Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)
Traum gesandt. Aber ich weiß nicht, was er bedeutet.“
„Daron! Endlich hast du mich verstanden!, erreichte ihn ein Gedanke des Elbenmädchens, wenn dieser auch sehr schwach und für Daron nur mit großer Mühe wahrzunehmen war.
„Träume haben immer eine Bedeutung“, sagte Lirandil. „Und ganz sicher gilt dies wohl für einen Traum, den deine Schwester dir ganz bewusst schickt, denn sie will dir etwas damit mitteilen.“
„Bei uns war das bisher eigentlich nie etwas Besonderes“, murmelte Daron. Dann blickte er Lirandil geradewegs an und fragte ihn: „Habt Ihr schon einmal von einer dunklen Krone gehört, die schwarzes Licht ausstrahlt?“
Lirandil schluckte, und der Schrecken stand ihm auf einmal ins Gesicht geschrieben.
„Du hattest gerade recht“, sagte er schließlich. „Wir sollten keine Zeit mehr verlieren. Während des Fluges musst du mir alles über den Traum deiner Schwester erzählen.“
„Ihr wisst mehr über diese Krone?“
„Später, Daron! Wir sollten jetzt aufbrechen!“
Kapitel 9
Die dunkle Krone
Zur gleichen Zeit stand Sarwen auf dem Ostturm von Burg Elbenhaven und blickte in jene Richtung, in die ihr Bruder auf dem Riesenfledertier geflogen sein musste, als er zu seiner Mission nach Nithrandor aufgebrochen war. Sie selbst hatte es ja nicht mitbekommen, denn sie hatte so unnatürlich tief geschlafen, aber sie hatte sich den Aufbruch der beiden vorzustellen versucht, und das so intensiv, dass sie die Reise, die Daron hinter sich gebracht hatte, im Geiste nachvollzog.
Sarwen hatte in den Schriften der Elbenschamanen gelesen, dass man auf diese Weise leichter eine geistige Verbindung zu jemandem herstellen konnte, wenn dieser sich an einem weit entfernten Ort aufhielten. Allerdings stammte das Buch, in dem dies stand, aus der Alten Zeit, als die Elben noch in Athranor gelebt hatten. Und da die Magie der Elben seither sehr viel schwächer geworden war, war sie nicht ganz sicher gewesen, ob die Methode noch immer funktionierte - zumal sie ihre magischen Kräfte weiterhin nicht spürte.
Außerdem hatte das Elbenmädchen zuerst nicht die nötige Geduld aufgebracht.
Aber dann war es ihr tatsächlich gelungen.
Für einige wenige Momente war sie mit Daron in Verbindung getreten und hatte dabei intensiv an ihren letzten Traum gedacht. Einen Traum, der noch viel erschreckender und albtraumhafter gewesen war als der zuvor.
Obwohl sie eigentlich einfach hatte weiterschlafen wollen, hatte sie dieses drängende Bedürfnis erfolgreich unterdrückt. Dass ihr dies gelungen war, nahm sie als Zeichen dafür, dass ihre Kräfte wohl allmählich zurückkehrten – mit Ausnahme der Magie, was ihr immer noch große Sorge bereitete.
Statt zu schlafen, hatte sie stundenlang in den Bibliotheken von Burg Elbenhaven gesessen und nach Schriften gesucht, die ihr vielleicht helfen konnten, ihren letzten Traum zu verstehen.
Dass schon der erste Traum eine besondere Bedeutung gehabt haben musste, war ihr sofort klar gewesen, denn die hatte auch ziemlich deutlich auf der Hand gelegen: Jarandil und der Knochenherrscher hegten irgendwelche finsteren Pläne, um dem Elbenreich zu schaden. Auf nichts anderes konnte dieser erste Traum hinweisen.
Aber der zweite war nicht so leicht zu deuten. Was hatte es mit der schwarzen Krone auf sich?
In keinem der unzähligen Bücher und in keiner der Schriftrollen in den Bibliotheken von Burg Elbenhaven hatte Sarwen darauf irgendeinen Hinweis gefunden.
„Du solltest dich ausruhen und noch etwas mehr Kraft schöpfen“, hörte sie hinter sich eine wohl vertraute Stimme. Es war die der Heilerin Nathranwen, die sich arge Sorgen um Sarwen machte. Zuerst war sie so schwach gewesen und hatte tief und fest geschlummert – und dann trieb sie auf einmal eine Hast an, wie man sie ansonsten nur bei Menschen antraf.
Sarwen hatte Nathranwen überhaupt nicht bemerkt, so sehr war sie in ihre Gedanken vertieft gewesen – und so darauf konzentriert, mit Daron geistigen Kontakt herzustellen.
Wenigstens das war ihr gelungen.
So schrak das Elbenmädchen regelrecht zusammen, als die Heilerin so plötzlich hinter ihr auftauchte.
„Es tut mir leid“, sagte Nathranwen, als Sarwen mit einem leisen Aufschrei auf den Lippen herumfuhr und sie erschrocken anstarrte. „Ich dachte, mein Herzschlag und meine Schritte wären laut genug, um mich anzukündigen ...“
„Das ist nicht weiter schlimm“, sagte die Halbelbin, die sich ein wenig beruhigte. „Ich bin froh, dass du hier bist.“
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