Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)

Titel: Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker

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über Träume geschrieben steht.“
    „Sie zeigen die unentdeckte Gegenwart oder die Zukunft“, entsann sich Daron.
    „Ganz genau.“
    „Aber manchmal sind Träume auch einfach nur Träume, Sarwen. Menschen zum Beispiel verarbeiten in ihren Träumen unterbewusste Ängste und Sorgen, die sie sonst erdrücken würden.“
    „Dieser Traum aber hat etwas zu bedeuten, Daron. Ich habe in einer der alten Schriften eine Formel gefunden, die sich der Zauber des vollkommenen Sehens nennt …“
    „Für Elben ein überflüssiger Zauber, würde ich sagen“, sagte er schmunzelnd. „Kein Wesen hat so scharfe Augen wie wir.“
    „Da haben unsere Vorfahren in der Alten Heimat Athranor offenbar anders gedacht, und deren Augen waren mindestens so scharf wie unsere.“ Sarwen sah ihren Bruder eindringlich an. „Ich möchte, dass wir diesen Zauber durchführen, bevor wir aufbrechen, Daron.“
    Der Elbenjunge seufzte, doch dann sagte er beschwichtigend: „Meinetwegen. Wenn du es für so wichtig hältst.“

    Sarwen führte ihren Bruder in ihr Gemach. Dort holte sie einen dicken, verstaubten Band hervor, den sie aus der Bibliothek entliehen hatte. „Der Bibliotheksmeister hat mich schon mehrfach ermahnt, das Buch wieder zurückzugeben, aber ich konnte mich bisher noch nicht davon trennen“, erklärte sie. „Und da es ansonsten nicht viele Elben gibt, die sich für Schriften interessieren, die in den alten Runen verfasst wurden, hat er bisher ein Auge zugedrückt.“
    „Du meinst, verstauben kann der Band genauso gut in deinem Zimmer wie in der Bibliothek“, witzelte Daron.
    Sie lächelte und sandte ihm einen freundlichen Gedanken. „Ja, so ähnlich.“
    Die beiden Elbenkinder setzten sich an einen Tisch. Sarwen schlug das Buch auf. Dann nahm sie Darons Hände in ihre.
    „Sprich mir einfach nach“, forderte sie.
    „In Ordnung“, antwortete ihr Daron in Gedanken.
    Sarwen murmelte die uralten Worte in der alten Elbensprache. Ihre Augen wurden vollkommen schwarz, und bei Daron war es ebenso, denn auch er sammelte seine magischen Kräfte und vereinigte sie mit denen seiner Schwester.
    „Spürst du schon die Wirkung?“, fragte Sarwen mit einem Gedanken, nachdem sie die formel zu Ende gesprochen hatte.
    „Ich weiß nicht …“, gab Daron zurück.
    Sie ließ seine Hände los. „Dann wollen wir abwarten. Ich bin sehr gespannt, ob der Zauber des vollkommenen Sehens auch seinen Namen verdient.“
    Daron erhob sich und sah sich in Sarwens Gemach um. Sein Blick glitt die langen Reihen von Büchern entlang, die in den Regalen standen. Es handelte sich zumeist um Werke aus der Bibliothek, die sie schon längst hätte zurückgeben müssen. Aber was das betraf, war sie immer etwas nachlässig.
    Zunächst fiel Daron keinerlei Unterschied zu vorhin auf. Oder sah er vielleicht den feinen Staub etwas deutlicher, der sich sowohl auf den Büchern als auch auf den Regalen und der Fensterbank abgesetzt hatte?
    Und dann sah er auf einmal einen Gargoyle in einem der Regale!
    Er war so winzig wie ein Daumennagel, und Daron bemerkte ihn erst, als er sich bewegte. Da spürte Daron auch ganz schwach die Kraft des Tarnzaubers, die der kleine Gargoyle anwandte.
    Er bemerkte noch weitere, ebenso kleine Spione. Es waren Dutzende, die sich in Sarwens Zimmer aufhielten, und sie fletschten drohend die Zähne. Winzige Monstren, deren Gesichter so hasserfüllt und böse wirkten, dass einem angst und bange werden konnte.
    Sie wollten davonfliegen, doch einige von ihnen versteinerten augenblicklich, als Darons Blick sie traf. Andere flatterten davon und verschwanden in den Wänden, wo sie mit dem Stein zu verschmelzen schienen.
    Auch Sarwen hatte sie bemerkt, ohne dass Daron sie auf die kleinen Drachenwesen hatte aufmerksam machen müssen. Sie lief zum Fenster, riss die Läden auf und sah sie noch davonfliegen. Drei von ihnen, die durch Sarwens Blick erfasst wurden, versteinerten und stürzten in die Tiefe.
    „Sie sind überall!“, entfuhr es dem Elbenmädchen. „Dort! Auf den Dächern! Im Burghof …“
    Daron eilte zu ihr ans Fenster. Immer dann, wenn die beiden Elbenkinder ihren Blick direkt auf sie richteten, wirkten ihre magischen Kräfte derart auf die kleinen Monstren ein, dass sie versteinerten. Die anderen machten sich schleunigst davon. Es sah aus, als würden sich ganze Insektenschwärme von den Dächern erheben.
    Hier und dort war auch ein größerer Gargoyle auszumachen, mit den Ausmaßen einer Fledermaus oder gar einer Taube. Doch die