Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)
hatten etwas unterschiedliche Schusseigenschaften, die allerdings außer Thamandor selbst kaum jemandem auffielen.
Schließlich nahm der Waffenmeister den älteren der beiden Speere und erklärte: „Bei dem hier ist die Zielvorrichtung zwar nicht so perfekt wie bei dem neueren Modell, aber dafür ist der Strahl breiter.“
„Hauptsache, Ihr unternehmt bald etwas, werter Thamandor“, drängte Daron. „Ihr seht ja, wie das Feuer voranschreitet!“
Menschen oder Elben wären vor der Feuersbrunst längst eingeholt worden, und selbst die Zentauren mit ihren starken Pferdebeinen würden es auf Dauer nicht schaffen, den Flammen zu entkommen. Auf manchen Lichtungen hatten sich einige von ihnen – vor allem ältere Zentauren und Zentaurenkinder – bereits erschöpft ins Gras gelegt, weil sie einfach nicht mehr konnten.
Thamandor ließ sich von Sarwen mit einem Seil festbinden, denn beim Schießen mit dem Flammenspeer hatte er keine Hand mehr frei, um sich festzuhalten.
Daron flog etwas tiefer, und dann zischte ein Flammenstrahl aus dem trichterförmigen Ende der Waffe und ließ auf einer Linie, die so lang war wie mehrere Elbenschiffe, ein hoch aufloderndes Feuer ausbrechen.
Immer wieder ließ Thamandor den Feuerstrahl hervorzüngeln, wobei er darauf achten musste, nicht ausgerechnet die letzten fliehenden Zentauren zu versengen, die verzweifelt versuchten, sich vor dem Waldbrand in Sicherheit zu bringen.
Mehrmals musste Daron das Riesenfledertier einen Bogen fliegen lassen, um den Waffenmeister in eine günstige Schussposition zu bringen.
Außerdem brauchte Rarax zwischenzeitlich etwas Erholung, denn der starke Rauch setzte ihm zu. Für die Elben stellte der beißende Qualm kein großes Problem dar, weil sie ihren Atem sehr lange anzuhalten vermochten.
Sie entfernten sich mit Rarax also immer wieder vom Feuer, in Bereiche, wo das Riesenfledertier befreit durchatmen konnte, bevor es sich dann wieder erholt der Feuersbrunst näherte und in den dichten Rauch eindrang.
Der Waffenmeister legte geschickt ein Gegenfeuer, das sich wie eine Schneise durch den Wald zog.
Die Dämmerung setzte ein, und die hoch auflodernden Flammen tauchten alles in ein orangerotes, zuckendes Licht.
Schließlich hatte Thamandor den Flammenspeer so oft abgeschossen, dass dessen Feuerstrahl merklich schwächer wurde, und auch die Reichweite verringerte sich deutlich.
„Gut, dass ich beide Speere mitgenommen habe – und ich außerdem durch euren Handel mit den Kobolden immer wieder neues Steingewürz werde herstellen können“, meinte der elbische Erfinder.
„Ich bin der Ansicht, es ist nun genug“, äußerte Daron. „Oder seid Ihr anderer Meinung, werter Thamandor? Schließlich versteht Ihr von der Natur des Feuers ganz gewiss mehr als ich.“
„Alles, was jetzt geschieht, hängt vom Wind ab und vom Glück. Aber wenn ich mir das so ansehe, bin ich eigentlich sehr zuversichtlich.“ Thamandor schnallte zunächst die Flammenspeere wieder fest, dann sah er genauer nach unten, wofür er sich für seine Verhältnisse überraschend mutig vorbeugte. „Ah, es beginnt sich alles vor meinen Augen zu drehen!“, stöhnte er jedoch nach einer Weile und wandte das Gesicht ab.
„Wie haltet Ihr es nur in Eurer Werkstatt hoch oben auf dem weit und breit höchsten Felsen von Hoch-Elbiana aus?“, fragte Sarwen kopfschüttelnd. „Der Elbenturm ist doch noch um ein Vielfaches höher, als wir fliegen.“
„Ganz einfach“, antwortete Thamandor. „Ich vermeide es, in die Tiefe zu sehen, und wenn ich an den Zinnen stehe, um mit einem der Flammenspeere einen Probeschuss abzugeben, habe ich immer noch eine dicke steinerne Brustwehr vor mir. Hier aber … Es ist entsetzlich!“
„Ich glaube, Rarax braucht dringend eine Pause“, sagte Daron, als das Riesenfledertier laut zu husten anfing. Es konnte den Rauch einfach nicht mehr ertragen.
„Ist ja gut!“, versuchte der Elbenjunge das Reittier zu beruhigen.
Sie flogen noch einmal die Feuerlinie ab, dann lenkte Daron das Riesenfledertier zu einer abseits gelegenen Lichtung, wo sich Tausende von Zentauren versammelt und ein vorläufiges Lager errichtet hatten. Ankommende Feuerflüchtlinge wurden versorgt, bekamen Wasser oder aus Heilpflanzen gebraute Tränke, von denen eine Unzahl im Dickicht des Waldreichs gedieh. Auch die elbischen Heiler bezogen aus diesen Wäldern einen Großteil jener Kräuter, die sie verwendeten.
Als sich Rarax der Lichtung näherte, machten die Zentauren Platz, damit
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