Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)
der den Großteil der Finsternis, die den Talgrund erfüllte, mit hinabsog. Daron und Sarwen mussten sich dagegenstemmen und hielten sich erst gegenseitig aneinander fest und dann an Rarax‘ riesenhaftem Körper, damit sie nicht ebenfalls in die Tiefe gerissen wurden.
Dann schloss sich der Schlund, und der Schrei des Nachtmahrs war nicht mehr zu hören.
„Jetzt der Bann!“, erreichte Daron der fordernde Gedanke seiner Schwester.
Sie begann eine Formel zu sprechen, mit der man einen Zauberbann brechen konnte. Vor vielen Jahren hatte sie diesen Spruch mal in einem der Bände in den Bibliotheken von Elbenhaven gelesen und ihn sich gemerkt. Er erwies sich als überaus wirkungsvoll.
Da die Erde den Nachtmahr mit einem Großteil der von ihm gesammelten Finsternis verschluckt hatte und er nicht mehr in das Geschehen eingreifen konnte, war es schnell möglich, den Bann zu brechen. Sowohl Daron als auch Sarwen spürten genau, wie der Zauber nachließ und dann verschwand.
Die letzten Reste der Finsternis verflüchtigten sich wie dichter Nebel, der von einem heftigen Wind auseinandergetrieben wurde.
Den Kobolden hatte der Sog aus dem Erdinneren nichts anhaben können, denn sie waren mit ihren Füßen im Erdboden versunken und standen da wie angewurzelt. Nun verwandelten sie sich vor Darons staunenden Augen, wurden deutlich größer, und innerhalb weniger Augenblicke reichte so mancher von ihnen dem Elbenjungen schon über die Schulter.
Und von überall vernahmen Daron und Sarwen ihre Gedanken und Worte.
„Der Nachtmahr ist fort!“
„Spürst du ihn noch?“
„Nein.“
„Nicht einmal sein Geschrei ist noch zu hören!“
„Und seine aufdringlichen Gedankenbefehle auch nicht.“
„Und wenn man uns betrogen hat und dort draußen, außerhalb der Berge, doch noch immer das Böse lauert?“
„He, schau uns an, wir können so groß werden, dass sich jeder vor uns fürchten muss, wenn er uns feindlich gesinnt ist!“
„Ah ja, schon fast vergessen …“
Sarwen richtete den Blick auf Rarax und fragte ihren Bruder in Gedanken: „Meinst du, der kommt bald wieder auf die Beine?“
„Hör doch mal genau hin!“, forderte Daron.
„Ich habe mein Gehör wegen der schrillen Koboldstimmen abgeschirmt.“
„Tu es trotzdem!“
Sarwen murmelte eine Formel, um ihr Gehör zu konzentrieren und gleichzeitig zu schützen. Sie runzelte zunächst die Stirn, dann erschien ein Lächeln auf ihrem Gesicht.
„Sein Blut fließt schneller!“, stellte sie erfreut fest.
Daron nickte.
Das war auf jeden Fall ein ermutigendes Zeichen, wie er fand.
Die letzten Reste der Finsternis hatten sich gänzlich verzogen. Brathold Feuerbart – nun einen Kopf größer als selbst die größten erwachsenen Elbenmänner - trat gut gelaunt auf Daron zu, während die Kobolde überall im Tal übermütig umhersprangen, im Erdboden versanken und wieder daraus hervorwuchsen, um sich dann in der Größe, die sie daraufhin annahmen, gegenseitig zu übertreffen.
Brathold allerdings schrumpfte wieder, bis er auf gleicher Augenhöhe mit Daron war. Es tat es offenbar aus Höflichkeit, um nicht auf den Elbenjungen hinabzublicken, während er mit ihm sprach.
„Sage deinen Leuten, sie sollen jenen Bereich der Tiefe meiden, in die wir den Nachtmahr verbannt haben“, riet ihn Daron.
„Kann er denn noch einmal zurückkehren?“, erkundigte sich Brathold besorgt.
„Ganz ausschließen kann man das auch bei gebannten Geisterwesen nie“, antwortete Daron. „Auf jeden Fall sollte man kein Risiko eingehen.“
Brathold seufzte. „Schade, denn in diesem Bereich gibt es viele Steine des magischen Feuers, die man noch aus der Tiefe holen könnte.“
„Gibt es die nicht auch anderswo?“
„Gewiss. Und wir werden unsere Gier zu beherrschen wissen.“
„Das ist gut.“
„Da wir schon über die Steine sprechen, möchte ich dir noch einmal versichern, dass wir uns an unsere Abmachung halten werden.“ Er machte eine ausholende Bewegung mit der Hand und stieß einen schrillen Ruf aus, den er allerdings dreimal wiederholen musste, ehe die anderen Kobolde in ihrem übermütigen Treiben innehielten. Dann rief Brathold: „Holt so viele Steine des magischen Feuers aus den Lagerhöhlen, wie unsere Retter tragen können!“
„Dafür müssen wir ja wieder schrumpfen“, beschwerte sich einer der Kobolde empört. Eigentlich handelte es sich um ein Koboldkind, aber es war nun so groß wie einer der vielarmigen zylopischen Riesen.
„Das ist wohl
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