Elbenbiss /
starrend weiter.
Nach einer knappen halben Stunde mündete der Waldweg in eine schmale, asphaltierte Nebenstraße. Elanor lotste mich, ohne zu zögern, nach links. In engen Serpentinen schlängelte sich die Straße eine Anhöhe hinauf und auf der anderen Seite wieder hinunter. Unterdessen befanden wir uns in einer gottverlassenen Gegend, in die ich mich noch nicht mal auf einer meiner ausgedehnten Mountain-Bike-Touren verirrt hatte. Wir folgten einer schmalen Straße in ein enges, leicht ansteigendes Tal. Der Vollmond war wieder hinter einer Wolkenbank verschwunden, sodass nur noch das Scheinwerferlicht für etwas Helligkeit sorgte. Und natürlich Wladimirs Lampe.
Die Fahrt durch das Tal zog sich hin. Kleine Waldstücke wechselten sich mit der dunklen Leere von Wiesen und Weiden ab.
Plötzlich hieß mich Elanor in einen schmalen Feldweg abbiegen, kurz darauf mitten im Wald anhalten und den Motor sowie das Licht ausschalten.
Ich drehte mich fragend zu ihr um.
Sie strich einmal mehr über die Botschaft und schien zu horchen.
Ich tat es ihr nach, hörte ein Käuzchen und das leise Ticken des noch warmen Motors, sonst nichts. Wolf und Wladimir starrten beide vor sich hin und rührten sich nicht.
Elanor steckte die Botschaft schnell ein, plazierte Manwe und Varda, die auf ihrem Schoß eingeschlafen waren, vorsichtig auf den freien, mittleren Sitz und flüsterte: »Ich brauch dich, Wladimir.« Sie stieg aus und schloss leise die Wagentür. Wladimir folgte ihr resigniert und ohne Fragen zu stellen. Im schwachen Schein seines Lämpchens war zu erkennen, wie Elanor eindringlich auf ihn einredete. Als sie seine Schulter berührte, begann Wolf, neben mir zu knurren.
»Du stehst wohl auf die Kleine, was?«, rutschte mir heraus.
Er schnellte herum und funkelte mich zornig an. »Das geht dich nichts an, Weichei.«
Nichts weniger als ein Held, ließ ich mich augenblicklich von seiner stringenten Argumentation überzeugen, hob beschwichtigend beide Hände und wandte mich betreten ab. Das Ticken des abkühlenden Motors machte mich nervös. Die Kopfschmerzen kehrten zurück. Und überhaupt. Was trieben die beiden da draußen eigentlich?
Wladimir nickte gerade und reichte Elanor zögerlich seine Taschenlampe. Gemeinsam gingen die beiden ein paar Schritte zwischen die Bäume. Und dann erlosch das Licht der Taschenlampe.
Wenig später kam Elanor mit Wladimirs Lampe in der Hand zum Wagen zurück.
»Ich konnte ihn überreden. Er macht einen Erkundungsflug«, meinte sie angespannt und spähte nervös durch die offene Wagentür in die Dunkelheit hinaus. »Wir sind nicht mehr allzu weit entfernt.«
»Okay«, entgegnete Wolf mit nervtötender Ernsthaftigkeit und sah gleich darauf in den blauschwarzen Himmel, der als schmaler Streifen mit gezackten Rändern über dem Waldweg zu sehen war.
Ich legte meine Stirn auf das kühle Lenkrad. Mann, hatten die eine Meise, alle zusammen. Was war ich froh, wenn ich die wieder los war. Ich suchte in meiner Hosentasche nach den Schmerztabletten und würgte eine ohne Wasser hinunter. Vielleicht würde dann wenigstens das Hämmern gegen meine Schädeldecke aufhören.
Wir schwiegen vor uns hin, und ich trommelte nervös auf das Lenkrad. Auf einmal sogen die beiden scharf die Luft durch die Nase ein und Wolf kniff die Augen zusammen.
»Das hat der Kerl absichtlich gemacht«, knurrte er mürrisch und rieb sich die Ohren, als ob sie schmerzten. Ich hatte keine Ahnung, wovon er sprach, und wollte es im Moment auch nicht wissen. Mein Kopf tat immer noch weh, und jetzt spürte ich auch, wie langsam die Müdigkeit in mir hochkroch.
Nach einer knappen Viertelstunde kam Wladimir zurück. Natürlich zu Fuß.
»Ich habe Feuerschein gesehen, nicht weit von hier, Luftlinie, aber wir müssen noch über diese Hügelkette und dann ins nächste Tal in südlicher Richtung«, rapportierte er mit leiser, vibrierender Stimme, während er bereits wieder mit seiner Taschenlampe herumspielte.
»Feuer«, murmelte Elanor. »Ich hab es befürchtet. Feanor hat tatsächlich einen Balrog beauftragt.«
Ich wollte nicht, dass die drei mein Gesicht sahen, und versteckte es hinter meinen Handflächen, wo ich mir eine angemessene Reaktion auf diese überaus beunruhigende Mitteilung überlegte. Ein Lachanfall wäre es sicher nicht gewesen. Jetzt wissen wir wenigstens, womit wir es zu tun haben. Das ist doch schon mal etwas Positives!, hätte ich am liebsten in die Runde gerufen, aber ich ließ es bleiben. Die drei schienen
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