Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)
schließlich auch von Magiern und Menschen erzählten. Was war zuerst da? Die Idee zur Kernhandlung des Buches oder die komplexe Mythologie von Drachenerde?
BEKKER: Das hat sich Hand in Hand entwickelt. Zuerst war natürlich der Weltentwurf da – die fünf Reiche, die Völker der Magier, Menschen usw. Und natürlich die fünf Monde dieser Welt, die jeweils auch die Heimat von Göttern sind.
Dies ist eine Anderswelt. Es gibt nicht nur keine Orks. Elben und Zwerge, sondern überhaupt keine bekannten Wesen. Abgesehen von den Menschen, Drachen und Minotauren natürlich – und den Rindern, die die wikingerähnlichen Seemannen auf die Drachenerde brachten. Doch die Rinder sind ausgestorben... aber diese Legende kommt glaube ich erst im zweiten Band „Drachenring“ vor, der im März 2009 erscheint. Wer wissen will, wie aus diesen Rindern die Minotauren entstanden sind und was der auf dem grünen Jademond residierende und stets versoffene Schicksalsgott damit zu tun hat, der die Muster auf dem Schicksalsteppich regelmäßig von seinen unfähigen Hilfswebern fortsetzen lässt, während er selbst seinen Rausch ausschläft – der soll das selber nachlesen!
Die Charaktere sind eng mit der Götterwelt verbunden – Fjendur, der Eisgott und Njordir, der Gott des Meeres, sind besonders für die winterborgischen Einwohner von höchster Bedeutung und erscheinen auch dem Leser nahezu real. Sie haben eine lebendige, eigene Religion auf Drachenerde geschaffen, zu der auch verschiedene Geschichten in die Handlung eingewoben wurden. Ich glaube gerade durch diese Götter- und Sagenwelt wird Ihr Roman zu etwas ganz Besonderem! Was war Ihre Inspiration für die vielen Göttersagen?
BEKKER: Der Mensch in einem Fantasy-Roman hat ein archaisches Weltbild. Es gibt die reale Welt, in der er lebt und die Welt des Übernatürlichen oder Göttlichen. Beide Sphären durchdringen sich ständig gegenseitig und beeinflussen sich. Und an manchen Stellen berühren sie sich. Orte, die dann als heilig angesehen werden. Im Hebräischen steht der Name Jerusalems z.B. immer im Dual (der Zweizahl, einer Form neben Plural und Singular, die es im Deutschen nicht gibt). Das eine Jerusalem auf der Erde, das andere in der übernatürlich-göttlichen Sphäre. Der Tempel und der Königspalast des Salomo waren architektonisch wie zwei Beine eines gedachten Gottesthrones, der unsichtbar in den Himmel ragte – allerdings kann Gott nicht sehr bequem darauf Platz genommen haben, denn dieser Stuhl muss sehr schief gewesen sein. Der Königspalast war nämlich sehr viel größer und prächtiger als der Tempel.
Auf der Drachenerde wirken diese Sphären ganz ähnlich ineinander. Der Mensch erklärt sich seine Welt durch Mythen und Geschichten.
Übrigens tun wir das heute immer noch und der moderne Mensch erzählt sich die Geschichte genauso in Geschichten wie dies in früherer Zeit geschah – und mit dem, was man gemeinhin Realität nennt haben diese Mythen auch nicht mehr zu tun, als die Geschichte von Siegfried und dem Drachen. Ein Beispiel ist der Mythos von der Stunde Null nach dem zweiten Weltkrieg, von der jeder Historiker weiß, dass es sie ebenso wenig gegeben hat wie die Ritter der Tafelrunde. Aber so ein Mythos trägt dazu bei, Ordnung in das eigene Bewusstsein von der Welt zu schaffen.
Fjendur und Njordir klingen beispielsweise nach nordischen Göttern und könnten auch aus der germanischen Mythologie stammen. Gibt es für Ihre Götterwelt mythische Vorbilder?
BEKKER: Ja, ich habe ja mit meinen Ragnar-Bänden bei Ueberreuter („Ragnar der Wikinger“, „Ragnar der Wikinger in Gefahr“, „Ragnar der Wikinger im Palast des Kaisers“ - den schreibe ich gerade) sowie den Einzeltiteln „Überfall auf das Drachenschiff“ und „Drachenschiffe vor Vinland“ bei dtv einiges über Wikinger geschrieben und kenne mich inzwischen gut aus. Die Kultur des Seereichs auf der Drachenerde ähnelt natürlich der Wikinger-Kultur. Insgesamt ist die Religion der nordischen Götter ja sehr pessimistisch: Die Götter haben die Mächte des Chaos in der Gestalt von Riesen besiegt. Dadurch existiert die Welt. Aber irgendwann wird es die Götterdämmerung mit der Schlacht von Ragnarök geben, in der die Götter zusammen mit den toten Helden noch einmal gegen die Riesen antreten. Leider mit schlechtem Ausgang, denn die Riesen siegen. Eine Religion, die zur depressiven winterlichen Lichtarmut norwegischer Fjorde passt. Es gibt keine Erlösung wie im Christentum,
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