Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)
ebenfalls in Estorien nieder, wo sie seither unter den wenigen Lebenden umhergeisterten.
Vermutlich war die Anwesenheit der Eldran auch der Grund dafür, dass die Zeit in Estorien nach und nach langsamer verstrich. Während man nur einen Tag dort verbrachte, vergingen in den anderen Ländern Wochen oder gar Monate.
Die Geschichte, wie sich Fürst Bolandor von ihrem Großvater getrennt hatte, kannten Daron und Sarwen so gut wie jeder andere im Raum. Weniger bekannt war allerdings die von Fürst Bolandors erstem Sohn Hyrandil.
„Diesen Namen höre ich zum ersten Mal“, wandte sich Sarwen mit einem Gedanken an Daron. „Und eigentlich dachte ich, dass ich mich in der Vergangenheit der Elben gut auskenne.“
„Klingt für mich auch rätselhaft“, gestand Daron.
„Hat Großvater dir gegenüber nie etwas erwähnt?“, wunderte sich Sarwen. „ Schließlich will er doch unbedingt, dass du sein Nachfolger auf dem Thron wirst, da sollte er dich doch auch in die letzten Geheimnisse des Elbenkönigtums einweihen, findest du nicht?“
„In diesem Fall hat er nie eine Silbe verlauten lassen“ , beharrte Daron.
Der junge Kronprinz der Elbenheit wechselte einen längeren Blick mit seinem Großvater.
Gleichzeitig meldete sich Prinz Sandrilas zu Wort, der zwar sonst nicht als besonders einfühlsam galt, aber in diesem Fall sofort begriff, was der Elbenjunge wollte.
„Wir sollten Prinz Daron erzählen, was es mit Hyrandil auf sich hat“, sagte der Einäugige. „Wenn Ihr wollt, kann ich das tun, denn schließlich war ich ja seinerzeit dabei.“
„Nein. Lasst nur, werter Sandrilas. Das werde ich übernehmen – wenn der Zeitpunkt dafür gekommen ist.“
„Also erst in ein paar Jahrtausenden oder nie“, dachte Daron so enttäuscht und so deutlich, dass König Keandir diesen Gedanken mitbekam.
Aber er schwieg.
Rarax erholte sich gut. Am nächsten Tag unternahmen Daron und Sarwen bereits wieder einen kleineren Flug mit ihm. Dass er mitten auf dem inneren Burghof kampieren musste, schien ihn nicht zu kümmern. Das störte eher einige der elbischen Edelleute auf der Burg, die schon immer Vorurteile gegen Rarax gehabt hatten, weil er schließlich letztlich ein Geschöpf der Finsternis war, das der dunkle Herrscher Xaror in die Welt geholt hatte.
Für diese Elben war es schon eine Zumutung, dass Rarax normalerweise in der Nähe ihrer edlen Elbenpferde gehalten wurde.
Aber es gab abgesehen von der einen oder anderen kritischen Bemerkung keine wirklichen Proteste. Und Rarax gehorchte den Elbenkindern wieder aufs Wort während der Ausflüge, die sie mit ihm in der näheren Umgebung der Burg von Elbenhaven unternahmen.
Allzu weit entfernten sie sich allerdings nicht von der Burg. Sie wollten es auf keinen Fall verpassen, wenn der fremde Elbenjunge erwachte.
„Ich hatte das Gefühl, dass Großvater nicht über die Sache mit Hyrandil reden wollte“, sagte Daron, während sie einen weiten Bogen über die Stadt und den Hafen flogen.
„Irgendein dunkles Geheimnis der Elbengeschichte muss dahinterstecken“, vermutete Sarwen. „Aber wer weiß. Wenn dieser Caladir tatsächlich Fürst Bolandors zweiter Sohn ist, wird er uns vielleicht unsere Fragen beantworten können.“
„Mal sehen. Aber mal was anderes: Was ist das für eine Magie, die dieser Elbenjunge verwendet hat?“
„Ich war genauso erstaunt wie du, Daron.“
„Glaubst du, er ist wirklich die ganze Strecke von Estorien aus mit seinem Himmelschiff geflogen?“
„Vermutlich. Es gibt da ein paar alte Überlieferungen, nach denen so etwas möglich sein soll.“
Später, nachdem sie zurückgekehrt waren, fütterten sie Rarax mit getrockneten Zweikopffischen. Die waren sehr selten, aber wenn sie auf die richtige Weise zubereitet wurden, wirkten sie wie eine wahre Kraftnahrung. Und genau so etwas hatte Rarax jetzt nötig.
Die Art der Zubereitung zeigte ihnen Nathranwen. Der Fisch musste in eine spezielle Kräutertunke eingelegt und dazu ein paar magische Rituale durchgeführt werden.
Es dauerte noch einen ganzen Tag, bis Caladir schließlich erwachte. Ständig befand sich während der ganzen Zeit über ein Elbenheiler bei ihm. Häufig war dies Nathranwen, zeitweilig aber auch einer der anderen Heiler am Hofe König Keandirs.
In der Zwischenzeit hatte sich Daron darum bemüht, mit seinem Großvater darüber zu sprechen, was damals mit Hyrandil geschehen war, aber der Elbenkönig hatte alle Hände voll zu tun, um die Aufräumarbeiten und Reparaturen in
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