Elbenfürstin (Die Geschichte der Lilia Joerdis van Luzien) (German Edition)
halbwegs akzeptable Antwort erhalten. Sei auf
der Hut, schärfte ich mir ein.
Nach der normalen Besprechung unter Katjas
Regie schnappte ich mir das Problemkind.
„Axel, tritt deinen Neid in
die Tonne. Wüsstest du alles über mich, würdest du dich lieber tot wünschen,
als mit mir zu tauschen.“
Er fuhr zusammen, weil ich
ihm derart nah in seine blassblauen Augen schaute.
„Komm, lass uns Frieden
schließen“, streckte ich ihm meine Hand hin.
Mit schlaffem Griff langte
er zögerlich zu und trollte sich schleunigst.
Sofort bat ich die
Sternelben um Auskünfte.
Erstens übt Axel den falschen
Job aus. Er besitzt außergewöhnliche Fähigkeiten für virtuelle Technologien.
Zweitens sieht er sich im Team sehr starken Frauen gegenüber. Er hingegen
konnte sich bislang nicht eingestehen, schwul zu sein.
Hättet ihr passende Arbeit
für ihn?
Ja, beim Nachrichtendienst.
Doch dafür müsste Axel vorab seine eigene Identität finden. Die Eignungsprüfung
ist erbarmungslos.
Ich versprach, darüber
nachzudenken.
Im Tagesverlauf nutzte ich jede freie
Sekunde, um mir darüber den Kopf zu zermartern. Wie? Wie? Wie? Mensch, Jay!
Die Lösung liegt direkt vor der Haustür! Ich griff zum Handy und wurde
flott von seiner Assistentin durchgestellt.
„Hi Lil, was hast du auf dem
Herzen?“
Kurz schilderte ich ihm
Axels privates Drama.
„Ich würde mit ihm
keinesfalls in einschlägige Bars gehen. Oder woran dachtest du?“
Zaghaft fragte ich: „An
einen Besuch bei euch heute Abend in meiner Begleitung?“
„Hmmh, warum nicht. Aber ich
kann keine Erfolgsgarantie übernehmen.“
„Du bist ein Schatz!“
G egen Abend ließ ich den
Kandidaten für mein Überfallkommando nicht aus den Augen und griff im richtigen
Moment zu.
„Hast du schon was vor?“
Völlig irritiert guckte Axel
erst einmal um sich, wer wohl gemeint sein könnte. „Wie?“
„Ich möchte mich nochmal in
Ruhe mit dir unterhalten. Magst du mitkommen?“
„Äh, ich habe, ich weiß
nicht…“
„Auf geht’s.“
Schweigsam brachten wir die
Autofahrt hinter uns.
„H ier wohne ich.“
Er glotzte. „Toll! Du musst
ja Kohle haben.“
Wir betraten die Küche.
„Ein Wintergarten.“ Axel
marschierte los. „Echt gute Pflege. Kakteen-Fan, was?“
Okay, parlieren wir über
Pflanzen, wenn es denn hilft. Während sie ihre auftauende
Wirkung entfalteten, drückte ich ihm sein Lieblingsbier in die Hand.
„Zufällig weiß ich, wo ein
Job zu haben wäre, bei dem du dich richtig austoben kannst.“
„Will Katja mich loswerden?“
„Nein, nichts dergleichen.“
Er überlegte, worauf das
Ganze hinauslaufen sollte. „Ich meine, ich komme schon klar mit dir“, versicherte
er lahm.
„Axel, hier geht es einzig
und allein um dich, um deine Zukunft.“
Seine Neugier siegte: „Was
für ein Job?“
Meine Beschreibung brachte
seine Augen zum Leuchten.
„Das wäre der Hammer!“
Tja, bliebe der zweite Akt
zu bewältigen. „Ich bin mit lieben Freunden zum Essen
verabredet. Sie wissen bereits, dass du mitkommst.“
Totale Unsicherheit waberte.
„Einfach so? Die kennen mich
doch gar nicht.“
„Einfach so.“
Erst als der komplette halbe
Liter Bier sein Gehirn minimal beruhigte, zogen wir los.
„Zu Fuß?“
Ganz früher einmal hätte ich
als Antwort sarkastisch Lauflernschuhe zur Ausleihe angeboten. Stattdessen
deutete ich auf das Vorderhaus und erklärte: „Dort wohnen sie.“
Wenige Schritte vor ihrer
Haustür zündete ich einen perfekten Rohrkrepierer. „Sie heißen übrigens Jay und
Schorsch.“
Bei jedem Schwulen würde es
auf der Stelle klicken, von Axel kam keine Reaktion.
Das wird entweder ein extrem
langer Abend oder ein totales Fiasko. Habe ich recht?
Die Sternelben pflichteten
mir bei.
Doch meine Freunde
verhielten sich absolut brillant. Ihr ganz normales, lockeres Paarleben lief vor
Axels Augen ab. Diese Selbstverständlichkeit löste irgendwann während der
nächsten drei Stunden sachte jenen Schalter, der in Axels Innenleben klemmte.
Als sein Gesicht vor Glück glühte, atmete ich auf.
Schorsch behielt bis zum Schluss die Zügel in
der Hand: „Morgen Abend gehen wir mit ein paar Freunden ins Kino. Wie wär’s,
kommst du mit, Axel?“
„Ja, super Idee und echt ein
dickes Danke für den tollen Abend bei euch.“
Das Taxi verschluckte ihn
und ich stöhnte: „Gebt mir mehr Wein.“
Jay und Schorsch bogen sich
vor Lachen. Dann aber wurde Schorsch unerwartet ernst: „Ich weiß aus eigener
Erfahrung genau, was Axel
Weitere Kostenlose Bücher