Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)

Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)

Titel: Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
unter einer zupackenden Pranke. Die peitschenden Äste, die Daron und Sarwen nur einen Augenaufschlag später erreicht hätten, rieselten als modriger Staub zu Boden.
    Trotzdem zeigte sich der lebende Baum noch immer als Schatten, der vor ihnen in der Luft stand. Dieser Schatten wich jedoch vor den Elbenkindern zurück. Zugleich war ein Wutschrei zu hören, so laut und schrill, dass er den Elben in den empfindlichen Ohren schmerzte.
    Der Baumschatten fuchtelte mit seinen Schattenästen umher. Er holte aus, und einer dieser Äste verwandelte sich für einen Moment wieder in biegsames Holz. Der Hieb wischte dicht über Rarax’ Rücken hinweg, der am Boden kauerte und sich so klein wie möglich machte.
    Daron hatte sich inzwischen aus seiner Erstarrung gelöst. Er murmelte eine magische Formel, um seine Kräfte besser sammeln zu können, und Sarwen tat es ihm gleich.
    „Warum wirkt unsere dunkle Kraft so schlecht?“, vernahm Daron den verzweifelten Gedanken seiner Schwester. Auch er selbst hatte bereits festgestellt, dass ihnen nicht dieselben magischen Möglichkeiten zur Verfügung standen wie sonst. So sehr er die Kraft der Magie auch zu konzentrieren versuchte, da war etwas, das sie ihm entzog, sie in sich aufsaugte.
    Der Schrei des Baumschattens wurde zu einem höhnischen Gelächter.
    Die Antwort auf Darons Frage lag nahe: Dieses geisterhafte Wesen war es, das den beiden Elbenkindern ihre magischen Kräfte nahm. Zur Hälfte bestand es bereits wieder aus Holz. An manchen Stellen bröckelte es abermals auseinander, erstand dann aber sogleich erneut. Andere Teile bestanden weiterhin nur aus dunklem Schatten, durch die man den Waldrand sehen konnte, andere Stellen wiederum waren so pechschwarz, dass sie jedes Licht zu verschlucken schienen.
    Das Wesen bewegte sich plötzlich mit einer überraschenden Schnelligkeit. Die plump wirkenden Füße trugen es mit großen Schritten voran.
    Rarax presste sich an den Boden und schien aus irgendeinem Grund nicht fähig, die Flucht zu ergreifen. Der riesige Baumschatten warf sich auf ihn, umklammerte das Riesenfledertier mit seinen Ästen, und sein höhnisches Lachen wurde lauter und triumphierend.
    Rarax wimmerte nur, während ihn der Baumschatten mit seinen Schattenarmen umschlungen hielt und sich nun wieder vollständig in biegsame Äste zurückverwandelten. Innerhalb weniger Augenblick bestand er erneut ganz und gar aus Holz.
    Daron und Sarwen hatten die Arme gehoben und richteten die Hände auf das unheimliche Baumwesen, um ihre dunkle Kraft wirken zu lassen, aber kein Strahl magischen Lichts schoss aus ihren Fingern.
    „Ja, macht mich nur stärker, ihr Narren!“, empfingen sie einen sehr starken Gedanken, der offenbar von dem Baumwesen kam.
    Thamandor zog die zweite Einhandarmbrust und schoss einen weiteren Bolzen ab. Er traf genau, und mit einem ärgerlichen Schrei ließ das schreckliche Wesen von Rarax ab und löste sich abermals auf. Morsches, vermodertes Holz rieselte über den reglos am Boden liegenden Rarax, der seltsam starr wirkte.
    Das Wesen – nun wieder ein Schatten - wich bis zum Waldrand zurück und sandte dabei einen Schwall von üblen Gedanken aus. Viele davon waren so fremdartig, dass weder Daron noch Sarwen sie auch nur ansatzweise verstanden. Sie spürten nur, dass diese Botschaften voller Hass waren.
    „Fort mit dir, du verfluchter Baumgeist!“, rief Thamandor. Mit geübten Fingern hatte er bereits eine der beiden Einhandarmbrüste nachgeladen. „Wir können das laufend wiederholen, wenn dir danach ist!“
    Das Wesen stieß noch einen dumpfen gurgelnden Ruf aus, der wie eine düstere Verwünschung klang. Dann verschwand es im Wald.
    Noch eine ganze Weile waren die stampfenden Schritte seiner Wurzelplattfüße auf dem weichen Waldboden zu hören und ließen ihn zittern. Es war, als würde das Wesen besonders heftig aufstampfen, um noch einmal seine unvorstellbare Wut zum Ausdruck zu bringen.
    Thamandor steckte seine Einhandarmbrüste zurück an den Gürtel. „Das hätten wir erst mal geschafft“, sagte er. „Also ehrlich, es war keine gute Idee, hier zu landen!“
    „Wie es scheint, sind wir noch immer unerwünscht!“, stellte Daron fest und deutete zur anderen Seite der Lichtung.
    Auf all den knorrigen Bäumen, die die mit hohem Gras bewachsene Wiese am Bach umgaben, zeigten sich Gesichter. Manche der Bäume hatten mehrere Dutzend davon auf ihrer runzeligen Rinde, bei anderen waren lediglich ein Augenpaar oder ein halb geöffneter Mund zu

Weitere Kostenlose Bücher