Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)
mit einer Handvoll Getreuen nach Naranduin gereist. Aber warum? War es ihm vielleicht gelungen, die düstere magische Kraft zu wecken, die auf der Insel beheimatet sein musste und der Keandir dort vor so langer Zeit begegnet war?
Jedenfalls reichte die Macht eines einzelnen gewöhnlichen Elbenmagiers nicht aus, um die geflügelten Affen Elbenhaven angreifen zu lassen und gleichzeitig die ganze Stadt mithilfe von Nebelgeistern lahmzulegen, sodass sie den Äfflingen praktisch wehrlos ausgeliefert war.
Aber genau das war geschehen!
„Ich bin überzeugt, dass Maradorn etwas darüber weiß“, ließ Sarwen ihren Bruder über ihre geistige Verbindung wissen. „Und es würde mich auch nicht wundern, wenn noch mehr Magier an der Sache beteiligt sind.“
„Es ist schon eigenartig“ , bekannte Daron.
„Was meinst du damit?“
„Na ja, Jarandil und seine Getreuen wollen ja wohl unter anderem verhindern, dass ich einst König werde – doch ich selbst weiß noch gar nicht, ob ich dieses Erbe eines Tages überhaupt annehmen will!“
„Wahrscheinlich können sich Jarandil und seine Komplizen nur schwerlich vorstellen, dass jemand freiwillig die Herrschaft über ein ganzes Königreich ablehnen könnte“, erwiderte Sarwen mit ihren Gedanken.
„Aber wenn Jarandil den Schicksalsbezwinger stehlen lässt, kann das eigentlich nur bedeuten, dass er unseren Großvater stürzen und sich selbst an dessen Stelle setzen will“, war Daron überzeugt.
Rarax brummte unterdessen leicht vor sich hin. Der Herzschlag des Riesenfledertiers hatte sich auch stark verlangsamt, woran die beiden Elbenkinder ziemlich sicher erkennen konnten, dass sich ihr geflügelter Freund beruhigt hatte.
Daron trat zu dem Tier und untersuchte noch einmal die Narbe, die Rarax durch den Dreizack davongetragen hatte. Es würde nicht mehr allzu lange dauern, bis das Fell des geflügelten Ungetüms die Stelle vollkommen bedeckte und man die Narbe gar nicht mehr sehen konnte.
Ein Rabe ließ sich in der Nähe auf einem Mauervorsprung nieder, saß dann vollkommen ruhig da und schien sich auch nicht im Geringsten für das Kleingetier in den Mauerritzen und Fugen zu interessieren.
„Siehst du den Vogel dort, Sarwen?“, sagte Daron einen weiteren Gedanken an seine Schwester.
Auch sie antwortete ihm wieder auf geistiger Ebene. „Sicher. Wir werden beobachtet!“
Beiden Kindern war sofort klar, dass das Tier auf ähnliche Weise beeinflusst war, wie Daron dies mit der Taube getan hatte, um die Beratungen des Thronrats zu belauschen.
„Wie gut, dass Raben keine Gedanken lesen können“, meinte Daron.
„Jedenfalls haben wir es mit einer groß angelegten Verschwörung unter den Elbenmagiern zu tun“, war seine Schwester mittlerweile überzeugt.
„Und was sollen wir nun tun? Wenn wir uns damit an Prinz Sandrilas wenden, wird er anschließend verhindern, dass wir nach Naranduin fliegen.“
„Eigentlich bräuchten wir Andirs magische Hilfe“, meinte Sarwen.
„Aber der ist leider nicht zu erreichen.“
„Bevor wir etwas unternehmen, sollten wir genauer Bescheid wissen “, erklärte Sarwen in Gedanken. „Dieser Maradorn weiß bestimmt mehr darüber. Ich glaube nämlich nicht, dass sich Jarandil als Vorsitzender der Magiergilde einfach nach Naranduin aufbrechen konnte, ohne zuvor seinen Stellvertreter einzuweihen.“
„Was schlägst du vor?“, fragte der Elbenjunge . „Ihn belauschen? Dieser Rabe ist leicht zu lenken …“
„Und wir haben ihn gleich bemerkt“, gab Sarwen zu bedenken. „ Um eine Magierversammlungen zu belauschen, müssen wir subtiler vorgehen.“ Sie zog die Stirn kraus, weil sie nachdachte. „Aber ich glaube, ich habe da eine Idee …“
Als die beiden Elbenkinder den Stall des Riesenfledertiers hinter sich ließen und in Richtung des Tores zum inneren Burghof davongingen, wollte sich auch der Rabe erheben. Aber Daron murmelte rechtzeitig einen einfachen Schlafzauber. Er war nicht besonders stark, aber der Geist eines Raben vermochte sich dagegen nicht zu wehren.
Der Vogel hatte die Flügel bereits ausgebreitet, um sich in die Luft zu erheben und den beiden Elbenkindern auf den Fersen zu bleiben. Doch dann sank er in sich zusammen und blieb auf dem Mauervorsprung in seiner normalen Schlafhaltung sitzen.
„Das werden die bemerken!“ , warnte Sarwen in Gedanken.
Daron zuckte mit den Schultern. „Sollen sie doch! Hauptsache, wir werden nicht auf Schritt und Tritt beobachtet.“
Kapitel 11
Wie man Magier
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