Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)
belauscht
Das Haus der Magie lag in der verwinkelten Altstadt von Elbenhaven. Die Magiergilde hielt dort ihre Zusammenkünfte ab. Ansonsten empfing der Gildenmeister oder sein Stellvertreter dort Elben, wenn diese magische Hilfe benötigten, etwa weil ihr durch Magie errichtetes Haus einsturzgefährdet war oder die Planken eines Schiffes inzwischen morsch geworden waren und mithilfe einiger geeigneter Zauberformeln erneuert werden mussten.
Außerdem organisierte die Magiergilde von dort aus auch ihre Einsätze im Auftrag des Königs, beispielsweise wenn es darum ging, die Verteidigungsanlagen oder Straßen in Ordnung zu halten. Wichtig waren auch die Brücken über die großen Flüsse von Elbiana, die in der Mehrzahl nur durch Magie erschaffen worden und dementsprechend anfällig waren.
Ein blaues Banner wehte über dem Dach des Magierhauses, und weitere Banner waren am Haupteingang aufgezogen worden.
Daron und Sarwen blieben an der Ecke zur Nebenstraße stehen und beobachteten, wie sich nach und nach zahlreiche Magier in dem Haus einfanden und die Stufen zum Eingang hinaufschritten.
An der Tür stand ein Jungmagier, der offenbar kontrollieren sollte, dass wirklich nur Mitglieder der Gilde eintraten. Dazu musste jeder eine Kugel aus Glas berühren, die blau aufleuchtete, falls der Betreffende über genügend magische Kräfte verfügte, um tatsächlich ein Magier zu sein.
„Es wäre für uns doch ein Leichtes, da hineinzuspazieren“, meinte Sarwen. „Unsere magischen Kräfte sind so stark, dass wir diese Kugel einfach zerspringen lassen könnten, wenn es sein müsste.“
„Aber wir sind keine Mitglieder der Gilde“, widersprach Daron.
Sarwen seufzte. „Ich weiß.“
Natürlich kam es nicht nur auf den Grad der magischen Begabung an, ob man eingelassen wurde. Alle Mitglieder der Gilde waren in einem uralten Buch verzeichnet, das bereits in Gebrauch gewesen war, als die Elben noch in der Alten Heimat Athranor gelebt hatten.
Und Kinder gehörten der Magiergilde auf gar keinen Fall an, denn dafür musste man ein erwachsenes Äußeres haben. Das war Voraussetzung.
Noch vor einigen Jahrzehnten hatte ein Elb zudem mindestens dreihundert Jahre alt sein müssen, um in die Gilde aufgenommen zu werden. Doch weil die magischen Fähigkeiten der Elben ganz allgemein immer schwächer wurden, hatte man in der Magiergilde große Nachwuchssorgen. Darum hatte man diese Bestimmung geändert, und dies war auch jenem Jungmagier an der Tür des Magierhauses zugute gekommen, der die Kugel hielt.
Daron kannte ihn. Sein Name war Landolas, und er war eigentlich sogar jünger als Daron und Sarwen. Doch obwohl er sich ebenfalls sehr viel Zeit beim Älterwerden gelassen hatte, war er längst erwachsen.
Früher hatten Daron und Landolas ab und zu etwas gemeinsam unternommen. Aber seitdem sich Landolas entschlossen hatte, erwachsen zu werden, hatten sie immer weniger miteinander zu tun gehabt.
„Denk besser gar nicht daran, deine Freundschaft zu Landolas aufzufrischen“, warnte Sarwen ihren Bruder auf geistiger Ebene.
Daron sah sie an und musste schmunzeln. „Du liest meine Gedanken nicht nur, du ahnst sie sogar voraus.“
„Ich kenne dich eben“, behauptete sie. „Aber wie auch immer, Landolas können wir nicht trauen – und auch sonst keinem der Magier. Wir wissen nicht, ob nur ein Teil von ihnen an der Verschwörung beteiligt ist oder vielleicht sogar die ganze Gilde. Doch das werden wir gleich wissen …“
Landolas wollte die Eingangstür des Magierhauses bereits schließen, als noch ein Gildenangehöriger auftauchte, der offenbar etwas spät dran war. Er eilte die Stufen hinauf und wurde gerade noch eingelassen.
„Ich verstehe nicht, warum die Gilde nicht eine Versammlung der Magier des gesamten Elbenreichs einberuft!“, hörten Daron und Sarwen ihn sagen. „Schließlich geht es um sehr wichtige Fragen, die alle Mitglieder betreffen.“
„Nun kommt erst einmal herein, ehrenwerter Magiermeister“, bat Landolas und deutete eine höfliche Verbeugung an. „Gildenmeister Jarandil befindet sich noch immer auf Reisen, darum wird sein Stellvertreter die Versammlung leiten. Er wird Euch Rede und Antwort stehen.“
Der Magiermeister trat ein, und wieder begann Landolas damit, die große zweiflüglige Tür zu schließen, wofür er die beiden arretierten Türflügel erst einmal aus ihren Verankerungen lösen musste.
„Beeil dich!“ , forderte Daron seine Schwester mit einem Gedankenbefehl auf. „Sonst ist es zu
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