Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)
Tageslicht kommen würde, und sie näherten sich dem Haupteingang des Magierhauses, um sich dann im Hauseingang eines Nachbargebäudes zu versteckten. Um diese Uhrzeit, bei Nacht, lag dieser Eingang im Schatten der mit Elben-Öl brennenden Laternen.
Endlich begann Maradorn zu sprechen. „Unser Gildenmeister bittet alle um Geduld. Da er sich auf einer heiklen und auch noch geheimen Mission befindet, über die ich leider schweigen muss, darf ich Euch nicht verraten, wo sich Meister Jarandil derzeit aufhält.“
„Ist diese Mission, von der Ihr sprecht, mit dem König abgesprochen?“, fragte einer der anwesenden Magier. „Und wäre es angesichts des magischen Angriffs, der auf Elbenhaven verübt wurde, nicht sinnvoll, nach Meister Andir zu suchen?“
Andir hatte es immer abgelehnt, ein Mitglied der Gilde zu werden. Trotzdem nannten ihn viele einfach ehrenhalber einen Meister, da er während des großen Krieges des Öfteren die Magier des Elbenreichs angeführt hatte, wenn Gefahr drohte.
Es hatte allerdings damals schon einzelne Magier gegeben, die damit nicht einverstanden gewesen waren.
„Wir haben Grund zu der Annahme, dass Meister Andir ins Reich des Geistes entschwunden und für uns unerreichbar geworden ist“, sagte Maradorn. „Dass König Keandir als Gründer unseres Reiches große Verdienste errungen hat, bestreitet niemand. Wir sollten uns aber fragen, ob der König ohne die Macht seines Schwertes Schicksalsbezwinger die Elben in die Zukunft zu führen vermag, zumal er plant, seinen Enkel Daron zu seinem Nachfolger zu machen - einen Halbelben, dessen Mutter eine Menschenfrau war!“
Tumult brach unter den Magiern aus.
„Wollt Ihr etwa den König stürzen?“, rief einer.
Als sich die Unruhe legte, ergriff wieder Maradorn das Wort. „Niemand will den König stürzen!“, behauptete er.
„Und das soll ihm jetzt noch jemand glauben?“, dachte Sarwen. „Natürlich will er das! Doch wir werden das verhindern, Daron!“
„Dann erklärt, was Ihr stattdessen wollt!“, forderte ein deutlich älterer Magier mit weißem Haar, das ihm bis weit über die Schultern fiel.
„Ist es nicht erlaubt, sich um die Zukunft zu sorgen?“, verteidigte sich Maradorn. „Viele glauben, dass die Macht des Schicksalsbezwingers dem König die Kraft gab, das neue Elbenreich zu gründen und zu verteidigen. Doch dieses Schwert wurde gestohlen, und das sollte uns alle mit Sorge erfüllen. Davon abgesehen macht uns ein anderes Problem seit langem zu schaffen. Die Magie der Elben wurde im Laufe der Zeit immer schwächer. Schon in der Alten Heimat Athranor hat das begonnen!“
„Als ob Ihr das noch erlebt hättet!“, spottete der alte Magier.
„Nein, das habe ich nicht“, gab Maradorn zu. „Aber ich weiß aus Erzählungen und den alten Schriften, wie mächtig die Elbenmagie einst war. Und jeder von uns kann spüren, dass sie immer schwächer wird. Ich denke, ich verrate nicht zu viel, wenn ich sage, dass Gildenmeister Jarandil auch deshalb auf Reisen ist, um für dieses Problem eine Lösung zu finden!“
„Ich will doch nicht hoffen, dass unser Gildenmeister die Anwendung dunkler Magie in Erwägung zieht!“, sagte der Jungmagier Landolas erschrocken.
Alle Blicke waren auf einmal auf ihn gerichtet, denn bisher hatte er sich noch kein einziges Mal getraut, vor der Magierversammlung das Wort zu ergreifen. Das lag unter anderem daran, dass viele der alten Magier ihm gegenüber Vorbehalte hatten, denn in ihrem Inneren hielten sie immer noch an der früheren Regelung fest, dass ein Elb mindestens dreihundert Jahre alt sein müsste, bevor er reif genug war, der Gilde beizutreten. Daher sahen manche in Landolas noch kein Mitglied, das man richtig für voll nehmen konnte.
„Richtig!“, stimmte nun aber einer dieser älteren Magier Landolas zu. „Die Gilde hat dies immer abgelehnt!“
„Vielleicht werden wir umdenken müssen“, meinte Maradorn. „Soll die Magie der Elben auch weiterhin immer schwächer und schwächer werden, bis sie irgendwann völlig verschwunden ist? Wollt Ihr, dass wir eines Tages nur noch ein paar einfache Zaubertricks auf den Jahrmärkten der Menschenstädte vorführen, während die Brücken und Gebäude des Elbenreichs in sich zusammenstürzen?“
Wieder entstand ein Tumult. Offensichtlich war man sich in dieser Frage völlig uneins, und schließlich wurde der Beschluss gefasst, dass endlich eine große Versammlung aller Magier des gesamten Elbenreichs einberufen werden sollte, an der dann
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