Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)
niemand.
Sie vertilgten die wenigen Gräser und Moose, die in der kargen, kalten Landschaft wuchsen. Dort, wo sie auftauchten, blieb nichts zurück als eine völlig tote Küste. Jedes Gewächs, das von den Elben angepflanzt worden war, fiel den Vielfraßen zum Opfer, und selbst Dornen und giftige Beeren vertilgten die Quallenkrabbler, ohne dass sie danach verendet wären. Wegen ihrer durchsichtigen Körper konnte man beobachten, wie all das einfach aufgelöst wurde.
„Das ist ja furchtbar!“, meinte Daron.
„Aber in der alten Zeit, als die Elben noch in Athranor lebten, soll es noch weit schlimmere Quallenkrabblerplagen gegeben haben“, erinnerte Sarwen. „Und da haben die Vertreibungszaubersprüche angeblich gut geholfen. Warum sollte das nicht auch hier und jetzt so sein?“
„Mit den Erzählungen aus der Vergangenheit ist das so eine Sache“, meinte Daron. „Angeblich war die Magie damals stärker, die Quallenkrabblerplagen schlimmer und das Elbenreich noch größer und erhabener als das, über das unser Großvater hier im Zwischenland regiert. Ich weiß nicht, ob man das wirklich alles so glauben darf oder ob die Vergangenheit nicht immer bedeutender, größer, furchtbarer dargestellt wird als die Gegenwart.“
„Frag mal einen uralten Elben wie Lirandil“, entgegnete das Elbenmädchen. „Der wird dir widersprechen.“
Sie flogen ein Stück die Küste entlang und erblickten dann die Mauern von Berghaven. Die Burg von Herzog Isidorn lag auf einem Felsen direkt am Meer, gegen den tief unten die Wellen schlugen. Ein riesiges Rad war schon von Weitem zu sehen.
Daron und Sarwen hatten schon davon gehört. Es musste Teil des Aufzugs sein, mit dem man von der Hafenbucht aus auf die Burg gelangen konnte, denn die Felsen waren sehr steil und die in den Stein gehauenen Wege recht schmal.
Im Hafen lagen zahlreiche Elbenschiffe unterschiedlicher Größe – aber auch einige Schiffe aus den Menschenländern, die an ihrer Bauweise leicht zu erkennen waren.
Doch im Moment konnte keines der Schiffe den Hafen verlassen und in See stechen, denn sie waren über und über mit Quallenkrabblern bedeckt.
Die Plagegeister saßen auch bereits auf den Dächern der angrenzenden Stadt und nagten das Moos von den Dachpfannen. Die dicken Festungsmauern, die sowohl die Stadt Berghaven als auch den Hafen und die Burg umgaben, boten kein Schutz gegen die Quallenkrabbler, denn erstens stellten auch die höchsten Mauern für sie kein Hindernis dar, und zweitens waren die Elben von Berghaven viel zu wenige, um etwas gegen ihre erdrückende Masse unternehmen zu können.
An den Haustüren sah Daron magische Zeichen. Mit einfachen Schutzzaubern versuchten die Einwohner Berghavens zu verhindern, dass die Quallenkrabbler auch noch in ihre Heime eindrangen.
„Na, da dedarf es aber eines sehr starken Vertreibungszaubers, um diese Invasion zu beenden“, sandte Daron einen Gedanken an seine Schwester.
„Der Zauber, mit dem wir den Nachtmahr vertrieben haben, ist sehr mächtig“, gab sich Sarwen hoffnungsvoll . „Das dürfte kein Problem sein.“
„Wenn wir ihn anwenden, nicht“, gab Daron zu bedenken, „aber die Elbenmagier und -schamanen von Berghaven sind vielleicht zu schwach dafür.“
Sarwen seufzte. „ Vermutlich werden wir das übernehmen müssen . Es ist nun mal so: Die Magie der Elben wird immer schwächer, wenn man mal von uns beiden absieht.“
„Ja, und der einzige Elbenmagier, der es geschafft hat, diese Schwäche zu überwinden, ist Jarandil“, stimmte Daron zu. „Und der hat sich ja leider dafür entschieden, zusammen mit dem Knochenherrscher von Skara gegen unseren Großvater zu kämpfen.“
Der abtrünnige Elbenmagier hatte sogar das magische Schwert des Elbenkönigs gestohlen, um Keandir zu stürzen, und mithilfe einer Armee von Gnomen versucht, das Elbenreich zu erobern. Doch das war glücklicherweise gescheitert, denn Daron und Sarwen hatten dem finsteren Jarandil einen Strich durch die Rechnung gemacht und das Schwert ihres Großvaters nach Elbenhaven zurückbringen können.
Wohin Jarandil entschwunden war, nachdem ihm die Elbenkinder zum letzten Mal begegnet waren, wusste niemand genau. Vermutlich schmiedete er neue Pläne, um Keandirs Thron doch noch in Besitz nehmen zu können und die Herrschaft über das Elbenreich an sich zu reißen.
„Gut, dass wir lange nichts mehr von ihm gehört haben“, meinte Sarwen in Gedanken.
„Ob das wirklich gut ist, bezweifle ich“, entgegnete Daron. „
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