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Elbenschswert

Titel: Elbenschswert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ganz offensichtlich auf ihn gewartet hatten. Oder, um es anders auszudrücken, die ihm eine Falle
gestellt hatten!
Lancelot kam nicht dazu, den Gedanken weiterzuverfolgen, denn die Angreifer drangen so ungestüm auf ihn ein,
dass er sich nur noch mit Mühe im Sattel halten konnte.
Die Rüstung nahm all diese Schläge hin, ohne dass sie
auch nur einen Kratzer erhielt, aber unglückseligerweise
war Lancelots Körper darunter immer noch der eines
sterblichen Menschen und er begann jeden Treffer
schmerzhaft zu spüren. Noch einen Augenblick und die
wütenden Speerstöße würden ihn aus dem Sattel schleudern, falls das Einhorn auf dem schmalen Waldweg nicht
den Halt verlor und fiel.
Lancelot verfluchte sich in Gedanken selbst. Er war so
davon überzeugt gewesen, den Pikten eine böse Überraschung zu bereiten, dass er nicht auf die Idee gekommen
war, möglicherweise selbst in einen Hinterhalt zu geraten.
Der Gedanke erfüllte ihn mit einem solchen Zorn, dass
er die wütenden Hiebe des Reiters für einen Moment
kaum spürte. Ohne das halbe Dutzend Männer, das sich
hinter und links von ihm befand, auch nur zu beachten,
drehte er sich im Sattel zu dem Reiter herum und führte
einen einzigen, furchtbaren Schwertstreich, der den Mann
schwer verletzt rücklings vom Pferd stürzen ließ.
Das Tier scheute, stieg auf die Hinterläufe und verlor
den Boden unter den Füßen. Mit einem entsetzten Kreischen kippte es zur Seite und stürzte die Böschung hinab.
Die vier verbliebenen Reiter stürmten heran und die anderen Pikten hatten wohl endgültig begriffen, dass sie
Lancelots Rüstung keinen Schaden zufügen konnten, und
verfielen auf eine andere Taktik: Während zwei von ihnen
mit ihren Schwertern auf den Panzer des Einhorns eindroschen um zu verhindern, dass es seine Hufe als Waffe einsetzen konnte, koordinierten die vier anderen nun ihren
Angriff und schoben ihn mitsamt dem Einhorn mit ihren
Speeren auf den Abgrund zu.
Das Tier wieherte zornig und stampfte mit den Hufen im
Boden, um wieder festen Halt zu gewinnen, aber das weiche Erdreich gab unter ihm nach und der Abgrund kam
unbarmherzig näher. Lancelot führte einen verzweifelten
Hieb nach den Speeren und es gelang ihm, einen davon zu
kappen, aber sofort nahm ein anderer Mann die Stelle ein
und der Druck auf ihn und sein Tier nahm noch zu.
Lancelot sah verzweifelt nach rechts. Die vier piktischen
Reiter waren fast heran und schwangen ihre Waffen.
Wenn sie ihn erreichten, war es um ihn geschehen. Er
fasste einen verzweifelten Entschluss.
Mit aller Wucht hieb er noch einmal um sich und schlug
diesmal gleich drei Speere zur Seite, ohne sie jedoch zerbrechen zu können, dann riss er das Einhorn herum und
ließ es mit einem gewaltigen Satz ins Leere springen.
Das Tier kreischte vor Angst und Schrecken, als unter
ihm plötzlich nichts mehr war als ein mehr als drei Meter
tiefer Abgrund, und der Aufprall war so hart, dass Lancelot über den gepanzerten Pferdehals nach vorne geschleudert wurde. Das Einhorn strauchelte, tänzelte mit verzweifelten Schritten zur Seite und brachte es irgendwie fertig,
nicht zu stürzen, und ein zweites Wunder verhinderte, dass
Lancelot aus dem Sattel geschleudert wurde. Aber er war
halb bewusstlos. Sein ganzer Körper schien ein einziger
dumpfer Schmerz zu sein, das Blut rauschte in seinen Ohren und er hatte nicht mehr die Kraft, das Tier zu lenken.
Es kostete ihn schon alle Mühe, das Schwert nicht fallen
zu lassen und sich irgendwie im Sattel zu halten.
Stöhnend richtete er sich auf. Irgendwo über ihm erklang
ein Chor wütender Stimmen, aber da war auch etwas anderes, ein drohendes Geräusch, das näher kam, wie das Grollen eines herannahenden Gewitters, das man hörte, noch
bevor der erste Blitz den Himmel erhellte.
Er musste weg hier. Noch vor wenigen Augenblicken
hätte er jeden ausgelacht, der ihm dergleichen prophezeite,
aber Tatsache war, dass er diesen Kampf verloren hatte
und fliehen musste, um mit dem Leben davonzukommen.
Immerhin hatte er eine Chance. Wenn die Pikten nicht so
verrückt waren, ihm auf dieselbe Weise zu folgen, so hatte
er einen ausreichenden Vorsprung. Lancelot gönnte sich
noch ein paar Herzschläge, um zu Atem zu kommen, dann
griff er nach den Zügeln, drehte das Einhorn mühsam herum – und erstarrte.
Aus der Richtung, aus der er gekommen war, näherte
sich ein weiteres halbes Dutzend schwer bewaffneter Reiter!
Für einen Moment drohte er in Panik zu geraten. Jetzt

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