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Elbenschswert

Titel: Elbenschswert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Camelot, das er
beobachtete. Seine Aufmerksamkeit galt jetzt der kleinen
Karawane, die sich über den Weg bewegte, der sich zwischen den bewaldeten Hügeln westlich der Stadt dahinschlängelte. Sie bestand aus drei Wagen, von denen der
mittlere mit silbernen Verzierungen beschlagen war und
der von vier weißen Pferden gezogen wurde (auffälliger
geht es wohl kaum, dachte der Krieger in ihm ärgerlich),
während die beiden anderen schwere Packwagen waren,
die das Gepäck und die für den langen Weg von York aus
hier benötigte Menge an Vorräten und Wasser beförderten.
    Zwei gleich große Trupps von jeweils sechs Reitern bildeten Vor- und Nachhut der Karawane und rechts und
links des prächtigen Wagens ritten zwei gepanzerte Gestalten, an deren aufgestellten Lanzen die Wimpel Camelots flatterten. Lancelot konnte die beiden Männer über die
große Entfernung nicht erkennen, aber es waren eindeutig
Tafelritter.
    Außerdem waren sie praktisch schon tot.
Die Falle war perfekt geplant und perfekt aufgestellt.
Selbst Lancelot hatte von seiner erhöhten Position aus
    alle Mühe, die in fleckiges Grün und Braun gekleideten
Gestalten auszumachen, die sich beiderseits des Weges auf
die Lauer gelegt hatten. Trotzdem konnte er auch einen
zweiten Trupp piktischer Reiter erkennen. Noch einmal
ein halbes Dutzend folgte dem Wagenzug im Abstand von
vielleicht einer Meile und weitere Krieger ritten der Karawane voraus, um rechtzeitig Alarm zu schlagen, sollte
Artus dem Bischof vielleicht noch mehr Männer entgegenschicken.
    Lancelot war ziemlich sicher, dass es nicht geschehen
würde. Artus war alles andere als leichtsinnig, aber während der vergangenen Tage hatte er Dutzende von Patrouillen ausgesandt, die die Wälder rings um Camelot
durchkämmt und nach Barbarenkriegern Ausschau gehalten hatten, die vielleicht ihren gefangenen Anführer zu
befreien versuchten. Aber seit zwei Tagen waren keine
Pikten mehr in den Wäldern nahe der Stadt aufgetaucht.
Möglicherweise beklagten sie hohe Verluste, vielleicht lag
es auch daran, dass Mordred in Camelots Verlies saß und
für den Mann, der sie jetzt führte, seine Krieger mehr waren als bloßes Fleisch .
    Lancelot überlegte angestrengt, was er tun sollte. Er hatte geplant, erst am nächsten Morgen nach Camelot zu gehen, um das Versprechen einzulösen, das er Artus gegeben
hatte, nämlich Gwinneth’ Brautführer zu sein.
    Aber er konnte unmöglich hier stehen bleiben und zusehen, wie die Männer in einen Hinterhalt liefen, den keiner
von ihnen überleben würde. Einen Moment lang blickte er
nach Westen und versuchte die Zeit abzuschätzen, die die
Verfolger noch brauchen würden, um den Wagenzug einzuholen, dann drehte er sich rasch herum und trat wieder
in den Wald hinein.
    Er musste nicht nach dem Einhorn rufen. Das Tier
schien aus dem Nichts aufgetaucht zu sein und Lancelot
schwang sich in den Sattel und ritt los.
    Während er sich seinen Weg durch das dichte Unterholz
bahnte, zerbrach er sich den Kopf über den Sinn dieses
Hinterhalts. Der Mann, der in dem prächtigen Wagen saß,
war eine sehr wichtige Persönlichkeit – immerhin der Bischof von York, einem der mächtigsten Königreiche im
Lande, das zwar nicht mit Camelot verbündet war, aber
zumindest befreundet, was im Zweifelsfall vielleicht mehr
bedeutete. Aber ihn zu töten oder auch nur zu entführen
brachte den Pikten keinerlei Nutzen, ganz im Gegenteil:
Es würde die einzelnen Königreiche noch mehr erzürnen
und gegen den gemeinsamen Feind aus dem Norden zusammenschweißen. Was also planten die Pikten?
    Er fand auch jetzt keine Antwort auf diese Frage, und als
er den Waldrand erreichte, schob er die Gedanken daran
beiseite, ließ das Einhorn anhalten und nahm seinen Schild
vom Rücken, um ihn an seinem linken Arm zu befestigen.
Dann setzte er den Helm auf, zog das Elbenschwert aus
dem Gürtel und wartete. Der Schwertgriff schien zu
vibrieren, es war, als zittere die Klinge in Vorfreude auf
das, was kommen würde.
    Sie musste nicht lange warten. Die frischen Wagenspuren am Weg bewiesen, dass der Tross erst vor kurzem
vorübergezogen war, und nach wenigen Minuten hörte
Lancelot gedämpften Hufschlag. Seine Einschätzung war
richtig gewesen. Die Pikten bewegten sich nun schneller
als der Wagenzug, um diesen im selben Moment einzuholen, in dem die Falle unten am Weg zuschnappen sollte.
Lancelot ließ das Einhorn aus dem Wald heraustreten,
drehte es nach rechts und hielt

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