Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)
außer sich und wusste gar nicht, wie er all die Schäden an der Burg auf einmal beseitigen sollte.
„Nehmt menschliche Handwerker!“, schlug König Keandir vor. „Davon gibt es doch mittlerweile auch in Elbenhaven sehr viele.“
„Aber es gibt nicht nur Schäden in der Burg, sondern auch in der Stadt“, erklärte Rhenadir der Gewissenhafte. „Es wird gar nicht so einfach sein, genug fähige Leute zusammenzubekommen.“
„Dann ruft die Magier und Schamanen zusammen, und zwar alle, die erreichbar sind. Wir müssen die Schäden dann eben provisorisch erst mal mit Magie beheben, wenn es nicht anders geht.“
Am Abend war an der Tafel des Elbenkönigs natürlich das Auftauchen des Himmelschiffs das beherrschende Thema.
Auch Daron und Sarwen waren anwesend, obwohl sie gar keinen richtigen Hunger hatten. Schließlich hatten sie schon am Tag zuvor ausgiebig gespeist, als sie an dem Bankett teilgenommen hatten. Und da sie auch vorerst nicht weiter wachsen wollten, war es nicht nötig, schon wieder etwas zu sich zu nehmen.
Trotzdem wollten sie sich an dem Gespräch an der Tafel beteiligen oder zumindest vernehmen, was besprochen wurde.
Nathranwen kam als Letzte dazu und berichtete, dass es dem jungen Caladir den Umständen entsprechend ginge. „Ich habe ein paar starke Kräftigungszauber vorgenommen und ihn vor allem erst mal magisch gereinigt“, erklärte die Heilerin. „Meine Güte, der Junge hat aber auch eine unglaublich starke Magie angewendet. Ich frage mich, woher er die Formeln dafür hatte. Kein Wunder, dass ihn alles um die Ohren geflogen ist, sein Schiff eingeschlossen.“
„Der Besitzer des Frachtschiffes fordert übrigens Schadensersatz von Euch, mein König“, meldete sich Hofmarschall Rhenadir zu Wort. „Die Ladung soll sehr wertvoll gewesen sein. Und das Schiff selbst will er auch ersetzt haben.“
„Die geforderte Summe soll ihm erstattet werden“, bestimmte König Keandir.
„Der Besitzer des Schiff ist ein kurzlebiger Mensch“, sagte Rhenadir der Gewissenhafte. „Ein Aratanier namens Brabok. Wenn Ihr ihn mit seinem Schadensersatz einfach an Fürst Bolandor verweist, weilt er bestimmt schon nicht mehr unter uns, ehe die Sache geklärt ist, zumal in Estorien die Zeit langsamer verläuft und wahrscheinlich in unseren Ländern Jahrhunderte vergehen, ehe man am Hof von Fürst Bolandor eine Entscheidung treffen wird.“
Aber König Keandir wies das empört zurück. „Es soll niemand behaupten können, dass der König der Elben ein Betrüger wäre. Ich kann mir das Gold ja irgendwann bei Fürst Bolandor zurückholen. Wenn es tatsächlich sein Sohn ist, der dieses Chaos in unserer Stadt verursacht hat, wird er sich dagegen nicht sträuben.“
„Caladir, Sohn von Fürst Bolandor“, mischte sich Daron ein. „So steht es auf seinem Amulett. Warum sollte das nicht der Wahrheit entsprechen?“
König Keandir seufzte. „Warten wir ab, was der Junge sagt, sobald er erwacht ist“, meinte er.
„Ihr müsst zugeben, dass dieser Caladir Fürst Bolandors erstem Sohn sehr ähnlich sieht“, meldete sich Prinz Sandrilas zu Wort. „Erinnert Ihr Euch, mein König?“
„Gewiss erinnere ich mich“, murmelte Keandir und wandte sich dann an Daron, dessen fragenden Blick er wohl gespürt hatte. „Hyrandil war der Name dieses ersten Sohnes. Er starb bei den Kämpfen auf der Insel Naranduin, kurz nachdem die Elbenflotte das Zwischenland erreichte.“
Jedes Elbenkind kannte die Geschichte, wie die Elben von ihrer Alten Heimat Athranor aus aufgebrochen waren, um ein Land zu finden, dass sie Bathranor nannten, die Gestade der Erfüllten Hoffnung. Jeder Elb wusste auch, was danach geschehen war: Die Elben hatten sich für unzählige Zeitalter im Nebelmeer verirrt, dann hatte die Elbenflotte schließlich das Zwischenland erreicht, wo König Keandir die Stadt Elbenhaven und das Reich Elbiana gegründet hatte.
Aber ein kleinerer Teil der Elben, angeführt von Fürst Bolandor, hatte weiterziehen wollen. Die Anhänger des Fürsten waren nämlich der Meinung gewesen, dass das neue Land, in dem Keandir siedeln wollte, noch nicht das wahre Bathranor war, wie es die früheren Schamanen in ihren Visionen gesehen hatten.
Und so trennten sich die Wege der Mehrheit der Elben unter König Keandir und einer kleinen Schar, die Fürst Bolandor folgte.
Mit einigen Schiffen umrundete Bolandor das Zwischenland und erreichte schließlich Estorien, wo sie sich ansiedelten. Die Eldran folgten ihnen und ließen sich
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