Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)
bedenkt, dass wir in eine andere Richtung schauten, wir hätten es bemerken müssen.“
„Stimmt“, sagte Thamandor. „Sogar ein halbtauber Elb hätte die donnernden Schritte dieser Kreatur hören müssen, auch wenn ich zugeben muss, dass dieses Wesen sehr schnell und behände war. Ich hoffe, ich habe euch zwei nicht allzu sehr erschreckt. Ich meine, wenn mir heute Morgen jemand gesagt hätte, ich würde mit der Einhandarmbrust auf die Königskinder des Elbenreichs schieße …“ Er schüttelte den Kopf und rieb sich dann nachdenklich das Kinn.
„Habt Ihr denn eine Erklärung für das, was hier geschieht?“, fragte Daron den Waffenmeister.
Dieser zuckte mit den Schultern. „Wie gesagt, ich halte mich ja aus magischen Dingen weitgehend heraus, weil mir dafür seit frühester Jugend leider jegliche Begabung fehlt. Aber auch wenn meine Magie so schlecht funktioniert, dass ich lieber einen Mantel trage, statt einen Wärmezauber anzuwenden – mein Verstand ist so scharf wie die Klinge meines Schwerts, und man muss nicht unbedingt zaubern können, um diesem Rätsel auf die Spur zu kommen.“
„So sagt, was Ihr denkt, werter Thamandor!“, bat Sarwen.
Der Waffenmeister seufzte, blickte von einem zum anderen und sagte schließlich: „Diese Kraft, die hier unten auf die drei Fledertiere und auf uns lauerte, scheint auf irgendeine Weise jegliche Magie eines anderen Wesens unterdrücken zu können. Mehr noch, magisch begabte Wesen sind für diese Kreatur offenbar leichter zu beeinflussen als solche, denen diese Begabung weitestgehend fehlt, so wie mir. Anders ist meiner Ansicht nach nicht zu erklären, wie ihr diese Riesenflederbäume - oder wie immer man diese Gebilde nennen will - übersehen konntet. Jemand hat euch beeinflusst.“
„Auf magische Weise? Das hätten wir merken müssen!“, widersprach Sarwen.
Aber Daron war sich da nicht so sicher. „Ich weiß nicht, Sarwen. Begann es nicht eigentlich schon mit dem Beinahe-Unfall, der Thamandor mit einem seiner Flammenspeere widerfuhr?“
„Aber was haben die Flammenlanzen mit Magie zu tun?“, fragte Sarwen. „Sie sind doch das genaue Gegenteil von magischen Gegenständen, nämlich mechanische Werkzeuge!“
„Aber sie sind mit Steingewürz geladen, dem zu Pulver zerriebenen Steinen des Magischen Feuers“, widersprach Daron laut. „Und diese Steine wiederum enthalten eine uralte, sehr mächtige Magie, wie wir doch beide schon erfahren mussten.“
Thamandor nickte. „Genau.“
Sarwen dachte einige Augenblicke lang nach, und während sie dies tat, verfolgte Daron ihre Gedanken. Schließlich nickte sie. „Ja, das leuchtet mir ein“, bekannte sie. „Also, diese Kreatur unterdrückt magische Kräfte. Und wenn man sich die Riesenflederbäume so anschaut, kann man davon ausgehen, dass es anderen Wesen auch alle magischen Kräfte entzieht, sofern diese über welche verfügen, und sie, wenn das geschieht, zu Holz erstarren lässt.“
Thamandor nickte, und ein schmales Lächeln huschte über sein Gesicht. „So hat es diesmal wohl einen gewissen Vorteil, dass ich magisch so schrecklich unbegabt bin.“
„Auf jeden Fall sollten wir den Zentauren schnellstmöglich Bescheid geben, was in ihren Wäldern vor sich geht“, meinte Daron. „Diese Gefahr, die von dem unbekannten Wesen ausgeht, könnte sich als ebenso gefährlich erweisen wie das mörderische Feuer, das Thamandor mittels Brandschneisen gelöscht hat.“
„Ich fürchte, da hast du recht“, meinte Sarwen.
Thamandor überprüfte noch mal seine beiden Einhandarmbrüste. Dann zog er sein riesiges Schwert, dem er den Namen Der Leichte Tod gegeben hatte, und schwang es probeweise durch die Luft, ehe er es wieder in die Schwertscheide auf seinem Rücken gleiten ließ. Zum Schluss bewegte er die langen Finger seiner Elbenhände.
„Kann sein, dass ich ein bisschen aus der Übung bin, aber ich finde, dafür habe ich doch ganz gut getroffen“, meinte er.
„Angeber!“, dachte Sarwen.
„Er hat uns gerettet!“, gab Daron stumm zu bedenken.
„Mag ja sein. Aber dennoch ist er ein Prahler!“
„Du kannst es ja nur nicht verwinden, dass er diesmal offenbar im Vorteil war, weil er magisch so unbegabt ist!“
Sarwen zuckte mit den Schultern und verschränkte dann die Arme vor der Brust. Daron konnten nur noch ein paar ungeordnete Gedanken aufschnappen, aber er kannte seine Schwester gut genug, um zu wissen, dass er mit seiner Vermutung richtig lag.
Sarwen sprach laut weiter, so als wollte sie
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