Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)
über den Nur, aber die lag viele hundert Meilen weiter flussabwärts bei Minasar, und einen so weiten Umweg konnten die in Not geratenen Zentauren natürlich nicht auf sich nehmen.
Auch jetzt waren Hunderte von Zentaurenflößen auf dem Fluss unterwegs. Normalerweise dienten diese Flöße dem lebhaften Handel zwischen Elbenreich und Waldreich. Nun bestand ihr Zweck schlicht und ergreifend darin, Zentaurenleben zu retten.
Das, was man in Siras über die Lage im Waldreich erfahren konnte, ließ nichts Gutes erahnen.
„Könnt Ihr Eure Flammenspeere während des Fluges einsetzen?“, erkundigte sich Daron kurz vor dem Aufbruch bei Thamandor.
„Denkst du denn, dass dies notwendig ist?“, fragte der Waffenmeister zurück.
„Es könnte sein, dass wir keinen geeigneten Platz zum Landen finden“, gab Daron zu bedenken.
„Gut“, sagte Thamandor. „Ich werde die Flammenspeere so festschnallen, dass ich immer einen davon hervorziehen kann, um in zum Einsatz zu bringen. Auf die Treffgenauigkeit kommt es bei diesem Unternehmen ja nicht so sehr an.“ Er seufzte. „Das Schlimmste wird sein, dass ich dann gezwungen bin, nach unten zu sehen.“
„Meint Ihr, Ihr schafft das, werter Thamandor?“
Der Erfinder rieb sich das Kinn und sah einen Augenblick lang etwas nachdenklich drein. Doch dann gab er sich einen Ruck und nickte entschlossen. „Natürlich! Das wäre ja wohl gelacht! Ich war dabei, als die Elbenheit ganz anderen Gefahren trotzen musste, da wird mir die frische Höhenluft jetzt nicht schrecken!“
Ein aufgeregter Gedanke Sarwens ließ Daron im nächsten Moment zusammenfahren.
„Was ist los?“, fragte er, denn das, was er von ihr empfangen hatte, war völlig chaotisch.
„Ein Gargoyle! “, antwortete ihm Sarwen. „Er saß an der Hausecke auf der anderen Straßenseite, aber im nächsten Moment war er fort.“
Daron ließ Rarax in die Lüfte steigen und über den Fluss fliegen. Ein starker Wind wehte aus Nordwesten und kräuselte das Wasser des Nur.
Nicht mehr lange und die Dämmerung würde hereinbrechen. Schon deswegen mussten sie sich beeilen, denn trotz der empfindsamen Elbenaugen würde die Sicht bei Dunkelheit einfach zu schlecht sein.
Schließlich wollte niemand, dass aus Versehen flüchtende Zentauren oder andere Waldbewohner von dem Flammenstrahl erfasst werden, wenn Waffenmeister Thamandor das Gegenfeuer legte.
Die drei Elben hielten auf die Rauchschwaden zu, die wie dunkle drohende Geister der Flammenwand vorausschwebten, die sich auf breiter Front durch das dichte Gestrüpp des Waldes fraß.
Die Elbenkinder und der Waffenmeister hatten den starken Brandgeruch bereits in den Nasen, ebenso wie das Riesenfledertier, das einen seiner schrillen Schreie ausstieß und dann kräftig schnaubte.
Daron spürte sehr deutlich, dass Rarax am liebsten abgedreht hätte. Auch wenn das Flugungeheuer eines jener Geschöpfe der Finsternis war, die seit dem Großen Krieg und dem Sieg über den Dunklen Herrscher Xaror herrenlos durch das Zwischenland irrten, war bei ihm die Angst vor dem Feuer genauso ausgeprägt wie bei allen anderen Lebewesen auch.
Aber Daron zwang ihn, weiter auf den Brand zuzufliegen.
Rarax ließ noch ein paar grollende Laute hören, die wohl ein unterdrückter Protest waren, aber er gehorchte.
„Es muss leider sein, Rarax!“, dachte Daron.
„Ich hoffe, das begreift er auch“, wandte sich Sarwen mit einem Gedanken an ihren Bruder. Sie konzentrierte ihre magischen Kräfte, und ihre Augen füllten sich mit Schwärze.
„Was ist?“, fragte Daron.
„Ich weiß nicht … Da ist etwas, aber bin mir nicht sicher … Konzentriere du dich auf Rarax, damit er uns nicht vor lauter Angst vor dem Feuer ausbüchst.“
Sie erreichten schließlich das Feuerinferno. Auf breiter Front rückte es vor, als wollte es die flüchtenden Zentauren verfolgen. Mit ihren scharfen Elbenaugen konnten Sarwen und Daron Abertausende von ihnen unter dem dichten Blätterdach ausmachen. Außerdem hörten sie das dumpfe Stampfen ihrer Hufe. Hier und dort sammelten sich die Flüchtenden auf den wenigen Lichtungen.
Der Weg zum Fluss, wo sie zentaurische Handelsflöße oder Elbenschiffe zum anderen Ufer nach Siras hätten bringen können, war ihnen von den Flammen versperrt worden.
Auch Thamandor sah sich gezwungen, nach unten zu schauen, um sich einen Überblick zu verschaffen. Er überlegte zunächst, welchen seiner beiden Flammenspeere er als Ersten zum Einsatz bringen sollte, denn die beiden Waffen
Weitere Kostenlose Bücher