Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)
außerdem würde es nicht klappen!“ Dann setzte sie noch hinzu: „Es sind schließlich Elben und keine Tiere.“
„Genau“, entgegnete Daron triumphierend. „Tiere! Das ist das richtige Stichwort!“
Seine Augen wurden schwarz, und er begann mithilfe seiner magischen Kräfte, eine der Tauben geistig zu beeinflussen. Des geschah auf eine ganz ähnliche Weise, wie er auch Rarax zu beherrschen vermochte.
Also kehrte eine der davongeflogenen Tauben zurück, und Daron lenkte sie zu einem der hohen Fenster des Thronsaals.
„Du willst doch nicht etwa lauschen?“ , fragte Sarwen mit ihrer Gedankenstimme.
„Ich werde auf keinen Fall lauschen!“ , versprach Daron. „Aber alles, was die Taube sieht und hört, werden auch wir erfahren.“
Die Beratungen des Thronrates zogen sich ziemlich dahin, denn da Elben so langlebig waren, war ihr Zeitempfinden ganz anders als etwa das der Menschen oder Zentauren und der vielen anderen kurzlebigen Wesen des Zwischenlandes.
Daron und Sarwen flogen auf ihrem Riesenfledertier noch etwas in der Umgebung von Elbenhaven umher, dann kehrten sie wieder zur Burg zurück.
Was im Thronrat besprochen wurde, war nicht besonders interessant. Es wurde ellenlang darüber spekuliert, weshalb die geflügelten Affen wohl in der letzten Nacht die Insel Naranduin verlassen und weshalb sie es gerade auf die beiden Enkel des Königs abgesehen hatten.
Sarwen vertrieb sich die Zeit damit, indem sie ausprobierte, ob ihr Gehör nicht empfindlich genug war, auch ohne die Hilfe der Taube der Unterhaltung der erwachsenen Elben zu lauschen. Schließlich hatten die beiden Elbenkinder auch von ihren Gemächern aus den Herzschlag des Riesenfledertiers hören können. Aber es stellte sich heraus, dass sie zwar die Stimmen der Elben leise vernahmen, sie aber nur sehr schwer unterscheiden konnten und so gut wie nichts verstand.
„Vielleicht liegt es daran, dass wir inzwischen doch eine ziemlich enge geistige Verbindung zu Rarax haben und deshalb alles, was von ihm ausgeht, besonders deutlich hören“, meinte Daron dazu.
„Du meinst, wir haben eine engere geistige Verbindung zu diesem Flugungeheuer als zu unserem Großvater?“, wunderte sich Sarwen.
„Natürlich“, lautete Darons überraschende Antwort. „Schließlich wollen wir ja auf dem nicht reiten und müssen ihn deshalb auch nicht geistig lenken.“
„Ich glaube, dass würde Großvater sich auch kaum gefallen lassen.“
Das Riesenfledertier brüllte in diesem Augenblick schrill auf, und Daron stellte fest, dass sich die Wunde, die der Dreizack des geflügelten Affen dem Tier beigebracht hatte, erneut geöffnet hatte.
Sofort lenkte er Rarax zurück zu seinem Stall im äußeren Burghof.
„Verstehen wir wirklich so wenig von der Heilkunst?“, fragte er verzweifelt.
„Sieh mal, Daron! Dein Arm!“, rief Sarwen erschrocken und deutete auf den Unterarm ihres Bruders, wo auch die Striemen wieder entstanden waren. „Und bei mir ist es genauso. Es tut überall weh, und selbst mein Gewand aus Elbenseide scheuert an den verkrusteten Kratzwunden …“
„Und wir wurden von Nathranwen behandelt!“, stellte Daron fest. „Der kann nun wirklich niemand nachsagen, dass sie nicht genug von ihrer Kunst verstünde.“
„Die Magie, die gegen uns angewandt wurde, muss sehr mächtig sein.“ Das Elbenmädchen wollte eine Heilformel aufsagen, doch die wurde von einem Gähnen unterdrückt. „Bist du eigentlich auch plötzlich so müde?“
„Ja“, murmelte Daron. „Und Rarax scheint davon ebenfalls befallen zu sein.“
Das Riesenfledertier hatte sich ausgestreckt und noch nicht einmal die Flügel richtig gefaltet. Es schnaufte, und die Augen waren halb geschlossen.
„Wir müssen Nathranwen Bescheid sagen“, meinte Sarwen. „Damit werden wir jedenfalls nicht allein fertig.“
„Aber Nathranwen auch nicht“, befürchtete Daron.
„Wer dann?“
„Vielleicht Eónatorn.“
„Der Kriegsheiler?“
Der Kriegsheiler Eónatorn hatte König Keandir früher auf seinen Feldzügen begleitet und die verwundeten Elbenkrieger behandelt. Es war anzunehmen, dass er dabei auch mit ungewöhnlichen Verletzungen zu tun gehabt hatte, zum Beispiel mit solchen, die durch Magie verstärkt worden oder erst durch sie entstanden waren.
„Und was hältst du davon, wenn wir gleich einen Magier fragen, wenn das alles doch mehr mit Magie als mit Heilkunst zu tun hat?“, schlug Sarwen vor. „Unser Onkel Andir ist der mächtigste Elbenmagier
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