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Elbenschswert

Titel: Elbenschswert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Sinne beständig schärfer und auch seine Körperkräfte hatten zugenommen. Mit alledem hatte er gerechnet, ja es sogar erwartet, seit er endgültig zu Lancelot du
Lac geworden war – aber das waren nur die Instinkte des
stets wachen und misstrauischen Jägers. Womit er nicht
gerechnet hatte, war, dass sich alle seine Wahrnehmungen
schlagartig in eine vollkommen andere Richtung ausweiteten. Nie zuvor hatte er die Schönheit eines Augenblickes
so intensiv empfunden wie jetzt. Nie zuvor war die Friedlichkeit eines Ortes ihm so kostbar erschienen. Seit er Camelot verlassen hatte, hatte er die Spuren zahlreicher
Kämpfe gesehen und mehr als einen Toten gefunden, das
Schwert aber selbst nicht ein einziges Mal gezogen, und
tief in sich hatte er sogar gehofft, es nie wieder tun zu
müssen.
Natürlich war dies eine närrische Hoffnung gewesen.
Wie konnte er sich entscheiden, fortan das Leben eines
Kriegers zu führen, wenn er sich zugleich wünschte, nie
mehr ein Schwert in die Hand nehmen zu müssen? Natürlich hatte er gewusst, dass er es irgendwann wieder tun
würde – aber warum musste es ausgerechnet ein Moment
wie dieser sein, in dem das Töten erneut seinen Anfang
nahm?
Zwei große, in schwarzes Leder gekleidete Reiter erschienen um die Wegbiegung, dann noch zwei und noch
zwei und plötzlich lief ein erschrockener Ruck durch die
kleine Karawane und sie hielt schlagartig an.
In den Gesichtern der beiden Männer an der Spitze spiegelte sich Überraschung und Misstrauen, während Lancelot langsam auf sie zuritt. Die Ohren des Einhorns, die
durch zwei Öffnungen in dem silbernen Panzer herausragten, zuckten nervös, doch ohne sichtbare Hast ritt er weiter.
Lancelots Schwert lag quer vor ihm auf dem Sattel, jetzt
nahm er es wieder in die Hand, ließ den Arm sinken und
umfasste mit der anderen Hand den Schild fester.
Einer der beiden Reiter an der Spitze ritt ihm fünf oder
sechs Schritte entgegen. Er wird der Erste sein, der stirbt,
dachte Lancelot.
»Wer seid Ihr?«, fragte der Krieger misstrauisch. »Was
wollt Ihr von uns? Gebt den Weg frei!«
Allein der Umstand, dass er mit einem halben Dutzend
schwer bewaffneter Männer im Rücken ihn aufforderte,
aus dem Weg zu gehen, machte Lancelot klar, dass er
ziemlich genau wusste, wem er gegenüberstand. Er hatte
Angst.
»Ich fürchte, das kann ich nicht«, antwortete Lancelot.
»Und Ihr wisst das.«
Der Pikte machte eine nervöse Bewegung. »Ich … ich
weiß, wer Ihr seid«, sagte er zögernd.
»So?«, fragte Lancelot.
Der Pikte fuhr sich mit einer fahrigen Geste über das
Kinn und nickte. »Ihr seid Lancelot du Lac, der Silberne
Ritter. Wir haben keinen Streit mit Euch!«
»Und ich keinen mit Euch«, antwortete Lancelot. »Also
dreht um, geht Eurer Wege und bleibt am Leben.«
»Das können wir nicht«, sagte der Pikte.
»Dann sterbt!«
»Ja, Herr«, antwortete der Pikte. »Das müssen wir
wohl.«
Er zog sein Schwert und es war, wie Lancelot vorausgeahnt hatte: Er starb, noch bevor er die Waffe ganz aus dem
Gürtel ziehen konnte. Das Einhorn sprengte los und Excaliburs dunkler Bruder vollführte eine blitzschnelle, sirrende Bewegung, die den Krieger enthauptete. Er machte
nicht einmal den Versuch, dem Hieb auszuweichen. In
seinen Augen stand ein Ausdruck vollkommener Mutlosigkeit.
Noch bevor der kopflose Körper des Kriegers aus dem
Sattel glitt, verwandelte sich der friedliche Waldweg in ein
Schlachtfeld.
Aus dem Wald rings um ihn brach ein gutes halbes Dutzend Männer hervor, allesamt mit Speeren und gefährlich
aussehenden Schwertern bewaffnet. Sie gingen ohne zu
zögern auf ihn los. Das Einhorn bäumte sich mit einem
erschrockenen Kreischen auf und schlug mit den tödlichen
Vorderhufen nach einem der Angreifer.
Der Mann brachte sich im allerletzten Moment durch einen verzweifelten Satz ins Gebüsch in Sicherheit.
Zwei weitere Krieger versuchten Lancelot mit ihren langen Speeren zu treffen und aus dem Sattel zu stoßen.
Gleichzeitig war es einem anderen gelungen, sich an
dem scheuenden Pferd vorbeizudrängen. Sein Schwert
pfiff durch die Luft und traf Lancelots ungeschützten rechten Oberarm mit solcher Gewalt, dass er ihn vermutlich
verloren hätte, wäre da nicht die silberne Rüstung gewesen.
Mit einem wütenden Hieb in die Runde verschaffte sich
Lancelot für einen Moment Luft und sah sich gehetzt um.
Er stand nahezu einem Dutzend Gegnern gegenüber und
es waren die Männer, die im Wald verborgen gewesen
waren und dort

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