Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)
Lichtkrieger ließ sich nicht davon abbringen, trotzdem seinen Pfeil abzuschießen, während sein schattenhafter Gegner schon dabei war, den Bogen erneut zu spannen.
Der Pfeil des Eldran schien aus purem Licht zu bestehen. Er zuckte wie ein Blitz durch die Nacht, leuchtete dabei grell auf und durchdrang die Schattengestalt, so als wäre dort nichts. Ein wütender Schrei erklang.
Der Schatten – oder der Maladran, wie Sarwen überzeugt war – und sein Pferd lösten sich auf. Allerdings blieb am Holz des inneren Burgtors ein schwarzer Umriss, der aussah wie eine Brandspur.
„Rarax!“ , sandte Daron einen sehr intensiven Gedanken in die Nacht hinein. „Komm zurück! Sofort!“
Aber er erhielt keine Antwort.
Das Riesenfledertier musste sich – ähnlich wie vor einiger Zeit an der Grenze Estoriens – mit einer ungewöhnlichen Schnelligkeit fortbewegt und dazu alle Kräfte eingesetzt haben. Anders war es nicht zu erklären, dass weder Daron noch Sarwen den Flügelschlag des Flugungeheuers mehr zu hören vermochten.
Kapitel 6
Malagond der Bogenschütze
Der ganze innere Burghof war in kürzester Zeit voller Elben. Wachen drangen von überall herbei, auch der König und die Heilerin Nathranwen erschienen und außerdem all die verdienten Elbenkrieger und Herzöge, die zurzeit Keandirs Gäste waren.
Nur einer fehlte, und das fiel Daron sofort auf.
„Wieso zeigt sich Caladir nicht mehr?“, wandte er sich an Sarwen.
„Kein Ahnung, darüber können wir nur rätseln. Aber dass das Auftauchen dieses Eldran und seines Maladran-Verfolgers irgendetwas mit dem Jungen zu tun hat, liegt für mich auf der Hand.“
Der Eldran-Krieger stieg von seinem Pferd, das treu und brav stehen blieb. Er trat vor und verbeugte sich tief vor Keandir. „Mein König, ich bin aus dem Land Estorien zu Euch gekommen, das Ihr das Land der Geister genannt nennt.“
„Malagond!“, entfuhr es Herzog Branagorn freudig. „Mein König, Ihr erinnert Euch sicher!“
„Natürlich“, sagte Keandir. „Seid gegrüßt, Malagond.“ Dann wandte er sich Daron und Sarwen zu und winkte sie herbei. „Dies ist Malagond, einst der beste Bogenschütze der Elbenflotte. Leider starb er im Kampf gegen die geflügelten Affen auf der Insel Naranduin, als er sich schützend vor mich stellte. Um so mehr freut es mich, dass seine Seele zu den Eldran eingegangen ist und er mich nun in dieser Gestalt besucht.“ Und dann stellte er Malagond auch die beiden Elbenkinder vor. „Dies sind Daron und Sarwen, meine Enkel.“
„Es ist viel Zeit vergangen, seit ihr Eldran unser Reich zum letzten Mal beehrt habt, Malagond“, sagte Branagorn.
„Es muss während des großen Krieges gegen den dunklen Herrscher Xaror gewesen sein, als wir Eldran euch zu Hilfe eilten. So lange ist das also noch gar nicht her“, erwiderte Malagond.
„Hundertsechzig Jahre“, sagte Keandir. „Aber wenn man den langsameren Zeitverlauf in Estorien bedenkt, habt Ihr aus Eurer Sicht natürlich recht.“
Malagond der Bogenschütze wandte sich Daron und Sarwen zu. Sein durchscheinender Körper leuchtete nicht mehr so stark wie zuvor. Er schien beinahe schon greifbar.
Er runzelte die Stirn und sagte: „Eigentlich hatte ich erwartet, dass ihr beide inzwischen erwachsen seid.“
„Manche brauchen Zeit zum Erwachsenwerden“, mischte sich die Heilerin Nathranwen ein. „Nicht immer sind die schnellen Wege auch die besten.“
„Da habt Ihr natürlich recht, werte Nathranwen“, sagte Malagond. „Ihr habt Euch seit der Zeit, da wir das Zwischenland erreichten, nicht verändert.“
„Ich hoffe, Ihr meint das als Kompliment.“
„Aber gewiss doch.“ Er seufzte, ließ dann den Blick über seine alten Bekannten schweifen und meinte: „Es ist schön, euch alle wiederzusehen. Aber ich bin nicht hier, um meinen frühen Tod zu betrauern, sondern weil ich einen Auftrag habe.“
„Betrifft der zufällig den Sohn von Fürst Bolandor?“, fragte Daron.
Malagond wandte sich dem Elbenjungen zu. Die Augen des Eldran blitzten grell auf, und Daron spürte die magische Kraft, die in dem Eldran wirksam war, aber gleichzeitig auch Furcht.
„Leider kann man deren Gedanken nicht so einfach lesen“, meldete sich Sarwen bei ihm.
„Versuch es auch besser nicht“, gab Daron zurück. „Er würde es sicher merken.“
„Dass Caladir hier sein muss, verraten mir die Trümmer seines Himmelsschiffs. Und die magischen Spuren, die dieses Schiff auf seinem Weg hinterlassen hat, haben mich hierher
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