Elbenschswert
sich Lancelot zur Flucht.
Er sprengte auf die Pikten zu, riss das Einhorn im allerletzten Moment herum und feuerte es noch einmal zu
schnellerer Gangart an, als sie auf die Böschung zu rasten.
Er wusste, dass das Tier zu unglaublichen Leistungen imstande war. Es mochte aussehen wie ein Pferd, aber diese
Ähnlichkeit war nur äußerlich, denn wie die Rüstung, die
er trug, und die magische Waffe in seiner rechten Hand
stammte es aus einer anderen, verzauberten Welt, in der
die Gesetze der Menschen und der Natur nicht unbedingt
galten. Er musste es einfach schaffen!
Fünf Meter vor der Wand stieß Lancelot dem Tier die
Absätze in die Flanken. Das Einhorn ließ ein wütendes
Schnauben hören, griff aber noch einmal schneller aus und
sprang mit seiner ganzen gewaltigen Kraft ab – in die Höhe! Der Boden schien unter ihnen wegzusacken, als säße
er nicht mehr auf einem Einhorn, sondern auf einem magischen Pferd, das fliegen konnte, und der obere Rand der
Böschung raste regelrecht auf sie zu.
Und beinahe hätten sie es sogar geschafft.
Die Vorderhufe des Einhorns berührten den Waldweg,
der sich über der Böschung dahinzog, und Lancelot konnte
spüren, wie sich die mächtigen Muskeln des Tieres spannten, um das letzte Stück zu schaffen. Dann aber gab das
lockere Erdreich unter seinen Hufen nach.
Pferd und Reiter schrien gleichzeitig auf. Das Einhorn
kippte nach rechts und rutschte sich überschlagend und in
einer Lawine aus Steinen, Geröll und lockerem Erdreich
wieder nach unten und Lancelot schlug einen Salto in der
Luft, ehe er mit solcher Wucht am Fuße der Böschung
aufschlug, dass ihm für einen Moment die Sinne schwanden.
Als er die Augen wieder öffnete und sich benommen
hochzusetzen versuchte, waren die Pikten nahe heran.
Drei, vier weitere kamen von links auf ihn zu, noch mehr
von rechts und hinter ihm kollerten Steine, als einige
Männer versuchten auf dem Hosenboden rutschend die
Böschung hinabzukommen.
Unsicher richtete sich Lancelot auf, packte den Schild
fester und merkte erst jetzt, dass er sein Schwert fallen
gelassen hatte. Es lag zwei oder drei Schritte neben ihm,
fast zum Greifen nahe und dennoch zu weit. Auch seinen
Gegnern war nicht entgangen, dass er seine Waffe nicht
mehr hatte, sie quittierten diese Beobachtung mit einem
triumphierenden Johlen und spornten ihre Tiere noch mehr
an. Lancelot warf sich mit einem verzweifelten Satz nach
dem Schwert, bekam es zu fassen und rollte herum, aber
noch bevor er sich erneut hochstemmen konnte, stieß eines
der schwer gepanzerten Schlachtrösser mit solcher Wucht
gegen ihn, dass er erneut durch die Luft flog und gegen
einen Felsen prallte.
Es gelang ihm irgendwie, das Schwert nicht fallen zu
lassen, aber alles drehte sich um ihn, sein linkes Bein, die
Hüfte und auch der linke Arm, wo ihn das Pferd getroffen
hatte, waren ein einziger Schmerz und er konnte kaum
noch etwas sehen. Als er sich aufsetzen wollte, war ein
zweiter Reiter heran und schlug mit dem Schwert auf seinen Helm. Die Klinge vermochte das Metall nicht zu
durchdringen, aber der Helm dröhnte wie eine riesige
Bronzeglocke, die von einem ebenso riesigen Klöppel
angeschlagen worden war, und Lancelot hatte das Gefühl,
sein Schädel müsse platzen. Seine Nase begann zu bluten.
Er taumelte hoch, fiel sofort wieder auf die Knie und fing
mehr durch Glück als irgendetwas anderes einen Keulenhieb mit dem Schwert ab. Allein die Wucht des Schlages
reichte, ihn erneut zu Boden zu werfen. Er rollte auf den
Rücken, zog die Beine an, um sich wieder hochzustemmen, und spürte mit einer Mischung aus Entsetzen und
Resignation, dass er nicht mehr die Kraft dazu hatte.
Dann war es endgültig vorbei. Drei, vier, vielleicht sogar
mehr Pferde erschienen in seinem eingeschränkten Gesichtsfeld. Er hörte, wie die Männer aus dem Sattel sprangen, und irgendetwas schlug mit grässlicher Wucht auf
seinen Brustharnisch, dann traf ihn ein zweiter Schlag, ein
dritter und vierter und jemand versuchte, die schartige
Klinge eines Dolches durch den Sehschlitz seines Helmes
zu schieben. Er hatte einen Fehler gemacht, einen Fehler,
der ihn jetzt das Leben kosten würde. Er hatte sich zu sehr
auf seine magische Rüstung verlassen. Sie war möglicherweise unzerstörbar, aber das galt nicht für ihn. Lancelot drehte den Kopf zur Seite, sodass die tückische Messerklinge ihr Ziel verfehlte und nur über die Außenseite
des Helmes schrammte, aber er wusste, dass es vorbei
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