Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)
Knochenherrscher gerichtet ergänzte er: „Ihr dürft Euch vom kindlichen Aussehen der beiden nicht täuschen lassen.“
„Das habe ich auch schon gemerkt“, bestätigte dieser. „Sie sind in meinen Palast eingedrungen und haben mir ein Riesenfledertier gestohlen, das mir zuvor ein paar Blaulinge verkauft hatten.“
„Aber diesmal werden wir nicht zulassen, dass sie unsere Pläne stören“, gab sich Jarandil siegessicher.
„Das werden wir ja sehen!“, sandte Daron einen Gedanken an Sarwen.
„Wir sollten vorsichtig sein, Daron. In dieser Krone muss eine Unmenge dunkler Kraft gespeichert sein.“
In diesem Augenblick hob Jarandil die Hände und murmelte eine Formel. Die Worte, die er dabei benutzte, entstammten allerdings nicht der Alten Sprache Athranors, in der die meisten magischen Sprüche der Elbenmagier verfasst waren. Stattdessen hatten sie einen so fremdartigen Klang, dass Daron und Sarwen sich sicher waren, diese Sprache noch nie zuvor vernommen zu haben.
Jarandils Stimme bekam dabei einen so durchdringenden, dröhnenden Klang, dass es den beiden Elbenkindern in den Ohren schmerzte.
Die Gnomen und Trorks auf den Bildern bewegten sich auf einmal immer schneller – genau so, wie sie es auch in Sarwens Traum getan hatten. Sie schwenkten ihre Waffen, und manche von ihnen traten vor und trommelten mit den Fäusten gegen jene unsichtbare Barriere, die die vergangene Welt auf den Bildern vom Inneren des Kuppelsaals trennte. Sie schlugen und hämmerten von innen dagegen, so als wären sie über irgendetwas in helle Aufregung und Wut geraten.
„Es ist die Krone!“, erkannte Sarwen. „Die Krone hat ihren Zorn geweckt!“
„Als ob sie eigentlich ihnen gehört“, ergänzte Daron in Gedanken. „ Ihnen oder ihrem Herrn – Xaror!“
In diesem Augenblick schoss ein Bündel vollkommen schwarzer Strahlen aus der Krone und auf Daron und Sarwen zu. Die beiden Elbenkinder hatten zwar mit einem magischen Angriff gerechnet und daher bereits einen Schutzschild aufgebaut, doch die Attacke war so heftig, dass sie den Schirm glatt durchschlug.
Die Strahlen erfassten die beiden und schleuderten sie gegen eine der bebilderten Wände. Aber diese Wand war in Wahrheit weder aus Stein noch aus Elbenglas, wie es dem äußeren Anschein nach entsprochen hätte. Sie war überraschenderweise weich und durchlässig. Als die Körper der Elbenkinder die Wand berührten, wurde ihr Sturz ganz sanft abgefangen, und sie drangen langsam durch eine butterweiche Schicht.
Dann fielen sie zu Boden, rappelten sich aber sogleich wieder auf. Sie waren nun ein Teil des Bildes.
Einige der Gnomen und Trorks bemerkten sie natürlich und wirkten verwirrt. Die Aufmerksamkeit der Meisten aber galt offenbar einzig und allein der schwarzen Krone. Nun hörten die Elbenkinder auch ihr wütendes Schreien und Fauchen.
Daron machte ein paar schnelle Schritte nach vorn – und prallte von innen gegen die unsichtbare Barriere, die das Bild begrenzte.
Von dieser Seite aus schien sie vollkommen undurchdringlich. Daron schlug mit den Fäusten dagegen, wie es auch die Gnomen taten. Es nutzte nichts.
Jarandil senkte die Arme und wandte sich Daron und Sarwen zu. Lächelnd sagte er: „So seid ihr also endlich an einem Ort, an dem ihr meinen Plänen und mir nicht mehr zu schaden vermögt!“
„Wollen wir hoffen, dass uns diese Plagegeister von nun an nicht mehr stören“, meinte der Knochenherrscher. „Wichtiger ist ohnehin, dass die Eroberung des Elbenreichs vorangeht.“
„Ihr seht, dass ich Euch nicht zu viel versprochen habe, Knochenherrscher!“, sagte Jarandil.
Daron fiel auf, dass er den verräterischen Elbenmagier und den Knochenherrscher sprechen hörte, obwohl vorhin, auf der anderen Seite der Barriere, das Gebrüll der Gnomen und Trorks nicht an sein Ohr gelangt war. Offenbar hatte dies mit der einseitigen Durchlässigkeit der Barriere zu tun: Sie war nur von einer Seite her zu durchdringen, sowohl von festen Körpern als auch vom Schall.
„Nein, zu viel versprochen habt Ihr nicht“, bestätigte der Knochenherrscher. „Aber Ihr solltet jetzt auch nicht übermütig werden, Jarandil. Vergesst niemals, wem Ihr Euren Erfolg letztlich verdankt – denn ohne mich wärt Ihr nichts als ein Abtrünniger, und niemand sonst hätte Euch Zuflucht gewährt!“
„Wie könnte ich je vergessen, was ich Euch verdanke“, erwiderte Jarandil. Aber in seinem Tonfall schwang ein wenig Spott mit.
Kapitel 12
Gefangene des Dunklen Reichs
Daron
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