prinz Sandrilas, würden sie lernen müssen, sich solchen Belastungen und Herausforderungen zu stellen.
    Sie alle waren gereizt, und das machte sich bemerkbar in einem gewissen Hang zum Zynismus. Aber ihre momentane Lage war auch ziemlich verfahren. Niemand wusste, was mit dem König geschehen war. Und dass Hyrandil, der Sohn Bolandors, noch am Leben war, konnte wohl nur ein unerschütterlicher Optimist annehmen.
    Sandrilas tastete vorsichtig über den kalten Stein und über die Reliefs, die mit großer Kunstfertigkeit darin eingearbeitet waren.
    »Das Spurensuchen solltet ihr lieber mir überlasen«, hörte er hinter sich die leicht spöttische Stimme Lirandils.
    Sandrilas verzog das Gesicht. »Nichts lieber als das, werter Lirandil. Wenn ihr etwas Vielversprechendes gefunden habt, lasst es mich sofort wissen.«
    »Jedenfalls stellt dieser Bau selbst vieles von dem in den Schatten, was unser eigenes Volk einst geschaffen hat«, äußerte sich Merandil der Hornbläser. Einschränkend fügte er hinzu: »Oder geschaffen haben soll . Was Wahrheit und was Legende ist, wissen nicht einmal diejenigen mehr mit absoluter Gewissheit, die dabei gewesen sind und jene Stätten mit eigenen Augen sahen.«
    »So einen Unsinn kann nur ein Seegeborener von sich geben«, erwiderte Lirandil der Fährtensucher heftig. Er ließ die Finger über den glatten Stein gleiten. Er wirkte sehr angestrengt. Er sog die Luft durch die Nase ein, und seine Nasenflügel bebten. »Äfflinge waren hier«, murmelte hier. »Ich rieche sie …«
    »Nicht gerade eine umwerfend neue Erkenntnis«, entgegnete Siranodir mit den zwei Schwertern. »Wir haben sie schließlich in dieses Gewölbe einfliegen sehen.«
    »Ja, aber der Geruch, den sie hinterließen, ist hier besonders intensiv«, erklärte Lirandil. Es war bekannt, dass der Geruchssinn des Fährtensuchers selbst für elbische Verhältnisse besonders empfindlich war. Seine feingliedrigen Hände strichen weiter über das Gestein und fuhren über die feinen Strukturen der Reliefs. Kleinste natürliche Erhebungen und Unebenheiten der Felswand hatten diese Künstler geschickt in ihre Bilder integriert. Ein Einklang von Natur und Künstlichkeit war erreicht worden, wie er auch dem uralten Ideal der Elben entsprach.
    Ein immer wiederkehrendes Motiv der Reliefs war eine Flamme, die aus einem Stein emporschoss – und eine lange Reihe von Äfflingen in gebeugter, demütiger Haltung. Aber es gab auch Darstellungen von affenartigen Königen, die sich vom Lautenspiel ihrer Musikanten verzaubern ließen oder Tributabgaben entgegennahmen.
    Lirandil verstärkte plötzlich den Druck seiner Hände an einer bestimmten Stelle. Seine Armmuskeln spannten sich an. Ein ächzender Laut hallte zwischen den Felswänden wieder ― und eine Tür öffnete sich ein paar Schritt entfernt im Gestein!
    Der Blick wurde freigegeben in einen tunnelartigen Gang. Leuchtende Steine waren in die Wände eingelassen und tauchten alles in ein grünlich schimmerndes Licht.
    »Welch großartige Baumeister müssen hier am Werk gewesen sein!«, entfuhr es nun selbst dem Skeptiker Ygolas, der sich seinen Bogen über den Rücken hängte. »Es waren keinerlei Bruchspuren und Kanten im Gestein zu sehen. Der Eingang wäre auch aus direkter Nähe und bei Licht nicht zu erkennen gewesen.«
    »Magie wirkt an diesem Ort«, war Lirandil überzeugt. »Und zwar eine Art von Magie, die sich offenbar vollkommen von der unseren unterscheidet.«
    »Wie könnt Ihr Euch da so sicher sein?«, fragte Thamandor der Waffenmeister. »Natürlich ist Magie ein sehr effektives Instrument, aber meiner Erfahrung nach gibt es viele Dinge, die sich viel einleuchtender durch die Kräfte der Natur erklären lassen.«
    Lirandil sah den Waffenmeister einen Augenblick lang an und lächelte dabei nachsichtig. »Wahrscheinlich liegt es daran, dass Ihr Euch so ausgiebig mit Maschinen und Mechanismen aller Art

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