Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)
als vielmehr damit, dass sie erkannt hatten, wie geschwächt Rarax durch den Angriff des Nachtmahrs war und dass von ihm in diesem Zustand nun wirklich keine Gefahr drohte.
„Wir ich euch schon sagte, wir brauchen eure Hilfe, wenn wir den Bann des Nachtmahrs brechen sollen“, begann Daron seine Rede. „Außerdem müssen wir den Nachtmahr selbst bannen, damit ihr in Freiheit und ohne Furcht vor ihm leben könnt. Doch lasst euch gesagt sein, dass dieses Unterfangen nicht ganz ohne Risiko ist.“
„Wir sind inzwischen übereingekommen, dass wir nicht länger die Knechte des Nachtmahrs bleiben wollen“, erwiderte Brathold. „Also könnt ihr auf unsere Hilfe zählen.“
„Gut“, sagte Daron. „Dann werde ich euch jetzt meinen Plan erläutern. Er fußt darauf, dass ihr in der Lage seid, ins Erdinnere zu versinken, von wo ihr die Steine des magischen Feuers holt. Bei all unseren magische Fähigkeiten ist es meiner Schwester und mir versagt, dorthin vorzudringen.“
„Nein“, bestätigte Brathold, „das können nur Kobolde. Und jetzt erläutere uns deinen Plan, Spitzohrriese!“
Die Kobolde hörten Daron sehr aufmerksam zu. Hin und wieder gab es ein paar Verständigungsschwierigkeiten, denn die Gedankengänge eines Elbenjungen unterschieden sich doch in mancherlei Hinsicht von denen eines Kobolds. Aber schließlich hatten alle Beteiligten verstanden, was Daron vorhatte.
„Hoffentlich“ , dachte Sarwen – allerdings schirmte sie ihre Gedanken so ab, dass wirklich nur Daron ihren leichten Zweifel mitbekam.
Anschließend stellten sich Daron und Sarwen etwas abseits von Rarax auf, um einen ganz normalen Rufzauber durchzuführen, mit dem sich einfache Naturgeister herbeibefehlen ließen.
Die beiden Elbenkinder breiteten die Arme aus und murmelten Worte in der alten Elbensprache Athranors.
Rarax ließ ein müdes Knurren hören, mit dem er wohl signalisierte, dass er ganz und gar mit dem einverstanden war, was Sarwen und Daron da taten. Schließlich hatte ihn der Nachtmahr beinahe umgebracht, und so war er alles andere als begeistert, dass die Zwillinge den düsteren Schatten nun herbeirufen wollten.
Aber das Riesenfledertier war entschieden zu schwach, um etwas dagegen unternehmen zu können, und seinen leisen, schwachen Protest ignorieren die Elbenkinder einfach.
Es dauerte nicht lange, dann spürten sowohl Daron als auch Sarwen das Nahen des Nachtmahrs.
„Er musste sich nach unserer letzten Begegnung offenbar erst etwas erholen“, sandte Sarwen einen Gedanken an ihren Bruder.
„Aber diesmal bringt er nicht irgendwelche Verbündeten mit“, gab Daron ein wenig erleichtert zurück.
Der schwarze Schatten des Nachtmahrs tauchte hinter den Bergen hervor. Die Magie des Rufzaubers zog ihn an – aber die beiden Zwillinge spürten auch deutlich die Neugier, die das schattenhafte Wesen antrieb. Es rätselte offenbar, weshalb man es auf einmal herbeirief – und es gierte danach, die Kräfte der zwei Elbenkinder in sich aufzusaugen.
Der Nachtmahr stürzte sich auf sie herab.
Doch in diesem Moment begann ein anderer Zauber zu wirken. Ein Zauber, den die Kobolde wirkten und mit dem sie im Erdboden verschwinden und auch wieder daraus hervortauchen konnten, wann immer ihnen danach war.
Diesmal aber wendeten die Kobolde den Zauber alle zum gleichen Zeitpunkt an und konzentrierten ihre Kräfte auf einem bestimmten Punkt des Bodens in der Nähe der beiden Elben. Innerhalb eines Augenblicks entstand dort ein bodenloser Schlund, der bis in jene Tiefen reichte, wo das Gestein rot glühend war und die Steine des magischen Feuers entstanden.
Der Nachtmahr stürzte sich zuerst auf Sarwen, aber sie stieß ihn rechtzeitig mit einem Vertreibungszauber von sich, der das schattenhafte Ungeheuer überraschte. Nein, mit einer solchen Gegenwehr hatte es nicht mehr gerechnet. Es taumelte durch die Luft. Sarwen hatte all ihre Kraft in diese Abwehr gelegt und war völlig erschöpft.
„Ich kann nicht mehr!“, erreichte ihr Gedanke Daron – genau in dem Moment, als der Elbenjunge den Nachtmahr mithilfe des Vertreibungszaubers, den er von Sarwen gelernt hatte, in den Schlund trieb.
Der Nachtmahr stieß ein irres Kichern aus. Doch innerhalb weniger Augenblicke wurde daraus ein schriller Schrei des Entsetzens.
Als das Schattenwesen begriff, wie ihm geschah, war es längst in der Tiefe verschwunden, und der Schlund, den die Kobolde geöffnet hatten, schloss sich wieder, allerdings ganz langsam. Dabei entstand eine Art Strudel,
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