Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)
Gedankenzauber bewirkt?“
„Ich glaube, das war keiner von euch Kobolden“, beruhigte ihn Sarwen.
„So?“, fragte Brathold erstaunt.
„Nein, das muss Rarax gewesen sein. Und die Kraft aus den Steinen des magischen Feuers scheint im gut zu tun!“
So als wollte das Riesenfledertier dies bestätigen, ließ es einen dröhnenden Laut vernehmen, der viel tiefer war als die schrillen Schreie, die man sonst so häufig aus seinem Maul dringen hörte.
Daron und Sarwen mussten noch eine Nacht und einen Tag im Tal der Kobolde verweilen. Solange brauchte Rarax, um sich einigermaßen zu erholen und wieder genug Kräfte zu sammeln, bevor er sich in die Lüfte erheben konnte. Aber ein Tag und eine Nacht – das war für das Zeitempfinden der Elben so gut wie nichts.
Das Einzige, was Daron und Sarwen daran störte, dass sie noch warten mussten, war der Gedanke daran, dass sie ja eigentlich sehr dringend in Berghaven erwartet wurden und die Quallenkrabblerplage in der Zwischenzeit gewiss noch schlimmer geworden war.
Schließlich aber verabschiedeten sie sich von Brathold und den anderen Kobolden, kletterten auf den Rücken des Riesenfledertiers und ließen sich von diesem in die Lüfte tragen.
Der Sack aus Erdspinnenseide war so am Rücken des Flugungeheuers festgeschnallt, dass Daron und Sarwen nicht verbrannt wurden, sollte Rarax noch einmal aus Versehen Feuer aus den Steinen hervorschießen lassen.
Allerdings hatte Brathold den Sack aus Spinnenseide vor dem Aufbruch der beiden Elbenkinder noch einmal mit einem stärkeren Zauber bedacht, um genau das zu verhindern.
Sarwen hatte versucht, sich den Zauber zu merken, aber nicht nur die Worte der Koboldsprache waren einfach zu fremdartig, als dass sie sich den Spruch hätte einprägen können, auch die dazugehörigen Gedanken waren für Sarwen so verwirrend, dass es ihr anschließend unmöglich war, den Zauber zu wiederholen.
„Es ist eben ein Koboldzauber, der wohl auch nur von Kobolden ausgeführt werden soll“ , sandte ihr Daron einen Gedanken.
„Trotzdem – es gefällt mir nicht, dass es da eine Magie gibt, die ich nicht ausführen kann“, beschwerte sich seine Schwester.
Daron ließ Rarax noch einmal über dem Tal kreisen. Die Kobolde standen unten am Grund und hatten die unterschiedlichsten Größen angenommen. Manche waren riesig, andere nur so groß wie ein Fingernagel; ein jeder hatte wohl die Größe gewählt, die seiner gegenwärtigen Empfindung entsprach.
Ihre schrillen Rufe waren voller Dankbarkeit über die Befreiung von der Herrschaft des Nachtmahrs, aber dennoch für ein empfindliches Elbengehör schwer zu ertragen.
Sarwen deutete auf den Sack mit den Steinen des magischen Feuers und meinte: „Sie hätten uns freiwillig sehr viel mehr davon gegeben.“
„Ja, aber so werden sie vielleicht Freunde der Elbenheit. Schließlich leben sie in unserem Reich.“
„Ob Großvater das genauso sehen wird, weiß ich nicht. Aber wir brauchen es ihm ja nicht zu erzählen.“
„Doch, genau das werde ich tun“, kündigte Daron an. „Denn ich bin überzeugt davon, dass er meine Sichtweise teilt.“
Sie lenkten Rarax weiter nach Norden, über die schneebedeckten Gipfel Nordbergens hinweg. Hin und wieder bekamen sie langzahnige Berglöwen oder große Schneeböcke an den Hängen der Gebirge zu sehen. Aber ansonsten war das Land so gut wie unbewohnt.
Da Rarax noch nicht im Vollbesitz seiner Kräfte war, machten sie immer wieder kurze Pausen, für die sie zumeist auf hohen Felsplateaus landeten.
Frostige Winde herrschten dort - so eisig, dass selbst die beiden kälteunempfindlichen Elbenkinder mitunter einen Wärmezauber aussprechen mussten, um nicht zu zittern und zu schlottern.
Schließlich tauchte am Horizont wie ein blaues Band das nördliche Meer auf. An den felsigen Stränden brachen sich hohe Wellen.
Aber an diesen Stränden war auch zu sehen, wie groß das Ausmaß der Quallenkrabblerplage inzwischen war. Überall krochen sie an Land.
Die Quallenkrabbler waren zumeist gut einen Schritt groß, sahen aus wie riesige Quallen mit unzähligen Beinen und einer Mundhöhle. Da sie durchsichtig waren, konnte man sehen, was sie jeweils vertilgt hatten.
Eigentlich ernährten sie sich von Algen und Fischschwärmen in den Weiten der nördlichen See, und zwar dort, wo das Meer zugefroren war und selbst im Sommer nicht schmolz. Warum sie plötzlich nach Süden drängten und immer wieder im Abstand von mehreren Jahrhunderten an der Küste auftauchten, wusste
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