Elben Drachen Schatten
mit den Schultern. »Jetzt, da ich eigentlich im Besitz dieser Äfflingsmagie sein müsste … Doch wie es aussieht, ist sie unwirksam.«
Sie setzten ihren Aufstieg fort. Die Stufen wurden immer schmaler und gefährlicher; jahrtausendelange Erosion hatte die Kanten abgeflacht, und ganze Stücke lösten sich aus den Stufen, als Elbenfüße sie berührten.
So imposant die Bergfestung der Äfflinge auch wirken mochte, sie zerfiel allmählich. Ein Gedanke, der Lirandil deprimierte, führte er ihm doch vor Augen, dass auch sein Volk irgendwann nicht mehr sein würde und all ihre Hinterlassenschaften letztendlich verschwinden würden. Irgendwann würde man sich nicht mehr an die Elben erinnern – vielleicht in tausend Jahren, vielleicht auch erst in zehn Jahrtausenden. Aber nichts war von ewigem Bestand.
Wieder erreichte der Trupp ein größeres Plateaus. Von dort konnte man die Schlucht gut überblicken. Jedes Geräusch, jedes Wort und jeder Schritt riefen kleine Echos hervor.
Die Elben sammelten sich und verharrten eine Weile, um diese Sinneseindrücke auf sich wirken zu lassen. So mancher von ihnen blickte hinab in die Tiefe, wo neben Dutzenden von erschlagenen Äfflingen auch einige getötete Elben in seltsam verrenkter Haltung lagen. In der Schlucht vor der Affenkopfzitadelle wallte merkwürdigerweise kein Nebel, sodass die Blicke der scharfen Elbenaugen bis an ihren Grund und an den Fuß des Berges reichten, wo die Toten lagen.
»Wir werden sie später mitnehmen«, versprach Sandrilas.
»Wenn sie dann noch nicht von den Halbtieren gefressen wurden«, entgegnete Thamandor düster.
Prinz Sandrilas atmete tief durch. Sein Brustkorb hob und senkte sich dabei, während man seinem Gesicht ansah, wie sehr ihm der Gedanke missfiel an das, was mit den Toten vermutlich geschehen würde. »Mag sein«, brummte er. »Aber wenn wir den Lebenden helfen wollen, dürfen wir uns nicht allzu lang mit den Toten aufhalten. Das ist nun mal so.«
Die Rast auf dem Plateau wurde dazu genutzt, die Verletzten zu versorgen. Vor allem Lirandil der Fährtensucher konnte mit einer Reihe von Heilkräuterextrakten aushelfen, die er stets bei sich führte. Extrakte, die in Verbindung mit magischen Formeln erstaunliche Heilkräfte entfalteten.
Ein Geräusch ließ auf einmal alle aufhorchen. Es erinnerte Lirandil an das tiefe Brummen eines Hornissenschwarms, unterlegt mit dem Prasseln eines Waldbrands.
»Der Magen eines Riesenbärs mag auf diese Weise knurren«, vermutete Thamandor und setzte spöttisch hinzu: »Aber dazu kann unser waldgelehrter Fährtensucher mit Sicherheit mehr sagen.«
Lirandils Humor schien er mit dieser Bemerkung ganz und gar nicht getroffen zu haben. »An Eurer Stelle würde ich mich nicht darüber lustig machen, werter Waffenmeister.«
»Verzeiht, ich wollte Euch nicht …«
»Still!«, zischte Lirandil. Er vollführte eine Handbewegung, die seinen unmissverständlichen Befehl, den er mit der Autorität des Alters und der Erfahrung gegebenen hatte, noch unterstrich.
Verwundert gehorchten alle – und starrten ihn an. Es war vollkommen still auf dem Plateau. Keiner der Elben verursachte auch nur den geringsten Laut.
Lirandil wandte den Kopf, um besser hören zu können. Die spitzen, wie lang gezogene Wassertropfen geformten Ohren stachen aus seinem dünnen langen Haupthaar. Seine Züge wirkten angespannt, während er konzentriert lauschte.
»Da … schnarcht jemand«, murmelte er. »Ich vermute, dass es der geflügelte Nachtjäger ist, den wir am Himmel als Schatten kreisen sahen.«
»Dann wäre es vielleicht nicht besonders klug, ihn zu wecken«, lautete Merandils leise gesprochener Kommentar.
Nachdem die Verletzten versorgt waren, machten sich die Elben an die nächste Etappe. Die Äfflinge zeigten sich nicht mehr. Offenbar zogen sie es vor, erst einmal irgendwo ihre Wunden zu lecken.
Jenes Geräusch, dass Lirandil als das Schnarchen des Nachtjägers gedeutet hatte, begleitete die Elben jedoch auch weiterhin. Zeitweilig wurde es stärker, dann wieder klang es wie röchelnder Atem. Auch die Tonhöhe variierte; manchmal sank es herab zu einem Brummen, so tief, dass die Elben spürten, wie unter ihren Füßen der Boden leicht vibrierte. Auf einmal setzte das Geräusch nach einem japsenden Schnapplaut aus.
Prinz Sandrilas wandte sich mit fragendem Blick an Lirandil. »Ich will nicht hoffen, dass dies böses zu bedeuten hat.«
»Ganz gewiss nicht.«
»Ach?«, fragte Thamandor. »Ihr habt uns doch die
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