Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)
-, vermochte sich Gerátonos offenbar kaum vorzustellen, obwohl er den Umgang mit Elben gewohnt war.
„Ich möchte, dass Ihr mir die Geschichte von der schwarzen Krone erzählt“, bat Sarwen ihn.
„Es ist nur eine Geschichte, wie man sie sich unter Zentauren seit vielen Generationen erzählt“, schwächte Gerátonos die Bedeutung dessen, was er sagen würde, schon im Vornherein ab. „Nur eine Geschichte, mehr nicht …“
„Trotzdem, ich bitte Euch“, beharrte Sarwen. „Ich kann Euch im Augenblick nicht erklären, warum, aber diese Geschichte zu hören könnte sehr wichtig für mich sein.“
Der Zentaur seufzte, und diesem Seufzen folgte ein Laut, der an ein Pferdewiehern erinnerte. „Also gut“, sagte er dann. „Einst regierte der Dunkle Herrscher über den größten Teil des Zwischenlandes ...“
„Xaror!“, entfuhr es Sarwen.
Der Zentaur lächelte nachsichtig. „Willst du die Geschichte erzählen, oder soll doch besser ich es tun?“
„Ihr sollt es natürlich“, sagte Sarwen entschuldigend und ärgerte sich über sich selbst, dass sie so ungeduldig war.
„Xaror ist einer der Namen dieses Herrschers. Vielleicht sogar derjenige, unter dem er am bekanntesten war“, gab Gerátonos zu. „Aber er hatte auch andere. Jedenfalls ließ der Dunkle Herrscher eine Krone schmieden, und da er auch die dunkle Magie beherrschte, schmiedete er sehr viel von diesen Kräften in die Krone. Darum strahlte sie schwarzes Licht ab.
Eines Tages aber war diese Krone plötzlich verschwunden. Eine Zentaurenfrau, die im Palast diente, hatte sie an sich genommen und sie gestohlen. Grund dafür war, dass sich der Dunkle Herrscher über ihren dicken Pferdehintern lustig gemacht und sie damit schwer beleidigt hatte. Aus Rache trug sie die Krone zum See der Finsternis und warf sie hinein. Daraufhin erst wurde das Wasser des Sees, der damals noch anders genannt wurde, schwarz. Der Dunkle Herrscher verdächtigte jedoch seinen Bruder, der mit ihm zusammen regierte, die Krone genommen zu haben. Zur Strafe verbannte er ihn auf eine einsame Insel.
Die Krone aber tauchte nie wieder auf. Und so wie der Dunkle Herrscher die Zentaurenfrau verhöhnt hatte, verhöhnten die Zentauren an ihren Lagerfeuern den Dunklen Herrscher, weil dieser trotz all seiner Magie nie herausfand, wer die Krone wirklich gestohlen hat.“
„Und die Krone ist tatsächlich niemals wieder aufgetaucht?“, fragte Sarwen, als Gerátonos mit seiner Geschichte endete.
Der Zentaur zuckte mit den Schultern und schlug sich mit dem Schweif eine vorwitzige Fliege vom Pferderücken. „Angeblich nicht.“
„Und was hätte es zu besagen, wenn sie auf einmal wieder da wäre?“
„Das weiß ich nun wirklich nicht. Und ich bin auch kein Fisch, der in den See der Finsternis hinabtauchen könnte, um zu überprüfen, ob die Krone dort noch liegt.“
Als Nathranwen und Sarwen den Zentaur Gerátonos verlassen hatten und auf dem Weg zurück zur Burg waren, sagte die Heilerin: „Die Geschichten der Zentauren sind mit großer Vorsicht zu genießen.“
„Wieso?“
„Weil sie die Geschehnisse immer grundsätzlich so erzählen, dass ein Zentaur die entscheidende Rolle innehat. Kann ja sein, dass der Dunkle Herrscher eine solche Krone besaß, die dann plötzlich verschwand. Aber dass wirklich eine Zentaurenfrau dafür verantwortlich war, bezweifle ich doch sehr.“
„Dafür bin ich überzeugt davon, dass sich die Krone jetzt in den Händen Jarandils befindet und er versucht, die ihr innewohnenden Kräfte gegen das Elbenreich einzusetzen“, erklärte Sarwen.
Auf einmal spürte sie etwas, und das ließ sie trotz der ernsten Lage sofort lächeln.
„Kehrt Daron zurück?“, fragte Nathranwen. Da sie Sarwen sehr gut kannte, zog sie sofort den richtigen Schluss.
„Ja“, flüsterte Sarwen. „Ich spüre es. Aber …“, und mit diesem „Aber“ verschwand das Lächeln von ihrem Gesicht, „… meine Magie ist noch nicht zu mir zurückgekehrt, und vielleicht wird sie das auch nie wieder!“
Rarax musste erst mit Rumandors belebendem Heiltrank wieder munter gemacht werden, ehe Daron den Rückflug nach Elbenhaven antreten konnte. Schließlich war es nicht ungefährlich, über die belagerte Stadt aufzusteigen, das erforderte alle Kräfte und die volle Konzentration des Riesenfledertiers.
Auch der Einbruch der Nacht brachte keine Vorteile, denn die Mehrheit der Trorks und Gnomen hatte nicht einmal Augen, und die besonderen Sinne, mit denen sie sich orientierten, waren
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